Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
ihnen passt völlig ins Bild.« Fabel unterbrach sich, als der Kellner den Kaffee an den Tisch brachte. Dann fuhr er fort: »Vielleicht sollten wir mit in Erwägung ziehen, dass es sich um zwei kooperierende Mörder handeln könnte. Das würde das von Henk entdeckte zweite Paar Fußabdrücke am Tatort im Naturpark erklären. Möglicherweise war es ein Fehler, die separaten Abdrücke nicht miteinander in Verbindung zu bringen.«
    »Oder könnten wir es vielleicht mit einem Hauptmörder und einem Nachahmer zu tun haben?«, fragte Hermann vorsichtig.
    Fabel schüttelte den Kopf. »Das ›Thema‹ der Morde ist absolut einheitlich, und wir haben eine direkte forensische Beziehung zwischen ihnen. Die kleinen gelben Zettel, die wir an jedem Tatort gefunden haben, sind nicht nur völlig gleich, sondern scheinen von einem einzigen Stück Papier abgeschnitten worden zu sein. Auch die Handschrift ist identisch. Wenn zwei Täter zusammengearbeitet haben, könnte Olsen vielleicht die Morde im Naturpark und ein Partner die beiden anderen begangen haben, wobei einer von ihnen sämtliche Notizen schrieb.«
    »Aber…?« Maria Klee lächelte vielsagend.
    »Aber… ich sehe hier einfach kein Team am Werk. Wir haben so etwas in früheren Fällen erlebt, und dies hier ist anders. Es muss ein einzelner Mörder sein. Also zuerst zu Olsen. Was haben wir über ihn?«
    »Er kommt eindeutig für die Morde im Naturpark in Frage«, meinte Maria. »Er hat ein Motiv gehabt, Grünn und Schiller umzubringen. Sexuelle Eifersucht. Aber du hast Recht: Wie lässt sich das mit den anderen, offenbar willkürlichen Morden in Einklang bringen?«
    Fabel nahm einen Schluck von seinem Espresso. »Es passt nicht zu dem Bild, das wir von Olsen zusammengefügt haben. Er wird von seiner Wut beherrscht. Unser Mann dagegen sieht Poesie in seiner Gewalt. Olsen bleibt oben auf der Liste. Aber um mehr herauszufinden, müssen wir ihn erst einmal schnappen. Bis dahin: Was ist mit Fendrich, Anna?«
    »Er ist nicht unser Mann. Da bin ich mir sicher. Wenn er sexuelle Motive hatte, was er bestreitet, glaube ich nicht, dass er ihnen nachgab. Ich bin seine Biografie immer wieder durchgegangen. Keine Vorstrafen. Kein vorheriger Verdacht und keine Beschwerden, was sein Verhalten als Lehrer betrifft. Er scheint seit drei Jahren, seit er sich von seiner langjährigen Freundin Rona Dorff trennte, keine ständige Beziehung mehr gehabt zu haben. Ich habe mit Rona gesprochen. Sie ist Musiklehrerin an einer anderen Schule. Nach ihren Worten war die Beziehung bestenfalls lau, und sie sind auseinander gegangen, nachdem Paula verschwunden war.«
    »Gibt es da eine Verbindung?«, fragte Fabel.
    »Ja, schon. Aber dadurch wird Fendrich eher entlastet als belastet. Rona sagt, Fendrich sei besessen von dem Gedanken gewesen, den Ehlers zu helfen und Paula zu finden. Dann, als ihm Klatt von der Polizei Norderstedt ständig im Nacken saß, wurde er wütend und deprimiert.«
    »Gewalttätig?«
    »Nein. Distanziert. Rona meinte, ihre Beziehung habe sich nicht zerschlagen, sondern sei schlicht abgestorben.«
    »Vielleicht war Fendrichs Verhalten nach Paulas Verschwinden eine Tarnung«, gab Henk Hermann mit eifriger Stimme zu bedenken. »Etliche Mörder verkleiden ihre Gefühle der Schuld und der Furcht vor einer Entdeckung als Kummer oder Sorge.«
    Genau das hatte Fabel etliche Male selbst erlebt, und sogar er war hin und wieder von den Krokodilstränen eines kaltblütigen Mörders getäuscht worden.
    »Und dann ist da noch die Analogie zu den Grimm’schen Märchen, deren sich der Mörder bedient.« Hermann schien dadurch, dass sein neuer Chef seinen letzten Beitrag gewürdigt hatte, ermutigt worden zu sein. »Wir wissen, dass Paulas Doppelgängerin, Martha Schmidt, die am Strand gefunden wurde, aus der so genannten Unterschicht stammte und dass ihr Mörder diese Herkunft mit den ›unterirdischen Leuten‹ gleichsetzte. Möglicherweise glaubte Fendrich, dass Paula durch die niedrigen Erwartungen ihrer Eltern eingeengt oder sogar gefangen war. Dachte er vielleicht, dass er sie durch ihre Ermordung ›befreit‹ hat?«
    Fabel schaute Hermann an und lächelte. »Noch jemand, der Weiss’ Buch gelesen hat, stimmt’s?«
    Hermanns Gesicht rötete sich ein wenig unter den Sommersprossen, als sei er in einer Prüfung beim Mogeln erwischt worden. »Ja, Herr Erster Kriminalhauptkommissar. Ich halte das Buch für eine gute Grundlage.«
    »Das ist es auch. Und sag Chef zu mir, das spart Zeit. Was meinst

Weitere Kostenlose Bücher