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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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»Jugendlicher Held? Retter abgetakelter Frauen?«
    Veit lehnte sich zurück und sagte:
    »Das geht Sie nichts an. Ich mache das, weil es mir Spaß macht. Die Frauen haben genauso ihren Spaß.«
    »Hat Mariele den auch?«
    Veit wurde rot.
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Sie wiederholen sich. Kennen Sie E. T. A. Hoffmann?«
    Überraschung leuchtete in seinen Augen auf. Schnell zog er ein Gangstergesicht.
    »Wie bitte?«
    »Verdammt, machen Sie doch nicht einen auf Unterschicht. Sie studieren Journalistik.«
    »Aber nicht Literatur«, widersprach Veit.
    »Also, Tarnung abgelegt«, sagte Katinka. »Was sagen Ihnen die ›Elixiere des Teufels‹?«
    Seine Röte vertiefte sich, dann wurde er blass wie ein Kiesel.
    »Sie haben ... es herausgefunden?«, flüsterte er.
    »Was!«
    »Dass ... nun ... jemand inszeniert das Buch.«
    » Sie tun das.«
    »Nein! Verfluchte Scheiße, ich mache das nicht!«
    »Sie lügen wie die Zeitung«, schnaubte Katinka. »Sie belügen Mariele, Charlotte und wahrscheinlich auch Ihre Lule hier, die in einer Scheinehe lebt und aus Angst vor Entdeckung schon ganz dünnhäutig ist und trinkt und qualmt.«
    »Aber ...«
    »Was wissen Sie über das Teufelselixier?«
    »Das – was?«, krächzte Veit. Er sank im Sessel zurück, die Beine gespreizt wie ein Cowboy. Katinka stellte ihren Fuß genau in den Winkel vor seinen Kronjuwelen.
    »Machen Sie den Mund auf, Behlen, oder ich sorge dafür, dass sie geröstet werden wie eine Erdnuss, zusammen mit all Ihren Damen!«
    Veit legte los, als habe er sich seinen Text schon vor Wochen zurechtgelegt und sei froh, ihn endlich abspulen zu können. Er hatte schon nach dem ersten anonymen Brief ein seltsames Gefühl gehabt, außerdem hatte Charlotte ihm von Ewalds Messwein erzählt, und Ewald bot ihm auch einige Male davon an. Das Wort ›Teufelselixier‹ erinnerte ihn sofort an Hoffmanns Roman, aber erst der Mord an Beatrix animierte ihn, in dem kleinen Band nachzuschlagen. Als die folgenden zwei Morde geschahen, las er das Buch in einer Nacht durch.
    »Es geschieht noch ein Mord«, sagte er atemlos. »Im Roman wird Aurelie ermordet, als sie das Nonnengelübde ablegt.«
    »Stimmt.« Katinka nahm den Fuß vom Sessel. »Und wen ermorden Sie als Nächstes?«
    Veit trocknete den Schweiß auf seiner Stirn mit seinem T-Shirt. Dann fielen seine Hände neben ihm auf das Polster.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, brummte er. »Sie haben ein Problem mit mir, weil ich mit mehreren Frauen gleichzeitig was laufen habe und weil ich gerne eine Nummer schiebe. Im Gegensatz zu Ihnen wahrscheinlich.«
    Die Ohrfeige klatschte so zackig auf seine Wange, dass er nicht einmal besonders erstaunt dreinschaute. Erst, als er den feurigen Fleck betastete, verzogen sich seine Züge.
    »Ihr Privatleben geht mir am Körperteil vorbei«, erklärte Katinka. »Aber nicht, wenn es mit dem Fall verwickelt ist. Mein Freund ist entführt worden. Ich nehme an, Sie haben ihn im Nebenzimmer angekettet.«
    Veits Kinnlade stürzte ab.
    »Sie sind der Einzige, der ein Motiv hat, Ewald mit anonymen Briefen in noch größere Verwirrung zu stürzen als die, in der er ohnehin permanent lebt. Der Einzige.«
    »Ich will Ihnen eines sagen.« Veit lehnte sich vor und holte tief Luft. »Charlotte ist am Ende mit den Nerven. Sie kann einfach nicht mehr. Ewald muss in eine Klinik, damit sie ein wenig Ruhe hat. Zeit für sich und für ihre Arbeit. Sie braucht Erholung und wieder ein eigenes Leben.«
    »Sie haben nicht einmal ein Alibi!«, erwiderte Katinka.
    »Und wissen Sie was?« Veit fuhr sich durchs Haar. »Ewald tut mir leid. Alle wollen nur, dass er funktioniert. Dass er wieder so wird, wie er angeblich einmal war. Falls er jemals ein anderer war.« Er fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Sie zwingen ihm einen Kampf gegen seine Krankheit auf. Dabei könnte er einfach damit leben: Er kriegt seine Pension, er hat ein Haus, er kann sich den ganzen Tag zurückziehen und schreiben, bis ihm die Hand abfällt. Er schadet niemandem! Aber die Frauen in der Familie Isenstein drängen ihn, dagegen anzuarbeiten. Gegen seine Hypergraphie und das alles.«
    Katinka lehnte sich gegen die Tür. Sie spürte Lule Berger nur wenige Zentimeter entfernt auf der anderen Seite. Jemand hatte gesagt, wahrscheinlich wäre Veit der Einzige, der Ewald so akzeptieren konnte wie er war. Sie glaubte, es war Markus Isenstein gewesen.
    »Er ist glücklich, wenn er seine Seiten beschreibt«, erklärte Veit. »Glücklich. All dieses Gerede

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