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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Stimme nicht. Daher fügte Abu George hinzu: »Wir sind so verzweifelt, dass wir nach jedem Strohhalm greifen«, und starrte die Steinwand an, die ein paar Tage vor dem Krieg repariert worden war und schon wieder Risse aufwies. Er wollte Abu Nabil vor einer weiteren Illusion, diesmal aus dem Tempel des neu aufgegangenen Sterns Abu Amar, warnen.
    »Ich sage dir, die Massen werden sich erheben«, beharrte Abu Nabil.
    »Warum? Israel gibt ihnen Arbeit, guten Lebensunterhalt.«

    »Das ist die schmutzige Art der Zionisten. Seit jeher haben sie versucht, uns mit Geld zu kaufen. Ich verspreche dir, diesmal werden die Palästinenser kämpfen, es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Abu George blickte ihn an wie einen einfältigen kleinen Jungen. Er wollte ihm sagen, dass der Konflikt zwischen Staaten bestand, dass Nasser und der König geschwächt waren und den Palästinensern erlaubten, sich einstweilen auszutoben, bis sie wieder zu Kräften kommen und ihnen die Flügel stutzen konnten, um nicht zu sagen, die Hände. Er wollte sagen, dass die Unterstützer den palästinensischen Mund demnächst mit schwarzem Gold zustopfen würden. Doch er schwieg. Er wollte nicht noch eine Rede über den islamischen Dschihad hören, den »ein Christ wie er« nicht verstand. Insgeheim musste er zugeben, dass die Partnerschaft mit einem Muslim in diesen Tagen eine Versicherung für ihn war und dass sie ihm wichtiger war als in der Vergangenheit. Er stand auf, um das Radio einzuschalten, und stellte es auf die »Stimme Palästinas«. Sie lauschten gemeinsam der Meldung über eine Terroristenzelle, die in Westjerusalem eingedrungen war und, nicht mehr und nicht weniger, das Gebäude des Senders der »Stimme Israels« in arabischer Sprache gesprengt hatte.
    »Alle Achtung, alle Achtung. Hab ich’s dir nicht gesagt?«, kostete Abu Nabil den Sieg aus.
    »… die palästinensischen Helden, die bereit waren, ihr Leben zu opfern, haben bewiesen, dass Israel keine uneinnehmbare Festung ist. Die heldenhafte Kampfzelle ist ins Herzen der israelischen Führungsmacht eingebrochen, in die Festung ihrer bösartigen Propaganda, hat sie vollkommen zerstört und Angst und Schrecken im Herzen der Einwohner der westlichen Stadt gesät. Die Araber der besetzten Gebiete, die unter dem Joch der grausamen israelischen Armee stöhnen, sind auf den Straßen in Freudendemonstrationen ausgebrochen«, tönte es aus dem Radio.
    Abu Nabil sprang von seinem Platz auf und tanzte im Zimmer herum. »Die Befreiung steht vor der Tür, der Sieg ist nahe.« Er umarmte Abu George und drehte den Radioknopf auf die Sender
von Kairo, Damaskus, Amman und Bagdad, Saudi-Arabien, Tunis und Libyen. Sein Herz floss vor Stolz über. »Wir geben eine Farbreportage über die Zelle heraus«, sagte er und dachte an die beiden Gäste, die sein Haus aufgesucht hatten. Vielleicht hatte ihr Besuch den Anfang von Abu Amars Kampf angedeutet. Eines war sicher, mit Hilfe eines solchen Berichts würde er sich einen Namen bei dem neuen Führer machen, und der würde über seinen Sohn Nabil wachen. »Komm, wir gehen hin.«
    »Vielleicht sollten wir Nuri, den Berater des Ministers, bitten, uns zum Sender zu bringen«, schlug Abu George vor.
    »Was ist denn mit dir los?!«
    »Mein Bruder, er wird uns Peinlichkeiten ersparen und uns würdig dahin bringen, wo man hin muss«, erwiderte Abu George.
    Abu Nabil drückte die Zigarette aus, blickte in den Spiegel an der Wand und rückte seinen Krawattenknoten zurecht. »Bei ihnen gibt es Pressefreiheit, oder nicht? Was sorgst du dich also? Wer wird uns etwas tun? Sie lieben es zu gefallen, sich zartbesaitet zu geben, kultiviert. Wir brauchen gar niemanden, wir nehmen die Kamera und brechen ins Gelände auf«, sagte er.
    »Vielleicht sollten wir einen Reporter schicken«, bremste Abu George und putzte seine Brillengläser.
    »Ich will es mit eigenen Augen sehen, mich daran freuen, und ich bin auch neugierig, wie die Aktion in Israel dargestellt wird. Wenn du nicht mitkommst, gehe ich allein«, sagte er und wandte sich zur Tür.
    Schweigen. Es kam nicht jeden Tag vor, dass Abu George den Anflug einer Drohung in der Stimme seines Freundes hörte.
    »Das ist der Anfang des Aufstands. Wir müssen etwas beitragen«, sagte Abu Nabil, klärte, wo sich das Gebäude des israelischen Senders befand, rief Hamdi Nubani an, der perfektes Hebräisch im Stil der Rabbiner mit der Aussprache der Altstadt sprach, und bat ihn, jede Meldung in der hebräischen Presse bezüglich der

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