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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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Hunderttausend-Euro-Frage. „Warum hast du es nicht getan?“
    Er sah sie lange an, bevor er antwortete. „Hättest du mir dann noch vertraut?“, murmelte er schließlich gegen ihr Ohr.
    Wohl kaum.
    Er nickte, als hätte er den Gedanken gehört. „Ich konnte es nicht tun.“
    „Warum?“
    Behutsam strich er ihr eine verirrte Strähne hinters Ohr. „Weil du etwas in mir wachgerufen hast, von dem ich nicht wusste, dass es wahrhaft existiert. Du berührt mich auf einer Ebene, die lange Zeit unangetastet war. Bevor wir uns begegnet sind, wusste ich nicht, wie sich der Schlag meines Herzens anfühlt. Mir war entfallen, dass ich überhaupt eines besitze – und ich hatte keine Ahnung, dass ich zu solchen Empfindungen fähig bin. Ich habe den Geschmack von Glück vergessen und von …“ Er zögerte.
    „Von was?“, flüsterte sie.
    „Frieden“, sagte er leise. „Du hast ein Fenster in mir geöffnet und zum ersten Mal seit Äonen habe ich ins Licht sehen können, ohne zu verbrennen. Stattdessen hat es mich gewärmt.“ Er küsste ihre Schläfe. „Ich liebe dich, Blanche, mehr als irgendetwas auf dieser Welt. Ich wollte dich nicht verlieren, doch genau das wäre geschehen, wenn ich Waynes Seele an Saetan ausgeliefert hätte.“
    Der Gedanke an Wayne ließ die Freude über Beliars Worte wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Für Wayne war es zu spät, denn am Ende hatte sie ihn nicht retten können. Seine Seele war fort, seine Erinnerungen zerstreut, als hätte er nie gelebt.
    Beliar schob sie ein Stück von sich, gerade so viel, dass er ihre Augen sehen konnte. „Waynes Seele ist frei, Blanche. Er wurde erlöst.“
    Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    „Es ist wahr, ich weiß es aus sicherer Quelle. Wayne wurde aus der Zwischenwelt befreit und befindet sich bei seiner Familie.“
    Wie konnte seine Seele erlöst sein, sie hatte doch überhaupt nichts getan! Zoey war ihr durch die Lappen gegangen, sie hatte auf ganzer Linie versagt. Und was hatte Wayne überhaupt bei seiner Familie zu suchen? Sollten Auftragskiller nicht im ewigen Höllenfeuer schmoren, statt von der Konkurrenz gepampert zu werden?
    Ihr Dämon seufzte leise, zog sie in eine besitzergreifende Umarmung und lehnte sich zurück. „Als ich im Keller der Rue d’Orsei die dunkle Materie aktiviert habe, wurde ich wie die anderen Dämonen ins Zwischenreich gezogen. Doch während die drei Höllenfürsten ins Licht der Wahrheit drifteten, hat mich jemand aufgehalten.“
    „Wer?“, fragte sie atemlos.
    Beliar zögerte einen Moment. „Miceal.“ Bevor sie eine weitere Frage stellen konnte, ergriff er ihre Hand und drückte sie leicht. „Unterbrich mich jetzt nicht, ich muss ein wenig ausholen.“ Er fädelte seine Finger durch ihre. „Miceal ist, so könnte man sagen, mein himmlisches Pendant. Er ist das Schwert Gottes, so wie ich Saetans Lanze war. Er führt Seelen zurück ins Licht, sofern sie willens sind, sich der Wahrheit zu stellen und sie zu ertragen. Eine meiner Aufgaben war es, sie in die Unterwelt zu bringen, wenn sie sich für den Abgrund entschieden haben.“
    „Wie kann sich eine Seele für etwas entscheiden?“ Sie biss sich auf die Lippe und schlug sich mit der Hand vor den Mund, doch Beliar lächelte, ergriff ihr Handgelenk und gab ihm einen sanften Kuss.
    „Es gibt Seelen, die sind wie Steine, die jahrelang auf dem Grund eines Ozeans liegen. Nichts dringt in sie ein. Nichts berührt sie. Sie haben der Welt nichts zu geben, weil sie sich nicht für sie interessieren. Andere Seelen dagegen sind wie Korallen im Riff. Sie leben in einer Gemeinschaft, nehmen auf und geben ab. Sie wachsen, schaffen Lebensräume und bereichern die Welt mit ihrer Existenz. Im Licht der Wahrheit zeigt sich, aus welchem Stoff eine Seele gemacht ist. Wenn sie sich von der Flamme des Lebens berühren lässt und wahrhaft bereut, ist ihr im selben Augenblick vergeben und sie kann weiterziehen. Tut sie das nicht, geht sie den anderen Weg.“
    Zu Saetan. Unwillkürlich ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
    „In der Zwischenwelt hatten Miceal und ich eine lange Unterredung. Der Krieger hat mich über einige Dinge ins Bild gesetzt, die mir neu waren.“ Abwesend strich er über ihr Haar. „Es fing alles mit Tchort an.“
    Der Schwarze Gott, Waynes letzter Auftrag. Beliar spürte ihre Anspannung und drückte sie beschwichtigend an sich. „Als Wayne den Dämon damals gestellt hatte, machte Tchort ihm ein Angebot. Er sagte voraus, dass Saetan

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