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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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„In Ordnung, ich kümmere mich darum. Wir sind gleich bei dir, dann fahre ich rüber.“ Eine kurze Pause entstand. „Das ist nicht nötig …“ Es folgte ein weiterer Augenblick des Schweigens, dann seufzte sie. „Okay, in Ordnung, dann nehme ich die beiden eben mit. Aber ich weiß wirklich nicht, wie lange es dauern wird, sie ist manchmal etwas … schwierig.“
    Enzos dunkles Lachen drang bis zu Leo. Wenn sich Nella tatsächlich den Oberboss geangelt hatte, stand ihr entweder eine glänzende Zukunft bevor oder sie lief geradewegs in ihr Verderben. Im Moment sah es so aus, als würde das Kind aufblühen und das, obwohl sie bereits begonnen hatte, zynisch zu werden.
    Damit fing es an. Der Zynismus kam zuerst. Danach Bitterkeit und schließlich Hass. Vor Letzterem hatte er Renée gerade noch bewahren können, aber es stand lange auf der Kippe. Nella war noch jung. Wenn sie mit ihren einundzwanzig Jahren den Absprung schaffte, stand ihr noch alles offen. Auf der anderen Seite war sie leicht zu beeinflussen, was wahrscheinlich einer der Gründe dafür war, dass Enzo sie für seine Sache gewinnen konnte. Aber wahrscheinlich konnte es für das junge Mädchen von ihrer Position aus im Grunde nur bergauf gehen. Enzo war für sie eine glänzende Wahl, obwohl sie als Louis’ Freundin sicherer wäre. Wer Enzo treffen wollte, würde ihm zuerst Frau und Kind nehmen. Enzo Junior wurde von einer kleinen Armee bewacht, das war kein Geheimnis. Aber wie sah es bei seinen Freundinnen aus?
    Leos Brauen zogen sich nachdenklich zusammen, weil ihm nicht einfallen wollte, wann er Enzo das letzte Mal mit einer gesehen hatte. Genau genommen konnte er sich nicht daran erinnern, dass er sich seit dem Seitensprung seiner Frau jemals wieder eine feste Freundin zugelegt hatte.
    Als der Wagen vor dem Hauptquartier hielt, legte Nella auf und wandte sich ihm wieder zu. Leos Herz setzte einen Schlag aus, als er ihre geröteten Wangen und das strahlende Lächeln sah. Großer Gott, in diesem Moment wirkte sie wirklich wie ein Kind. Wären da nicht die Augen, die aussahen, als hätten sie mehr gesehen, als gut für sie war. Verdammt, er brauchte eine Zigarette. Und einen Drink. Sofort.
    „Bist du glücklich?“, fragte er, während er seine Taschen nach etwas zu Rauchen abklopfte.
    Nella lehnte sich zurück, wobei sie ein Gesicht machte, als müsste sie erst darüber nachdenken. „Lebendig“, brach es aus ihr heraus. „Ich fühle mich lebendig wie schon lange nicht mehr.“
    „Dann sorg dafür, dass du es bleibst“, bemerkte er und ergänzte: „Lebendig!“ Als er Anstalten machte, auszusteigen, griff Nella nach seinem Arm und hielt ihn fest.
    „Bitte rede mit ihm, Leo. Er will versuchen, gutzumachen, was nicht mehr gutzumachen ist.“
    „Ich werde zuhören, aber ich muss mit Blanche reden. Finde sie für mich und bring sie zu mir, es ist wichtig.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, öffnete er die gepanzerte Tür und verließ den Wagen.

    Ernesto legte seinen Arm über die Rückenlehne des Fahrersitzes und wandte sich ihr zu. „Wohin jetzt?“, fragte er.
    Nella atmete tief durch und rieb sich die Schläfen. „George V.“, sagte sie leise.
    Ernesto pfiff anerkennend. „Ich wechsele auch zu den Elite-Profikillern“, murmelte er, setzte den Blinker und fädelte in die stark befahrene Avenue der Champs-Élysées ein.
    Nella blickte aus dem Fenster und dachte nach. Was sie als Nächstes tun sollte, war knifflig. Blanche vertraute niemandem und nach der Sauerei, die vor zwei Nächten in der Rue d’Orsei gelaufen war, hatte Nella keine Ahnung, was sie im Hotel vorfinden würde.
    Allmählich dämmerte ihr, wozu Enzo sie brauchte.

12
    E
s ist erstaunlich, was man mit einer Kreditkarte und krimineller Energie alles anstellen kann. Dank Ernestos Fingerfertigkeit war es ein Leichtes, sich Eintritt in Blanches Suite zu verschaffen. Zunächst bat Nella Enzos Männer, im Wagen auf sie zu warten. Nachdem sie jedoch einen Blick auf Blanche geworfen hatte, schickte sie die beiden mit einer Nachricht an Enzo zurück zum Champs, denn ihr war klar, das hier würde länger dauern.
    Blanche befand sich in einem verheerenden Zustand. Sie war dehydriert und wirkte ausgezehrt – laut Enzo hatte sie sich seit zwei Tagen nicht bewegt. Der Schlafzimmerboden sah wie ein Minenfeld aus. Munition, Handgranaten, verschiedene Waffen, jede Menge Wurfsterne und Messer zogen eine Brotkrumenspur vom Badezimmer bis zum Bett. Nella bahnte sich einen Weg zum Balkon und

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