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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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einfache, unmittelbare sexuelle Befriedigung.« 
    »Ist es vielleicht nicht nur eine einzige Person?«, warf Maria Klee ein. »Wenn es sich um nichts Politisches handelt, haben wir es dann vielleicht mit einer Art Kult zu tun?«
    Werner Meyer lachte hohl. Die beiden Frauen ignorierten ihn, und Fabel warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Das könnte sein, aber es ist unwahrscheinlich«, antwortete Susanne Eckhardt. »Und selbst wenn dies die Aktionen von mehr als einer Person sind, bleibt das Profil unseres Haupttäters - desjenigen, der die Morde verübt - das Gleiche. Sollte noch jemand anders beteiligt sein, dann höchstens ein Drahtzieher - jemand, der die Lücke füllt, die ein gefühlloser oder gewalttätiger Elternteil hinterlassen hat. In solchen Fällen - wie etwa bei Leonard Lake und Charles Ng in den Achtzigerjahren in Amerika - hat der eine Partner nicht die geringste Selbstachtung, während der andere ein pathologischer Egoist ist. In diesem Fall glaube ich jedoch eher an den Kreuzzug eines Einzeltäters. Das wird in seiner zweiten E-Mail deutlich. Er ist ein einsamer Wolf. Und das kommt natürlich viel häufiger vor als ein Team von Serienmördern.« Sie hielt inne und setzte die Brille ab. »Der Mann kompensiert seinen Mangel an Selbstachtung durch diese Akte. Deshalb halte ich es für wenig plausibel, dass der Terrorist von Herrn Fabel in Frage kommt: unpassendes Alter, unpassendes Motiv, unpassende Psyche ... und unpassende Politik.«
    Van Heiden schien einen leichten elektrischen Schlag erhalten zu haben. »Was meinen Sie mit ›unpassende Politik‹?«
    »Das psychologische Grundprofil, das ich umrissen habe - die Beschuldigung der Gesellschaft für eigene persönliche Mängel, der Glaube, dass nur eine ungerechte Welt die Entfaltung des persönlichen Potenzials verhindere -, und überhaupt alles, von dem psychosexuellen Trauma abgesehen, passt auch auf Neonazis.«     
    »Sie haben doch gesagt, dass diese Taten nicht politisch motiviert seien, oder?«
    »Ja, davon bin ich überzeugt. Dieser Mann wird vermutlich psychosexuell zum Morden getrieben, aber er hat natürlich auch politische Meinungen. In seinem Fall könnten sie psychotisch verzerrt sein und vielleicht sogar eine Rechtfertigung - eine Entschuldigung - für die Akte liefern. Wenigstens teilweise. Ich will darauf hinaus, dass ein Linksterrorist wie Svensson nicht das gleiche Profil hätte.«
    Fabel nickte langsam. »All das kann ich akzeptieren, aber was ist, wenn ich für ihn im Mittelpunkt stehe? Wenn er mir eine ... irgendeine Herausforderung hinwirft? Ich habe eine seiner Frauen getötet, und nun tötet er Frauen, die ich als Polizist beschützen müsste.«
    Susanne Eckhardt lachte. »Jetzt tauschen wir die Rollen, und ich muss sagen, es ist eine ziemlich lausige Psychologie. Eine dürftige Logik, um es vorsichtig auszudrücken.« Sie legte ihre Brille auf den Tisch, straffte die Schultern und warf den Kopf zurück. Ihre dunklen Augen waren auf Fabel gerichtet. Ihr unverwandter Blick machte ihn verlegen, denn er fürchtete, dass man merkte, wie sehr sie ihn anzog.
    »Aber wenn Sie den Psychologen spielen wollen«, fuhr sie lächelnd fort, »dann lassen Sie mich den Polizisten spielen. Sie geben zu, dass wir von jemandem reden, der aller Wahrscheinlichkeit nach tot ist?«
    »Ja.«
    »Und in seiner letzten E-Mail hat er sich als jemanden beschrieben, der sein Leben am Rand der Fotos anderer verbringt. Das passt nicht besonders gut zu einem Schlagzeilen machenden Terroristen mit einem Harem junger Anhängerinnen.«
    Van Heiden lachte. »Dr. Eckhardt, vielleicht sollte ich Ihnen Fabels Posten geben.« Er wandte sich dem Hauptkommissar zu, und sein Lächeln verschwand. »Also bitte, Herr Fabel, wir wollen uns auf lebendige Verdächtige konzentrieren.«
    Fabel beobachtete Dr. Eckhardt immer noch. Sie hielt seinem Blick lächelnd stand, und ein dunkles Feuer spielte in ihren Augen.
    »Wie gesagt, ich habe es ja auch nur für eine entfernte Möglichkeit gehalten.«
    \Die Psychologin setzte ihre Brille wieder auf und überflog ihren Bericht. »Außerdem sollten wir nach bisher ungelösten Vergewaltigungen oder Vergewaltigungsversuchen Ausschau halten. Der Mörder könnte schon früher, sozusagen als Probe für das Hauptereignis, sexuelle Übergriffe begangen haben.«
    »Haben wir jüngere Übergriffe dieser Art untersucht?«, fragte van Heiden. Werner schaute Fabel mit einer Miene an, in der geschrieben stand: Wieso sind wir bloß nicht

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