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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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hinfahren und die Sache überprüfen«, sagte ich.
    »Oho … bis Gheine wollen Sie für sie reisen?«
    »Ich muss demnächst eine Dienstreise nach Karmiel unternehmen,
bei dieser Gelegenheit werde ich ins benachbarte Gheine fahren.«
    »Ich verstehe … Mein bester Herr Amari, ich freue mich stets, mit Ihnen zu sprechen, und zögern Sie nicht, sich mit jeder Bitte oder Angelegenheit an mich zu wenden. Wozu sind wir da, wenn nicht, um zu helfen?«
    Meine Hände zitterten. Weshalb brachte mich jedes Gespräch mit ihm derartig auf?
    Ich wartete ein paar Tage auf sie, aber sie kam nicht, Ich ging zu dem kleinen Weideplatz im Schimon-Zadik-Viertel. Ghadir saß auf einem Felsbuckel, der nach Westen blickte. Zwei Ziegen standen zu ihren Füßen wie eine Leibwache. Als sie mich sah, sprang sie mir entgegen.
    »Ahlan wa sahlan, Nuri! Ich dachte, du seiest mir böse. Jeden Tag bete ich zu Allah, dass er dich mit seiner Güte bedenkt«, sagte sie und senkte den Kopf.
    »Ghadir, wir müssen nach Ain Mahel und nach Gheine fahren.«
    »Ja salam, wie schön! Das habe ich geträumt, ich schwör’s, dass ich in deinem Auto fahre und dass du meine Verwandten kennenlernst und siehst, dass ich nicht lüge, wie Herr Haramati denkt. Allah möge dich segnen.«
    »Es genügt, wenn deine Mutter mit mir kommt.«
    »Wozu du und meine Mutter?«
    »Du kennst deine Verwandten nicht, du warst ein dreijähriges Kind, als ihr Jaffa verlassen habt. Und wie sollte ich nur mit dir fahren? Man würde mich und dich umbringen!«

24.
    DIE »STIMME ISRAELS« AUS JERUSALEM
    Ein grauer Wind, der Blätter und Staub mit sich trug, kühlte die Stadt. Abu George und Abu Nabil nahmen zusammen ihr übliches Frühstück ein und lauschten dem arabischen Programm des israelischen Senders, der »Stimme Israels«. Der Sprecher kündigte eine Wiederholung zu Ehren der »Vereinigung Jerusalems« an.
    »Bastarde!«, röhrte Abu Nabil und schaltete das Gerät aus. »Sollen sie doch Annexion, Bedrückung, Raub, Diebstahl, Enteignung sagen! Aber ›Vereinigung‹?! Welche Vereinigung?«
    »Was regst du dich auf, sie werden höchstenfalls ihre Heiligkeit mit unserer vermischen«, entgegnete Abu George und schenkte sich Limonade mit frischer Minze ein.
    »Die gesamte Heiligkeit ist bei uns, die Moscheen, die Kirchen, die Geschichte, sogar ihre weinerliche Wand ist bei uns. Sie sind gemeine Diebe!«, beharrte Abu Nabil.
    »Heiligkeit hin oder her, was ändert das? Das Leben ist stärker als wir. Die Juden sind gekommen, haben sich in Jaffa und Haifa und Akko niedergelassen und haben alles verändert. Der Geruch ist nicht mehr der gleiche und der Geschmack auch nicht.«
    Abu Nabil sah ihn durchdringend an und zwirbelte seinen Schnurrbart. In ihrer Jugend waren sie beide Anhänger des bewaffneten Kampfes gewesen, Verehrer von Iz ed-Din al-Qasam. In einer bestimmten Phase hatten sie sogar gegen den Mufti aufbegehrt. Was war mit Abu George passiert? Es schien, als gingen seine Kräfte zur Neige. War es das Alter, waren es die Sorgen, oder hatte der letzte Krieg seinen Geist gebrochen?
    Er spähte auf die Uhr und stand überstürzt auf: »Ich muss gehen!
« Er hatte einen Termin mit Abu Amar, dem Anführer ihrer Splittergruppe. Dreimal hatte man Zeitpunkt und Ort geändert, verlangt, dass er zu Hause wartete, bis man ihm sagen würde, was er tun sollte. Den ganzen Tag hatte er gewartet, kein Mensch war gekommen, und auch das Telefon hatte nicht geläutet. Zwei Tage später waren zwei Unbekannte aufgetaucht. Sie hatten das erwartete Treffen mit Abu Amar nicht erwähnt, nur in seinem Namen gefordert, er solle mit der Zeitung Front machen, den Boden für den Kampf in al-Quds, im Westjordanland und in Gaza bereiten. Zuletzt hatten sie ihm Grüße von seinem Sohn Nabil bestellt, der seit drei Wochen in einem arabischen Land, dessen Name man ihm nicht nannte, ausgebildet wurde.
     
    Am nächsten Tag kämpfte Abu Nabil im Redaktionsbüro mit sich selbst, ob er seinem Freund von dem Treffen mit den zwei mysteriösen Männern von gestern erzählen sollte, die ihm allerdings einen gewaltigen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben hatten, nichts dergleichen zu tun. Zwischen ihm und Abu George hatte es jedoch nie Geheimnisse gegeben. Seit Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit waren sie wie Brüder, trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten.
    »Ich habe das Gefühl, dass unsere Revolution in Gang kommt«, sagte er schließlich.
    »Sicher, sicher«, antwortete Abu George.
    Abu Nabil bemerkte die Ironie in seiner

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