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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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schlug Hardo vor und schwenkte seine Tasse, um die Milch zu verteilen. »Sondern Mariele.«
    Katinka reichte ihm einen Löffel.
    »Sie haben recht! Und zwar nicht nur aus Veits Perspektive, sondern auch aus Charlottes.«
    »Genau. Wie will sie ihrer Tochter noch in die Augen sehen, wenn das so weitergeht?«
    »Aber es wird nicht weitergehen«, mutmaßte Katinka. »Veit wird Charlotte in die Pilze schicken und mit der Nächsten und Übernächsten anbandeln. Wo ist er eigentlich jetzt?«
    »Veit Behlen? Keinen Schimmer. Er ist nicht zu Hause und geht nicht an sein Handy.«
    »Er ist in Zeil ausgestiegen«, sagte Katinka. »Ich bin mir sicher, Hardo.«
    »Gut. Also hat er eine Liebschaft in Zeil?«
    »Könnte doch sein. Vielleicht ist ihm die Liaison mit der Mutter seiner offiziellen Freundin einfach zu heiß.«
    Hardo nahm einen Schluck und verbrannte sich die Lippen.
    »Spielen wir weiter«, schlug er vor. »Hat Markus Vorteile, wenn sein Vater in eine Klinik kommt?«
    Katinka dachte eine Weile nach, während sie in ihren Kaffee blies. Sie ging zurück ins Büro und setzte sich auf den Schreibtisch. Hardo folgte.
    »Nein«, sagte sie schließlich. »Sein Problem ist nicht sein Vater. Er hat Schwierigkeiten mit seiner Mutter.«
    Hardos Stirn kräuselte sich. Er war nicht zufrieden.
    »Ewald ist letztlich kein Störenfried«, murmelte er. »Er ist niemandem direkt im Weg. Nur seiner Frau.« Seine Stimme klang, als glaube er nicht an das, was er sagte.
    »Sie hat kein Alibi«, nickte Katinka. »Weder für Freitagnachmittag noch für gestern. Übrigens, die Briefe!« Sie zeigte Hardo die beiden anonymen Schreiben an Ewald. Er scannte darüber und legte sie dann behutsam auf der Schreibtischplatte ab.
    »Ich rufe den Staatsanwalt an. Wir werden das analysieren und zusehen, dass wir brauchbare Schriftproben von den Familienmitgliedern bekommen. Apropos Alibis: Andere haben auch keins. Kroll schon. Er war ja bei uns.« Er schnaubte.
    »Veit und Markus haben beide keines, weder für Freitag, als die Schüsse fielen, noch für Samstag«, sagte Katinka. »Und Mariele war angeblich am Samstag alleine zu Hause. Auch nichts Hieb- und Stichfestes.«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Aber Hardo«, sagte Katinka. »Wenn wir das alles weiterdenken, dann bedeutet es doch, dass jemand Morde begeht, um sie Ewald in die Schuhe zu schieben. Das ist ... Wahnsinn!«
    »Mit Wahnsinn haben wir es hier zu tun.«
    »Warum bekam Elvira die Briefbombe?«, fragte Katinka. »Wie passt das in die Geschichte?«
    Wieder stand dieser wunde Ausdruck in Hardos Augen.
    »Womöglich hat Elvira ein Muster erkannt oder jemanden gesehen oder sich an etwas erinnert, das uns in diesem Zusammenhang helfen kann.« Er fuhr sich über die Glatze. »Nur leider konnte ich sie noch nicht fragen.«
    Katinka stöhnte. Sie lehnte sich gegen die Fensterscheibe und presste ihre Stirn an das kühle Glas.
    »Die erste Frage, die wir klären müssen, lautet: Ewald oder ein anderer«, vermutete sie.
    Hardo nickte.
    »Was sagen Ihre Kollegen zu dieser Literaturtheorie?«
    »Ich habe sie noch keinem unterbreitet. Ich wollte erst mit Ihnen sprechen.«
    Katinka musste lächeln.
    »Mit der Einzelkämpferin?«
    »Nein. Mit der Frau, die um die Ecke denken kann. Sie wissen doch: Brauchbare Lösungen für ein schlecht definiertes Problem aufzutun, ist schwieriger, als eine Matheaufgabe zu lösen. ›Divergentes Denken‹ sagt man dazu.«
    Katinka schluckte ihre Verlegenheit runter und blätterte mit dem Daumen durch das gelbe Buch. Der nächste Gedanke kam wie ein Donnerschlag.
    »Verflucht. Hardo!«
    »Was ist?«
    »Wenn jemand, ob Ewald oder ein anderer, diesen Roman quasi inszeniert«, sie legte das Bändchen weg, »dann bedeutet das doch nur eins.« Sie griff sich an die Kehle.
    »Ja«, knurrte der Kommissar. »Ich wusste, Sie würden draufkommen.«
    »Medardus mordet ein viertes Mal!«, wisperte Katinka.
    Hardo nickte und nahm ihre Hände in seine.
    »Ich weiß. Es wird noch ein Mord geschehen.«
     

20. Versuchskaninchen
    I ch wollte aufspringen vom Lager, aber das Grausen hatte seine Eisdecke auf mich geworfen, und jede Bewegung, die ich versuchte, wurde zum inneren Krampf, der die Muskeln zerschnitt. Nur der Gedanke blieb und war inbrünstiges Gebet: daß ich errettet werden möge von den dunklen Mächten, die aus der offenen Höllenpforte auf mich eindrangen. Es geschah, daß ich mein Gebet, nur im Innern gedacht, laut und vernehmlich hörte, wie es Herr wurde über das Klopfen und

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