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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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vermochte, oder meinte er auch ein tatsächliches Verlassen, die Trennung zwischen uns und ihnen?
     
    Sofort nach Abschluss der Zeremonie, als wir den Platz der Klagemauer verlassen hatten, blieb Eschkol mit düsterem Gesicht stehen: »Man muss sofort das Leben wieder in Gang bringen.«

    Innerhalb einer Stunde versammelten sich alle, die damit zu tun hatten, im Sitzungsraum des Generalstabschefs, um die Anweisung des Ministerpräsidenten in die Tat umzusetzen. Zahlreiche Funktionäre waren dort anwesend, so dass kein Platz mehr an dem großen Tisch blieb und man noch eine Reihe Stühle dazustellen musste, womit sofort zwei Fraktionen geschaffen wurden - die unmittelbar am Tisch und die dahinter. Am Ende der spannungsgeladenen Sitzung, in der diverse Aufgaben verteilt wurden, nahm ich es auf mich, mit einer der offiziellen Persönlichkeiten der anderen Seite zu sprechen - mit Abu George, Mitbesitzer der Zeitung al-Watan und Vorsitzender der Vereinigung der Touristikbranche der Stadt, den mir Amitai im Restaurant vorgestellt hatte.
    Um sieben Uhr abends rief ich im al-Hurrije an, doch niemand antwortete. Ich stand kurz davor, ihn zu Hause anzurufen und ihn zu bitten, sich mit mir zu treffen, doch ich fürchtete, er werde ausweichen oder das Treffen ablehnen. Schließlich entschloss ich mich, nach Art der Orientalen zu verfahren und direkt sein Haus in Scheich Dscharrah aufzusuchen.
     
    Das Haus von Abu George war, wie der Rest der Häuser in seinem Viertel, von einem Zaun aus spitzen Eisenstangen umgeben. Ich drückte auf die Klingel an dem schweren Tor und musste einige Minuten warten. Schließlich wurde das Tor mit äußerster Vorsicht geöffnet, nur einen Spalt breit, und Abu George stand vor mir, mit abweisendem Blick und stumm.
    »As-salam aleichem«, übernahm ich schließlich die Begrüßung, obwohl eigentlich er mich hätte begrüßen müssen.
    »Wa aleikum«, antwortete er knapp und sparte sich die Fortsetzung, »und Allahs Gnade und Segen.« Ich lächelte ihn verlegen an. Es war doch kaum möglich, dass er sich nicht an mich und die Unterhaltung erinnerte, die wir erst unlängst in seinem Restaurant geführt hatten.
    »Könnte ich ein paar Worte mit Ihnen wechseln?«, fragte ich.
Er nickte freudlos mit dem Kopf, ohne das traditionelle »tafaddal« zu sagen. Nachdem er sich umgesehen hatte, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Gegend war, öffnete er das Eisentor ein Stückchen weiter.
    Schweigend durchquerten wir den Garten. Im Haus hingen antike Revolver, Schwerter und Tonfragmente an den Wänden des großzügigen Korridors, eine beeindruckende Sammlung. Wir betraten das Wohnzimmer. Es entsprach nicht dem traditionellen arabischen Stil mit niedrigen Sofas und schweren Kissen, wie ich es von den Häusern israelischer Araber gewöhnt war. Die Möblierung hier war modern - Ledersofas und -sessel, Blumenvasen, kleine Skulpturen. An einer Wand waren Fotografien zu sehen, sicher Familienangehörige, im Zentrum das Porträt eines schönen jungen Mädchens mit hellen Augen. An exponierter Stelle hing ein großes Bild von Hadsch Amin al-Husseini, dem Mufti von Jerusalem, in prächtiger traditioneller Kleidung. Ich wandte meinen Blick von dem Bild des palästinensischen Führers ab, der mit Hitler gemeinsame Sache gemacht hatte und bestrebt gewesen war, das jüdische Volk zu vernichten. Mit einer Handbewegung bot mir Abu George an, mich zu setzen, blieb aber vor mir stehen, ohne seinen Verdruss über das Eindringen in sein Haus zu verbergen.
    »Ich bedaure, dass ich Sie zur Abendzeit störe.«
    »Was trinken Sie?«, fragte er, als käme er einer lästigen Pflicht nach.
    »Wenn ich mich im Hause meines Vaters befände, würde ich um ein kaltes Bier bitten, doch …«
    Die Wortwahl fand anscheinend sein Gefallen, denn die angestaute Spannung löste sich für einen Moment, und er verließ das Zimmer.
    Vollkommene Stille herrschte im Haus. Ich erinnerte mich an einen Satz, den der Minister einmal zu mir gesagt hatte: »Wenn man in das Haus eines Juden kommt und es herrscht Stille, weiß man, dass jemand krank ist. Kommt man in das Haus eines Goi und es herrscht Stille, weiß man, dass alles in Ordnung ist.«

    Als er zurückkam, brachte er eine Flasche holländisches Bier mit und schenkte uns beiden ein, setzte sich mir gegenüber, zog aus seiner Tasche eine große Gebetskette und begann, die Bernsteinperlen schnell durch seine Finger gleiten zu lassen.
    »Schöne Krüge«, ich deutete auf die

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