Jasmin - Roman
kämpfen! Mit ›Blut, Schweiß und Tränen‹, wie Churchill sagte. Es ist unmöglich, einen grausamen und heimtückischen
Feind zu besiegen, wenn wir die Hände in den Schoß legen«, sagte Abu Izat, Besitzer eines großen Textilbetriebs.
Die Wortmeldungen wurden immer hitziger. Abu George erwartete, dass Abu Nabil, der bei den Extremisten akzeptiert war, seit er Iz ed-Din al-Qasam unterstützt hatte, eingreifen und die Gemüter beruhigen würde, doch er gab keinen Ton von sich, saß nur am Tisch, rauchte und zwirbelte seinen Schnurrbart. Abu George warf ihm beredte Blicke zu, bis er sich bequemte, das Wort zu ergreifen.
»Wenn wir mit dem Eroberer kooperieren, befreien wir unser Volk und die arabischen Staaten von der Verpflichtung, den Krieg zu eröffnen. Wir müssen die Dornen, die in unser Fleisch gesteckt wurden, mit eigenen Händen herausziehen, sterben wie Löwen und nicht leben wie Lämmer«, sagte Abu Nabil, reckte seinen Kopf wie ein Pfau und zwirbelte wieder an seinem Schnurrbart.
Wie recht Bourguiba, der tunesische Präsident, doch hatte, als er meinte, die Rhetorik sei die größte Begabung der Araber, gleichzeitig aber auch ihr Unglück, dachte Abu George, als sich die Diskussion in die Nacht hineinzog. Jetzt begriff er, dass er allein an der Front stand und dass es unumgänglich war, eindeutig Stellung zu beziehen. Er ergriff also das Wort:
»Verehrte Anwesende, lasst uns die Wahrheit eingestehen. Wenn der Streik der Geschäfte andauert, wird es uns, die wir in diesem Raum sitzen, nicht an Geld fehlen. Auch Amman wird weiterhin seinen Angestellten und Würdenträgern die Gehälter schicken. Aber habt doch die Güte, mir zu sagen, wer die Kinder unserer Arbeiter ernähren wird? Ich weiß, dass die Zionisten versuchen, uns auszutricksen. Sie geben vor, uns darum zu bitten. Ja und? Wer alles will, verliert alles, sagt man bei uns. Die Tatsachen sind hart, und sie sich einzugestehen, ist noch härter, aber, meine Brüder, wir haben den Krieg verloren! Wir haben verloren, und wir können unsere Beine nur so weit ausstrecken, wie unsere Decke reicht. Warum sollen wir nicht ihr Spiel spielen und vielleicht
die Gelegenheit nutzen, um ein oder zwei Bedingungen zu stellen? Ist das nicht militärischen Befehlen vorzuziehen, die uns jeder Initiative berauben und unsere Ehre verletzen? Sind Persönlichkeiten, die für ihr Volk sorgen, Verbrecher? Haben nicht andere Völker in der Geschichte ähnliche Dinge getan?«
Er sprach voller Inbrunst, und als er endete, fühlte er sich schwindlig, wollte saubere Luft atmen und betete inständig, dass ihn kein Hustenanfall packte. Abu Nabil öffnete die Fenster, dennoch hielten sich Rauchschwaden im Saal.
Es wurde Mitternacht, alle waren erschöpft. Abu George bat darum, die Sitzung zu beenden, und forderte eine geheime Abstimmung, damit sich die Anwesenden nicht gegenseitig anschwärzen konnten. Die Entscheidung fiel mit einer Stimme zugunsten der Wiedereröffnung der Geschäfte. Erneut erhob sich ein Tumult, jemand verlangte eine Wiederholung der Abstimmung. Abu George wischte sich den Schweiß von der Stirn, stand auf und sagte:
»Liebe Leute, wir haben diskutiert und entschieden. Lasst uns doch bitte uns selbst respektieren. Wir wollen die Verhandlungen mit ihnen aufnehmen, und wer nicht mit ganzem Herzen hinter der Entscheidung steht, soll zu seinem Schicksal stehen, seine Zukunft selbst in die Hand nehmen.«
Ihm war klar, von diesem Augenblick an würden sich in ihrem Kreis, der bis jetzt im Unglück vereint war, Risse auftun, und er würde sich gegen eine Schar von Freunden, die zu Gegnern geworden waren, wappnen müssen, denn »der Stein kommt immer aus der Nähe«, wie es so schön hieß.
»Die Zionisten habe dir Angst gemacht, du führst uns in die Niederlage«, warf ihm Abu Nabil vor, als sich die Versammlung zerstreute. »Du bemühst dich umsonst. Ich verspreche dir, dass die Erlösung nahe ist. Mein Vater sagte immer, es gibt keine Not, auf die nicht Rettung folgt.«
In der Nacht konnte Abu George nicht schlafen. Er wanderte im Haus umher, machte sich Milch heiß, aber er schlief nicht ein.
Sein Magen revoltierte, und er fürchtete das Kommende. Schließlich schrieb er einen Zettel für Umm George, ihn am Morgen nicht zu wecken, da er beabsichtige, zu Hause zu bleiben.
Bereits am nächsten Tag schob sich eine unsichtbare Trennwand zwischen ihn und die Mitglieder des Verbandes. Er spürte es an ihren Blicken, ihrem plötzlichen Schweigen, wenn er
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