Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
schmale schwarze Brille beschlug, als sie das Gebäude betrat.
»Ganz schön kalt hier in Schottland!«, rief Janey fröhlich. Nachdem sie durch ihre Brille wieder etwas sehen konnte, nahm sie die Männer unter die Lupe. Beide waren untersetzt, breitschultrig und in graue Overalls mit braunen Dienstmarken gekleidet, auf denen »Sicherheitsdienst« stand. Sie fühlte sich sofort besser, jetzt, da sie zwei von Onkel Solomons Sicherheitsleuten vor sich hatte. Trotzdem mochten sie natürlich nicht über alle Aktivitäten von Onkel Sol Bescheid wissen - vielleicht arbeiteten sie auch nur für die Eis-Firma.
Das Sicherheitspersonal beobachtete sie misstrauisch. Angriff ist die beste Verteidigung, dachte Janey sich und sagte: »Ich möchte meinen Onkel sprechen. Solomon Brown.« Sie putzte ihre Brille und versuchte, so jung und albern wie möglich zu wirken - eher wie Janey Brown und weniger wie Jane Blond.
»Wie bist du hierhergekommen?«, knurrte einer der Männer.
»Gute Frage! Wie kommt man denn sonst für gewöhnlich hierher?«, witzelte Janey. »Ach, wissen Sie, Flug von Heathrow, Taxi, das ganz normale Programm.« Während sie sprach, tauchten plötzlich Informationen auf der Innenseite ihrer SPIon-Brille auf. »Wenn Sie es genau wissen wollen: Ich habe einen Flug nach Edinburgh genommen - leider nur in Begleitung einer Stewardess, das war etwas peinlich. Dann ging's weiter mit dem Zug, der jedoch unterwegs liegen blieb.« Sie versuchte mit Gestik und Mimik möglichst glaubwürdig zu sein. »Zum Schluss habe ich ein Taxi genommen, denn der Wagen, den Onkel Sol mir geschickt hatte, war aufgrund der Zugverspätung schon wieder fort. Wie auch immer, ich bin halb verhungert! Und Sol hat mir eine Pizza versprochen. Kann ich jetzt zu ihm?«
Die zwei Wachleute starrten sie weiterhin an, doch schließlich nahm einer von ihnen den Telefonhörer auf und wählte. »Hier ist ein Mädchen, das behauptet, Solomons Nichte zu sein. Angeblich erwartet er sie - Mmm - Ja. Ja - Okay, mach ich.«
Der Wachmann lächelte Janey über den Schreibtisch hinweg an. »Tut mir leid wegen der Fragerei. Hat uns etwas schockiert, als du hier mitten in der Nacht hereinspaziert kamst. Habe gerade mit seiner Sekretärin gesprochen, und sie sagte, dass Solomon dich erwartet, genau wie du gesagt hast. Wir sollen dich jetzt sofort zu ihm in sein Büro bringen.«
Sie konnte ein süffisantes Grinsen kaum unterdrücken. Diese Mission würde ein Leichtes sein, mit solchen gutgläubigen Heinis wie diesen beiden. Und da Onkel Solomon sich nicht mehr im Untergrund versteckte, war die Gefahr sicher auch nicht mehr so groß.
Wo ist Onkel Solomon?
Nach dem tollen Einsatz gegen die Baresi-Gruppe auf dem Dach von Onkel James' Bank fühlte es sich gut an, einfach den Fahrstuhl zu betreten und auf einen Knopf zu drücken. Janey konnte kaum glauben, dass sie erst vor wenigen Tagen ihre Ma gerettet hatte. Mittlerweile war so viel Neues in ihrem Leben passiert, dass sie gedanklich kaum noch hinterherkam.
Zwischen den beiden Wachmännern fühlte sie sich zwar klein, aber sicher. Sie schienen einigermaßen nett zu sein und unterhielten sich über ihren Kopf hinweg darüber, was sie zum Frühstück essen wollten. Janey entschied sich, ihre bisherige Rolle beizubehalten, und fragte die beiden ganz beiläufig: »Und, ist mein Onkel ein guter Chef?«
Sofort hörte die Unterhaltung der beiden Männer auf, und sie drehten sich zu Janey um. »Was meinst du damit?«, fragte schließlich der eine.
Janey räusperte sich. »Na ja, Sie wissen schon. Er sieht doch eigentlich ganz lustig aus, nicht wahr? Als Chef von Solomons Sicherheitsdienst ist er es doch bestimmt auch, oder nicht?«
Während Janey sprach, warfen sich die beiden Kollegen vielsagende Blicke zu. »Ja klar, Solomons Sicherheitsdienst«, nickte der eine. »Das stimmt. Wir haben einen wirklich netten Boss. Den besten. Und hier wären wir auch schon.«
Die Schiebetüren gingen auf. Janey sah vor sich eine Schwingtür aus Glas, die zu einem hell erleuchteten Raum führte. Das ist bestimmt Onkel Sols Büro, dachte sie gespannt. Seinen Bürostuhl sah sie nur von hinten, doch sie konnte die Computermaus über die Tischplatte kratzen hören. Janey war mächtig aufgeregt. Endlich würde sie ihren berühmten Onkel Solomon kennenlernen: der große Agent und Wissenschaftler. Der Einzige auf der ganzen Welt, der ihr erzählen konnte, was für ein Mensch ihr Vater Boz »Brilliance« Brown tatsächlich gewesen war.
Weitere Kostenlose Bücher