Jane Blond 01 - Jane Blond - Die Super-Agentin
der sich einer kleinen Gruppe von Gästen näherte, die offensichtlich etwas verloren wirkten. Er redete kurz mit ihnen, woraufhin sie nickten, ihre Sektgläser nahmen und plötzlich laut lachend weitergingen. Schauspielerei, dachte Janey. Genau wie Frau Aron die Menge angewiesen hatte. Vielleicht drehte die Putzfirma hier gerade einen Werbespot, und aus irgendeinem Grund waren ihr Onkel und sie auch eingeladen. Doch Janey hatte bisher keine Kameras gesehen.
Plötzlich hörte sie ein Japsen hinter sich. Janey drehte sich um und sah einen kurzen, spitzen Schwanz wedeln. Edna lehnte sich vor und hatte irgendetwas Essbares in ihrer dicken, faltigen Hand. Der Hund sprang hoch, um es sich zu holen und Janey fiel fast in Ohnmacht. Diesen zähnefletschenden Köter würde sie überall wiedererkennen - es war Brans Dackel. Janey war schlecht vor Schreck, doch sie versuchte einen kühlen Kopf zu behalten und griff nach ihrem SPIV. Nichts auf dem St.-Barons-Ball war, wonach es schien.
»Big Rosie!«, rief sie eilig. »Kannst du mich hören? Ich glaube, wir sind ernsthaft in Schwierigkeiten. Solomon ist hier, und Bran auch!« Sie beobachtete den fies aussehenden Dackel mit seinem kleinen graubraunen Mantel, wie er nach Ednas Beinen schnappte.
»Ich wiederhole, Bran ist hier!«
Janey sieht klar
Wer war Bran?
Als Edna den Hund abwehrte, betrachtete Janey genau ihre Finger. Es waren definitiv nicht die Hände, die sie in Onkel Sols Büro am Computer gesehen hatte. Sie waren schmaler, schlanker und irgendwie bedrohlicher gewesen. Sie hätten eher zu einer Person wie Frau Aron gehören können - die Frau, die William Frau Roan genannt hatte. Frau Aron. Frau Roan. Aron. Roan. War das ein und dieselbe Person?
Janey atmete schneller. Sie hatte Frau Roan nie kennen gelernt. Sie erinnerte sich, dass ihre Lehrerin sie besucht hatte, als Janey krank war. Ihre Mutter hatte, kurz nachdem Frau Aron gegangen war, Frau Roan auf der Straße getroffen.
Janey verließ den Stehtisch und ging wieder hinüber zu der Tafel mit dem Sitzplan. Sie tat so, als würde sie ihren Platz suchen. Dort stand ihr Name, direkt neben Susanne Roan. Onkel James hatte man so weit weg wie möglich von ihr platziert.
»Roan«, sagte Janey laut. »Aron.«
Plötzlich löste sich der Nebel in Janeys Kopf auf, und sie schnappte nach Luft. Roan und Aron - das war ein Anagramm. »Genau!« Janey hätte sich ohrfeigen können. Warum war sie nicht schon eher darauf gekommen?! Die Buchstaben wurden einfach in ihrer Reihenfolge vertauscht, und schon wurde aus Roan Aron! Und Janey dämmerte noch etwas. Es gab noch ein Anagramm, jedenfalls fast.
Baron.
Janey wurde leicht schwindelig, und sie hielt sich an der Tafel mit dem Sitzplan fest, bis ihr wieder besser wurde. Was hatte all das zu bedeuten? Sie las, was ganz unten auf dem Plakat stand.
»St. Barons Reinigungs- und Sicherheitsgesellschaft«, murmelte sie leise. »St. Barons Reinigungs- und Sicherheitsgesellschaft. St. Barons Reinigungs- und ... ha! Das ist es! Es ist ja fast wie ein Bilderrätsel!« Onkel Sol hatte sie aus der Ferne trainiert, und jetzt war sie kurz davor, das wichtigste Rätsel ihres Lebens zu lösen. Jeweils die ersten zwei Buchstaben eines jeden Wortes, das heißt also »Ba« von Barons und »Re« von Reinigungs- und »Si« Sicherheitsgesellschaft, ergaben, wenn man sie aneinanderreihte, das Wort ... Baresi! Janeys Herz klopfte wild, und ihre Handinnenflächen wurden feucht.
Die St. Barons Reinigungs- und Sicherheitsgesellschaft war in Wahrheit die Baresi-Gruppe! Die Putzfirma war genauso eine Deckfirma wie die Stieleis-Fabrik von Onkel Sol für Solomons Polywissenschaftliche Institution! Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Wenn Frau Roan die Chefin von St. Barons war, und Frau Aron gleichzeitig auch Frau Roan, bedeutete das dann auch, dass sie die Anführerin der Baresi-Gruppe war? War die Frau, die Janey für die netteste Lehrerin aller Zeiten gehalten hatte, in Wirklichkeit Bran ? Janey wurde ganz schlecht, als die Wahrheit immer deutlicher wurde.
Und was war mit Freddie? War er wirklich Frau Arons Bruder? War auch er in die ganze Sache verwickelt? Janey versuchte, zu fokussieren. Sie dachte daran, wie Freddie immer in den entscheidenden Momenten aus dem Nichts aufgetaucht war. Und wie merkwürdig er und Frau Aron sich verhalten hatten, als sie mit SPIWA vergiftet worden war und sie sich zufällig bei Janey begegnet waren. Sie hatte ihn genau vor Augen in seiner grauen und kastanienbraunen
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