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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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anhören.«
    Plötzlich zuckte sie zusammen, packte Tannenbergs Arm und zog ihn zu sich auf den Schoß.
    »Was ist denn?«
    Mit offenem Mund riss Hanne den anderen Arm nach oben, warf ihn in Richtung des Waldweges. »Da, da hinter dem Baum!«
    »Wo? Ich seh nichts? Was soll da sein?«
    Johannas verkrampfte Körperhaltung normalisierte sich wieder. Sie rang nach Atem, stieß ihn geräuschvoll aus. »Ich dachte, ich hätte eben Alexander gesehen.«
    »Was, diesen Stalker?«
    »Ja. Aber wahrscheinlich hab ich mich nur wieder einmal getäuscht.«
    »Bestimmt, denn meine Kollegen werden ihn nach dem Vorfall heute Morgen garantiert in die Psychiatrie gebracht haben.«
    »Sie haben sicher recht.« Hanne wiegte den Kopf hin und her. »Ich glaube, ich sehe manchmal schon Gespenster.«
    »Kein Wunder, so etwas belastet einen ja auch ziemlich.«
    »Leider.« In einen tiefen Stoßseufzer hinein ergänzte sie: »Aber davon darf man sich nicht die Lebensfreude vermiesen lassen. – Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Bei der Magie des Feuers.«
    »Ach, ja, richtig. Und da machen wir am besten auch gleich weiter.« Sie kramte in ihrer Handtasche und fischte einen kleinen Geldbeutel heraus.
    »Ist das Ihr Familienwappen?«, fragte Tannenberg mit erstaunter Mimik, als er das in schwarzem Leder eingeprägte Emblem entdeckte.
    »Bitte? Ach so, Sie meinen die Geldbörse. Das ist nur so ein Spleen meiner Mutter, ein Versuch, die alten Adelstraditionen aufrecht zu erhalten.«
    »Weiße Lilien?«
    »Ja, und zwar aus gutem Grunde. Der Sage nach wurde unsere Burg jahrhundertelang von einem Blütenmeer aus weißen Lilien vor der Einnahme geschützt. Jeder Angreifer war von dieser Pracht so fasziniert, dass er sich nicht getraute, sie zu zerstören.«
    »Dann waren die Lilien ja so etwas wie ein Glücksbringer für Ihre Burg.«
    »Ja, das kann man so sagen«, erwiderte Hanne lächelnd. Doch urplötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie zog die Stirn in Falten und presste die Lippen zusammen. Geistesabwesend begann sie, an den Perlen ihrer Halskette herumzuspielen. »Allerdings nur bis ins 17. Jahrhundert. Denn leider wurde unsere Burg im 30-jährigen Krieg dem Erdboden gleichgemacht.«
    »Also etwa zu der Zeit, in der auch Kaiserslautern zerstört und entvölkert wurde«, murmelte Tannenberg vor sich hin.
    »Richtig. Und zwar unmittelbar nach diesem sogenannten ›Kroatensturm‹. Ein Teil dieser multinationalen Söldnertruppe zog damals seine Blutspur auch über unsere Burg und über Hohenecken hinweg. Vermutlich waren es sogar dieselben Berserker, die kurz zuvor das Massaker an der Jammerhalde angerichtet hatten. Nachdem die einzelnen Truppenteile in der Gegend ausgiebig marodiert und gebrandschatzt hatten, haben sie sich an der heutigen Vogelweh wieder vereinigt und sind weiter nach Westen gezogen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen, denn die Hohenecker Burg lag praktisch auf ihrem Weg zur Vogelweh. Die Entfernung von der Jammerhalde zur Burg beträgt ja auch höchstens anderthalb Kilometer.«
    Tannenberg gefroren die Gesichtszüge. Auf der anderen Seite des riesigen Lagerfeuers waren drei Männer hinter dem lodernden Flammenmeer aufgetaucht und blickten genau in seine Richtung.
    Hanne hatte seine Irritation offensichtlich bemerkt und war seinem entsetzten Blick gefolgt. Freundlich winkte sie den Männern zu, die nun ihrerseits zurückgrüßten.
    »Kennen Sie diese Leute etwa?«, fragte er.
    »Ja, natürlich. Der Herr rechts dürfte Ihnen inzwischen wohl auch bekannt sein. Sie haben ihn schließlich heute Morgen bei uns im Institut gesehen. Es ist Herr Klemens, der Mann, der die Küchler-Chronik gesucht hat. Und die beiden anderen Herren sind beim Forst beschäftigt. Der linke ist ein Waldarbeiter. Er heißt Cambeis. Und der andere ist Förster Kreilinger.«
    »Woher kennen Sie die denn alle?«, modifizierte Tannenberg ein wenig seine Frage.
    »Warum wundern Sie sich so darüber?«, wollte Hanne wissen. Sie ließ einen Moment verstreichen und schob dabei vorsichtig einen kleinen Tannenzapfen mit der Schuhspitze nach vorne. »Wir gehen manchmal gemeinsam auf die Jagd. Und außerdem gehören wir demselben Historikerverein an.«
    »Welchem Historikerverein?«
    »Wir betätigen uns in unserer Freizeit als leidenschaftliche Heimatforscher. Meine drei Kollegen sind schon seit vielen Jahren dabei. Ich bin erst nach meiner Rückkehr aus den Staaten zu ihnen gestoßen. Gemeinsam mit Alex.«
    »Was, mit diesem Stalker?«
    »Ja«, seufzte

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