Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
auf.
    »Wie meinst du das?«
    »Veit ist dafür bekannt, Schätzchen, dass er Ladys ab fünfzig verführt. Der vögelt sich die Birne weich. Wahrscheinlich hat er Komplexe, was seine eigene Lendenkraft betrifft. Eine Ältere ist womöglich mit einer Leistung zufrieden, die eine Jüngere nicht hinter dem Ofen hervorlockt.«
    »Na, na!«, machte Carla.
    «Sorry«, hob Britta die Hände. »War nicht böse gemeint.«
    Carla lachte.
    »Vergiss es. Was verstehst du schon vom Alter.«
    Britta machte ein verdutztes Gesicht.
    »Ich meine doch nur: Was hat Veit davon, Ewald aus dem Weg zu räumen, wenn er sämtliche Damen erobern kann, die sich von einer Maxiportion Nassgel beeindrucken lassen«, sagte sie.
    »Wenn du recht hast«, seufzte Katinka, »können wir uns unsere bisherigen Motive abschminken.«
    »Esst ihr nichts?« Britta reichte den Brötchenkorb herum. »Also: Charlotte könnte die Briefe geschrieben haben, damit der Verdacht auf Veit fällt und sie ihn los wird.«
    »Das glaube ich nicht«, warf Carla ein. »Sie kann ihn jederzeit abservieren.«
    »Das sollte sie möglichst tun, bevor Mariele Wind von der Beziehung bekommt«, bemerkte Katinka.
    »Hat Mariele vielleicht schon«, sagte Britta. »Und hat angefangen, böse Briefe zu verfassen, um sich zu rächen.«
    »Warum sollte sie die Briefe an ihren Vater richten?«, fragte Carla.
    »Um ihre Mutter auf besonders hinterhältige Weise zu verstricken«, schlug Britta vor. »Noch mehr Schuldgefühle! Nicht nur die Tochter geht vor die Hunde, sondern auch der Ehemann.«
    Katinka presste die Hände auf die Schläfen.
    »Ihr vergesst etwas«, murmelte sie.
    »Was?« Britta sah sie gespannt an.
    »Die Morde. Derjenige, der die Briefe schreibt, hat auch die Morde auf dem Gewissen. Das wäre Lösung eins.« Sie schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. »Lösung zwei: Jemand ermordet Leute, und der Briefeschreiber, zum Beispiel Mariele, bekommt sofort Wind davon und verfasst die entsprechende Prosa.«
    Sie schwiegen.
    »Nicht so logisch«, sagte Britta schließlich, »wenn Hardos Theorie vom großen Theaterstück stimmt.«
    »Was ist mit der Ärztin?«, fragte Carla. »Ist sie nicht auch verdächtig? Könnte sie alles inszenieren, damit Ewald sich zu Handlungen hinreißen lässt, die ihn als Objekt der Wissenschaft noch interessanter machen?«
    »Das wäre ein Gedanke!«, rief Katinka. »Wenn sie diesen Fall beschreiben würde, dann könnte sie sich bestimmt einen Namen unter den Kollegen machen.«
    »Glaubst du, dass sie losgeht und Leute umbringt, damit sie ihrem Patienten hinterrücks die Morde in die Socken schieben kann?«, fragte Britta.
    »Das trifft in jedem Fall zu, wenn wir Lösung eins annehmen«, sagte Carla. »Mörder und Briefeschreiber sind identisch. Und mir scheint das logisch. Überlegt mal: Wenn jemand die ›Elixiere des Teufels‹ nachspielt, wie Uttenreuther das annimmt, dann muss der Verfasser der Briefe auch die Morde begehen. Oder soll er darauf warten, dass zufällig Leute in der richtigen Reihenfolge ermordet werden? Einmal als Unfall getarnt? Einmal Mutter und Sohn?«
    »Schlagendes Argument«, bekannte Britta.
    »Hier wird ein Teufelsstück inszeniert«, fuhr Carla fort. »Das ist alles bestens geplant und durchdacht.«
    Katinka stand auf und ging zum Fenster. Sie starrte eine Weile auf die sonnige Straße und dachte an den vierten Mord, der geschehen könnte. Ihre Bewacher hatten sich inzwischen besser positioniert, sie konnte sie nicht ausfindig machen. Aber bestimmt waren sie da. Müde schloss sie die Augen. Die vertrauten Geräusche, als Britta und Carla das Geschirr zusammenstellten, verwirrten sie. Sie müsste nur die Augen öffnen, und Tom würde dort stehen, am Herd, an der Spüle, mit einem Topf Kirschen vor sich auf dem Tisch für einen Kirschenmichel ... Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie riss die Augen auf. Carla stand neben ihr.
    »Wann, glaubst du, hat die Polizei die Handschriften analysiert?«
    »Sie brauchen Schriftproben«, sagte Katinka. »Wenn die Verdächtigen nicht freiwillig welche abgeben, muss ein Richter her, damit vorhandene Schriftstücke beschlagnahmt werden können. Vor morgen tut sich nichts.«
    Vor morgen. Tom. Vor morgen tut sich nichts. Ein vierter Mord.
    »Liz Thompson wohnt im Hotel«, fuhr sie fort. »Warum eigentlich?«
    »Klingt reichlich teuer«, mutmaßte Britta. »Verdient sie so viel? Die Ärzte klagen alle. Sie verwalten den lieben langen Tag und kriegen kein Geld dafür.« Sie verzog

Weitere Kostenlose Bücher