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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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seinem Platz.
    Kabi verließ das Büro des Ressortleiters mit einem Auftragsordner in der Hand, öffnete ihn und fand den Namen des Persischlehrers, der in Tel Aviv wohnte. Er fuhr dorthin und wanderte durch die Straßen der Stadt. Wieso Chorramschahr? London kannte er bereits, er mochte es sogar. Er hatte dort Miss Sylvia, seine legendäre Englischlehrerin aus der Schule in Bagdad, gefunden, hatte den Kontakt zu George Amari, einen Kindheitsfreund und Verwandten, wieder aufgenommen, und es war ihm gelungen, einige Agenten anzuwerben. Für den Iran hatte er sich nie interessiert. Hier und dort hatte er etwas über den Schah gelesen, und besondere Aufmerksamkeit hatte er der schönen Soraya geschenkt, der Schwester König Faruks, die zur Kaiserin des Iran wurde und sein Mitleid erregte, als der Schah sie wegen ihrer Unfruchtbarkeit verstieß. Er betrat das Brown auf der Allenby-Straße und suchte Bücher in Englisch über die Geographie und Geschichte des Iran. Die Verkäuferin notierte die Bestellung und versprach, ihm die Bücher nach Hause zu schicken. Als er den Laden verließ, rief er von einem öffentlichen Telefon aus den Persischlehrer an und fuhr zu dessen Adresse in der Alijastraße.
    Der Lehrer, ein kränklicher Greis, vereinbarte sofort Termine für die Unterrichtsstunden mit ihm und fügte hinzu: »Es ist besser, Sie vergewissern sich, dass ich zu Hause bin, bevor Sie aus unserer heiligen Stadt herkommen. Zu meinem Bedauern verbringe ich viel Zeit in der Ambulanz.«
    Bereits in der ersten Stunde konnte sich Kabi davon überzeugen, dass der Mann ein überragender Lehrer war. Dazu machte es ihm die Tatsache, dass das Persische mit arabischen Buchstaben geschrieben wird, noch leichter, auch gefiel ihm die Sprachmelodie im Munde des Alten, und er beschloss, ihm nachzueifern. In den folgenden Tagen lehrte ihn der alte Mann auch die Bedeutung des Rufs des Muezzins in den Moscheen und gab
ihm Filme über Gebete und Koranlesungen in iranischer Fassung mit.
     
    Zwei Wochen später landete Kabi kurz vor Mitternacht in Teheran und quartierte sich im Hotel Kian ein. Am nächsten Morgen traf er sich in der Lobby mit dem Chef der Außenstelle, Amram Tschuva, ein kräftiger, bärtiger Typ, in dessen Mundwinkel eine billige einheimische Zigarette hing. Amram instruierte ihn, erklärte ihm Ziele und Aufgaben und übergab ihm eine Mappe mit Karten, eine Liste von Telefonnummern zum Auswendiglernen und Hintergrundinformation. Es wurde beschlossen, dass er sich als Iraker aus Bagdad tarnen sollte, der von dort mit dem Aufstieg der Baath-Partei nach London ins Exil gegangen war, und dass er sich Amir Abbas Mahmud nennen sollte.
    »Ich schlage vor, dass du dich in der Stadt umschaust«, sagte Amram, bevor er ging.
    Kabi, nun Amir Abbas Mahmud, blieb in der Hotellobby, trank noch ein Glas Kaffee und betrachtete die Gäste. Besonderes Interesse widmete er den Scheichs in ihren traditionellen Gewändern, die wahrscheinlich aus den Fürstentümern am Golf und aus Saudi-Arabien hierher kamen. Auf seinen Reisen in Europa hatte er gelernt, dass es nichts Besseres als die ersten Stunden gab, um die Atmosphäre einer fremden Stadt aufzunehmen, den Puls ihres Lebens zu spüren, und er freute sich aufzubrechen, um sie allein zu erkunden. Schnell fand er sich in einer Masse von Menschen wieder - Kurden in ihren bunten Trachten, Leute aus Chorasan mit ihren schräg stehenden Augen, Turkmenen, die an die Reiter des Dschingis Khan erinnerten, arbeitslose Teheraner in ärmlicher Kleidung und Bauern in Gummistiefeln aus verschiedenen Gegenden. Er lauschte ihren Stimmen und tat sich schwer, ihre Sprache zu identifizieren. War das das Sprachengewirr der persischen Nation, von dem er gelesen hatte?
    Wo er sich auch hinwandte, von jeder Wand und Mauer spähten ihm die Augen des heiligen Ali, des schiitischen Imam, entgegen
und weckten in ihm die Erinnerung an die schiitische Kleinstadt, in die sie gekommen waren, als die Familie zum Grab des Propheten Ezechiel gepilgert war. Er war damals ein Kind gewesen, und als sie am Markt vorbeigingen, berührte er in seiner Unschuld einen Apfel. Der Standinhaber fiel mit einem grauenhaften Schrei, »Unreiner Jude!«, über ihn her, der noch immer in seinem Inneren nachhallte. Sein Vater, der den Händler beruhigen wollte, kaufte am Ende die ganze Kiste Äpfel und warf sie in den Abfall.
    Bettler hefteten sich an ihn wie Blutegel. Er begann den heimlichen Verdacht zu hegen, dass man ihm vielleicht

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