Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jane Reloaded - Roman

Jane Reloaded - Roman

Titel: Jane Reloaded - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
Vom Netzwerk:
verängstigte Kapitänsfrau betet immer lauter, die Männer kommen aus der Führerkabine, einer hält einen Stock in der Hand.
    Jane ruft erschrocken: »Lasst ihn! Er tut Ihnen nichts!« Dabei zittert sie doch selbst vor Angst.
    Jamie fletscht die Zähne, schaut Richtung Mannschaft und kommt dann wieder auf Jane zu. Er beugt sich zu ihr hinunter, bis ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt sind.
    Sie blickt in sein Gesicht mit den zusammengekniffenen Augen. Sie hat Angst, fühlt sich als seine Beute. Manchmal beißen sie ihre Beute tot, denkt sie. Seine Eckzähne sind ihr bisher noch nie so groß und spitz vorgekommen. Ihr Herz rast, jetzt fürchtet sie sich vor ihm.
    Jamie flüstert Jane einige vertraute Worte zu: »Geh familie seh freundschaft.«
    Jane lacht hysterisch schrill auf, weil sie eine Zeile aus ihrer Fluchtgeschichte erkennt.
    Jamie fügt noch »nach hause festhalten« hinzu, bevor er sich wieder aufrichtet.
    Jetzt wirft sie den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. Mit beiden Händen fährt sie sich durchs Haar, eine erschrockene und lockende Geste zugleich. Sie drückt ihre Hände fest an die Schläfen, hat das Gefühl, ihr Kopf platzt.
    Im nächsten Augenblick schlingt Jamie seine Arme um Janes Taille, hebt sie hoch und setzt sie sich mit Schwung auf den Rücken. Automatisch schlingt sie die Beine um seine Körpermitte und klammert sich an seinen Schultern fest.
    Als Jamie mit ihr huckepack auf die Brüstung steigt, schaut Jane zu Gregor zurück und ruft ihm laut zu: »Das habe ich nicht gewusst! Wirklich nicht!« Sie sieht ihrem Vater an, dass er ihr kein Wort glaubt.
    Jamie springt hinab in den Sand, landet sicher auf Füßen und Händen und richtet sich schnell wieder auf. Dann hält er kurz inne, dreht den Kopf und zischt Jane etwas zu, gerade laut genug, dass sie es hört, Gregor aber, der an die Reling geeilt ist und leise flucht, es nicht mehr verstehen kann.
    »Tanja Jane Klark, jetzt Ernst machen. Kein Kinderkram mehr.«
    Sie fährt zusammen und begreift blitzartig, dass er klüger sein muss, als sie bisher angenommen hatte. Und wer täuschen kann, ist hoch entwickelt! Er hat bestimmt, wann sie fliehen werden, und ist ihr zuvorgekommen. Ihr wird schwindelig ob dieser Entdeckung.
    »Keine Angst«, sagt Jamie beruhigend, als er über die Sandbank rennt. Seine Füße sinken tief in den Untergrund ein und hinterlassen eine zweite Spur. Er erklimmt in großen Sätzen den steilen, lehmigen Uferweg, dann macht er noch einige Schritte auf dem Schotterweg, bevor er schließlich in den dichten Wald läuft.
    »Keine Angst«, wiederholt er, als spüre er ihre Angst.
    Jane hat manchmal das Gefühl, als hangele er sich zwischen seinen großen Sprüngen immer wieder an den Ästen entlang. Zweige streifen über sie, Bambus zerkratzt ihre Arme, Äste peitschen ihren Rücken. Sie klammert sich fester an seine Schultern. Sie könnte nicht abspringen, ohne sich zu verletzen, aber sie will es auch gar nicht. Sie will doch mitkommen in Ring 1, zu seiner Familie. Nach Hause, hat er gesagt.
    Jamie durchquert das Gelände sicher und zielgerichtet. Ihr ist inzwischen übel von diesem schwebenden Auf und Ab, auch von seinem Geruch. Endlich steht er vor einem der Grenztore des 3. Rings. Kurz greift er nach hinten und prüft, ob sie noch sicher auf seinem Rücken hockt. Dann blickt er zu dem Sensor am rechten Torpfeiler und macht die vorgeschriebenen Augenbewegungen. Aber das Gerät, das diesen Türöffnungsimpuls aufzeichnen soll, blinkt nicht. Es ist verrostet, die Kabel sind leicht bemoost. Doch die Tür lässt sich einfach aufdrücken.
    Jane schaut sich vorsichtig um. Fast fürchtet sie, eine Patrouille könnte auftauchen und sie aufhalten. Hoffentlich nicht, wünscht sie sich, ich will doch nach Lucy-City.
    Jamie beginnt wieder zu laufen, immer schneller. Manchmal scheint er zum Vierbeiner zu werden und stößt sich mit den Händen ab. Jane hat völlig das Zeitgefühl verloren, und als sie auf ihre Uhr schaut, sieht sie, dass die Zeiger tatsächlich stillstehen.
    Sie hört Wasser fließen, sicher einer der vielen Nebenflüsse des Mekong. An einem kleinen Wasserfall hält Jamie kurz an und setzt sie wortlos ab. Beide fangen das Wasser in ihren zu Schalen geformten Händen auf und trinken gierig.
    Jamie wendet sich Jane zu und fragt: »Kommen freiwillig mit?«
    Sie nickt: »Es gibt jetzt kein Zurück mehr. Und ich möchte auch noch so viel wissen und fragen.«
    »Später«, sagt er, »müssen

Weitere Kostenlose Bücher