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Jane Reloaded - Roman

Jane Reloaded - Roman

Titel: Jane Reloaded - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Felsentempel. Jamie ist schon nicht mehr zu sehen, sie beeilt sich hinterherzukommen. Das Tageslicht erhellt die ersten zwanzig Meter einer natürlichen Höhle, die sicherlich künstlich vergrößert wurde.
    Jane sieht eine Wand mit eingeritzten Zeichen, und als sie näher herantritt, kann sie Vor- und Nachnamen in Global und anderen Sprachen erkennen, hier und da auch Zahlen, ein Datum. Wie viele waren vor ihr schon hier? Ihr Blick bleibt an einem Namen hängen: King Kong.
    »Wir hier lernen«, sagt Jamie, der nun neben ihr steht. »Auch das!« Er zeigt auf King Kong und lacht »heu heu heu« .
    Jane erinnert sich an Ritas Geschichte von dem gestohlenen Film und fragt sich zum ersten Mal: Was wussten Gregor und Rita? Wussten sie wirklich nicht, dass ihre Züchtungen sich auf und davon gemacht hatten? Nicht nur Einzelne, nicht nur wenige, nicht nur der Messel-Mann und die San-Diego-Gruppe. Und welche Rolle hatte sie, Jane, gespielt?
    »Ich will begreifen«, wendet sie sich an Jamie. »Bitte rede!«
    »Wenn draußen, ich rede.«
    Wenn man sich leer fühlt, wird man ganz leicht, Jane hat das Gefühl, dass sie sich auflöst. Wie betäubt folgt sie nun Jamie, der schon wieder Richtung Ausgang geht.
    Sie setzt sich auf einen Steinblock vor dem Eingang, hält ihr Gesicht in einen Sonnenstrahl und beginnt, das kleine Menschwerdungslied zu summen, als wolle sie sich selbst trösten.
    Und dann zitiert sie noch den alten Darwin, wenn auch leicht abgewandelt, aber es ist wenigstens etwas, das sie kennt und an das sie sich halten kann: »Licht wird auch fallen auf die Herkunft des Homo erectus und seine Geschichte.«
    Jamie sammelt derweil Blätter und Gräser zusammen und polstert damit am Rande der Lichtung die Erde.
    »Jane setzen«, sagt er dann.
    Sie merkt erst jetzt, wie erschöpft sie ist und wie durstig, als sie es sich auf dem grünen Kissen bequem macht.
    Jamie verschwindet im Wald und kommt kurze Zeit später mit zwei Holzbechern voll mit Quellwasser zurück, setzt sich neben Jane und beide trinken schnell und gierig. Auch einige Pamelos und Bananen hat er mitgebracht, die beide hungrig essen.
    Als sie mit dem Essen fertig sind, geht es ihr schon viel besser. Sie bittet Jamie: »Erzähl mir alles von diesem Ort. Ich will begreifen!«
    »Erst draußen«, wiederholt er bestimmt.
    »Warum nicht jetzt?«, bettelt sie.
    »Banane ist erste Pflanze, die essen, und es wird letzte sein«, sagt Jamie. »Das ist Versprechen.«
    Irgendwo muss er den Spruch aufgeschnappt haben, der überhaupt nicht hierherpasst. Hing er nicht in Ritas Büro? Jane versucht sich zu erinnern.
    Jamie steht auf und setzt sich Jane direkt gegenüber. Und sie erinnert sich. Genauso war es bei ihrer allerersten Begegnung gewesen und genauso gespannt und aufgeregt wie damals fühlt sie sich jetzt auch.
    War das wirklich erst vor zwei Monaten gewesen oder nicht doch vor Tausenden von Jahren?
    Auch dieses Mal bleibt sie zuerst ruhig sitzen, bewegt sich nicht. Aber dann strecken beide fast gleichzeitig die Hände aus. Die eine Hand ist klein und hell, die andere größer und dunkel. Und dann spürt er ihre und sie seine Fingerkuppen auf der Innenseite der Finger. Als sie fester nachfassen, gleiten die Hände ineinander und verschränken sich wie von selbst. Beide sind tief berührt und aufgewühlt.
    Dieses Mal überwinden sie in vielen ganz neuen Berührungen nicht nur Zeit und Raum und kehren in ihrer Fantasie dorthin zurück, wo sie beide vor sechs Millionen Jahren noch ein Wesen waren. Gesicht an Gesicht liegen sie nebeneinander, hell an dunkel, und Körpergrenzen lösen sich langsam auf, bis sie ein Wesen sind, das alles ist – Tier, Mensch, Pflanze. Ein Wesen, das zwei Namen hat, die Jane und Jamie immer wieder murmeln, bevor sie nur noch fühlen und riechen, um dann fest umschlungen einzuschlafen.
    Es ist stockdunkel, als Jane plötzlich wach wird und sich aufsetzt. Vielleicht haben die Frangipaniblüten sie geweckt, die nachts noch intensiver duften.
    Auch Jamie, der ihre Unruhe spürt, schlägt die Augen auf.
    »Weißt du, wie ich diesen Ort, den es eigentlich nicht gibt, genannt habe? Lucy-City«, sagt Jane.
    Jamie versteht nicht, er ist zu schläfrig und er kennt Lucy nicht.
    »Ich will begreifen«, sagt sie fest und legt sich wieder neben ihn.
    »Draußen«, murmelt er, »früh gehen müssen.«
    Am Morgen, nach einer kurzen Wäsche an der kleinen Quelle, wo Jamie gestern das Wasser geholt hat, und nachdem sie getrunken und ein paar Früchte

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