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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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fotografierte? In der Küche streifte sie die Schuhe ab, spürte die angenehme Kühle des Marmorfußbodens. Ihr Vater ging, um den Senator und Abu Nabil anzurufen, um ihnen zu verkünden, »dass alles gut abgelaufen war«, und ihre Mutter bat:
    »Gib ihnen zu verstehen, dass sie müde ist, damit sie nicht heute kommen.«
    »Wie soll ich das machen?«
    »Lade sie einfach für morgen Abend ein.«
    Jasmin stieg ins erste Stockwerk hinauf, in ihre Suite. Wie geräumig hier alles war gegenüber den winzigen Zimmerchen von Paris. Als sie den Koffer mit den Kleidern öffnete, den der Soldat auf den Kopf gestellt hatte, wollte sie alles in die Wäsche werfen, als ob allein die Berührung seiner Hand alles beschmutzt hätte, doch sie besann sich und sortierte nur die rosa Unterhose aus, die
zu Boden gefallen war. Sie nahm einen Bademantel und ein Schminktäschchen heraus und ließ den Koffer geöffnet liegen. Sie hatte jetzt nicht die Kraft, die Kleider auszupacken, sie ordentlich in den Schrank zu hängen. Die beiden anderen Koffer rührte sie nicht an. Nachdem sie sich geduscht hatte, legte sie sich aufs Bett, wollte einschlafen und konnte es doch nicht.
    Nach dem Abendessen kamen der Senator und seine Frau. »Tut mir leid, ich konnte mich nicht beherrschen«, er lächelte wie ein Lausebengel und drückte sie an sich. »Du siehst hervorragend aus, unberufen«, sagte er und zog ein Päckchen heraus, ein Geschenk für sie: ein seltenes Buch über die arabische Architektur in Andalusien. Der Alte versucht, sich und uns durch die Erinnerung an die glanzvollen Zeiten zu trösten, dachte sie mit wehem Herzen.
    Gleich nach ihnen kamen auch Abu Nabil und seine Frau: »Seit fünf Jahren warte ich auf dich, ich kann nicht mehr«, sagte auch er und schloss sie in seine mächtigen Arme. Er hatte sie immer geliebt, hatte sogar davon geträumt, sie mit seinem Sohn Nabil zu verheiraten, hatte sie jedoch weiterhin geliebt, als sie Azmi vorzog.
    Nach den Küssen, der Aufregung und dem Austausch der Eindrücke von der Verzögerung und der Durchsuchung an der Allenby-Brücke zogen sich die drei Frauen in die Küche zurück, und Jasmin kämpfte mit sich: Auch sie sollte in die Küche gehen und den Frauen helfen, doch ihr Wunsch, dem Gespräch der Männer zuzuhören und sich aus erster Hand über den aktuellen Stand der Ereignisse zu informieren, war übermächtig. Abu George, der ihren inneren Konflikt spürte, gab ihr einen Wink zu bleiben:
    »Setz dich zu uns, meine Tochter, fühl dich ganz wie ein Gast heute.«
    Die Unterhaltung wandte sich schnell der Politik und der neuen Lage zu. Der Senator erzählte von einer heftigen Auseinandersetzung, die er mit einem Minister des Königs gehabt
hatte. Auch Abu Nabil berichtete in allen Einzelheiten von der Diskussion mit dem Kairoer Redakteur der al-Ahram , der ihm von Nassers Plänen nach der Niederlage erzählte.
    Jasmin wollte klare Worte finden und den König in aller Deutlichkeit kritisieren, der ihrer Ansicht nach für die Niederlage Jordaniens verantwortlich war, doch sie hielt sich zurück. Wie konnte sie sich an diesem Männergespräch beteiligen, bei dem der Senator kraft seines Alters und seiner Position argumentieren konnte und die zwei Zeitungsredakteure aufgrund der Tatsache, dass sie Männer waren, und dank ihres Berufs. Sie, die junge Frau, sollte schließlich nur zu ihren Diensten da sein. Sie durfte das Privileg, der Unterhaltung lauschen zu können, keinesfalls falsch interpretieren. Innerlich lächelte sie traurig und dachte an die Studenten in Frankreich, die immer mehr an Einfluss gewannen. Hier war die Gesellschaft erstarrt. Sie würde sich wieder an die alte Lebensweise gewöhnen müssen.
    Der Senator sah alt aus, erschöpft von der Unterhaltung, und er stand als Erster auf, um nach Hause zu gehen. Mitleid erwachte in ihr, und sie begleitete ihn und seine Frau hinaus. Der warme Abendwind trug köstliche Blütendüfte mit sich, die sich wie seidene Schals um sie legten. Die Blumen in Paris schmeichelten dem Auge, doch nicht der Nase, dachte sie.
     
    In der Nacht schaltete sie den Fernseher ein und sah sich ein libanesisches Gesangsfestival an. Was haben sie zu feiern?, dachte sie verärgert, schaltete das Gerät aus und drehte ihr Gesicht zur Wand. Ihr Schlaf war unruhig, sie erwachte einige Male. Gegen Morgen träumte sie, dass Azmi auf dem Stuhl ihres Vaters im Garten saß und sie zu ihm trat, um ihn zu umarmen, doch als sie ihn berührte, verschwand er zusammen mit dem

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