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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Merkmale unserer Zeit, und holte Professor Schadmi mit leichter Verspätung vom American Colony ab. Wir gingen zu Fuß zum al-Hurrije. Er verströmte einen verführerischen Geruch nach Pfeifentabak. Vielleicht sollte ich mir eine Pfeife zulegen, dachte ich, das verleiht dem Menschen eine ganz andere Aura.
    Abu George erwartete uns schon am Eingang des Restaurants, und innerhalb weniger Minuten erreichten wir eine schöne Kunstgalerie. Abu Scharif, der Besitzer, empfing uns wohlwollend, hieß uns in der Besucherecke Platz nehmen und tauschte Artigkeiten mit Abu George. Inzwischen hatte sich Professor Schadmi bereits einen schönen großen Tonkrug ausgesucht, überließ die Kaufverhandlungen jedoch, wie abgesprochen, Abu George.
    »Das ist der schönste Krug, den wir haben«, sagte der Inhaber der Galerie und betrachtete ihn mit zärtlichem Blick. Abu George machte eine Handbewegung, die nach dem Preis zu fragen schien. Abu Scharif trat an seinen Tisch, setzte seine Brille auf und nannte eine Summe: »Zweitausend Lirot.«
    »Und für mich?«
    »Was immer du sagst.«
    »Ja’ani? Das heißt?«
    »Eintausendneunhundertfünfzig.«
    »Ist das ein Preis für einen Freund?« Abu George zog die Gebetskette aus seiner Tasche und begann, an den Perlen zu drehen.
    »Um Jasmins willen, tausendachthundert.«
    Abu George machte mit der Hand eine hauchfeine Bewegung
des Unbehagens, als würde er sagen: »Du beschämst mich.« Abu Scharif setzte den Preis um weitere fünfzig Lirot herunter.
    »Es ist kaum zu glauben, dass du mir das vor meinen geehrten Gästen antust, weißt du, wer sie sind?«, seufzte Abu George.
    Für einen Moment befürchtete ich, er würde verraten, wer wir waren, um Druck auszuüben, und wir würden dastehen, als beuteten wir unsere Stellung zu unserem persönlichen Vorteil aus. Aber Abu George sprach Französisch mit uns, damit Abu Scharif dachte, wir seien aus Frankreich, und er ließ ihm keine andere Wahl, als den Preis noch einmal um fünfzig Lirot zu senken.
    Ein höherer Offizier trat mit seiner Frau ein, und in wenigen Minuten hatten sie einige der antiken Münzen ausgewählt. Der Galeriebesitzer sah im Katalog nach und nannte den Preis.
    Der Offizier fragte auf Englisch: »Verzeihen Sie, aber ist das der endgültige Preis?«
    Abu Scharif nahm die Brille ab, legte seine Hand auf die Brust und sagte mit strengem Gesicht und einem Anklang von Kränkung in der Stimme: »Absolut, mein Herr. Bei mir wird nicht gehandelt.«
    Der Offizier bezahlte und ging.
    Abu George brummelte und unterdrückte ein Lächeln.
    »Welcher jordanische Offizier würde dich einfach so bezahlen und gehen?«
    »Erinnere mich bloß nicht an die. Die haben Kaffee getrunken, genommen, was sie wollten, und bestenfalls ein paar Groschen bezahlt.«
    »Wallah, was soll ich sagen, du vertreibst uns«, murmelte Abu George bitter, als deutete er an, dass er vielleicht doch zur Konkurrenz hätte gehen sollen.
    Abu Scharif, der den nächsten Schritt kannte, eilte an seinen Tisch, zog die Zeitung Falastin at-Taura heraus und fragte: »Abu George, hast du das Interview mit Mussa al-Alami gelesen?« Und ohne auf eine Antwort zu warten, fing er an vorzulesen: »›Die arabischen Streitmächte kamen 48, um die Palästinenser vor der
zionistischen Gewaltherrschaft zu schützen, doch sie haben sie im Stich gelassen, sie gezwungen, zu emigrieren und ihre Heimat zu verlassen, haben eine politische und ideologische Blockade über sie verhängt und sie in Ghettos geworfen …‹ Ich frage dich, sollte ein Führer von uns so sprechen?«
    Unterdessen wurde Tee serviert, und die beiden fuhren fort, über die Lage, den Königshof und die arabischen Staaten zu reden. Für eine Weile schien es, als hätten sie das Geschäft ganz und gar vergessen und den Antiquitätenladen in einen Debattierclub verwandelt. Auf diese Weise dehnte sich die Verhandlung zu einem Zermürbungsfeldzug zwischen den zwei Parteien. An einem bestimmten Punkt setzte Abu George dann ein wütendes Gesicht auf und erhob sich, um zu gehen. Das Gesicht des Galeriebesitzers wurde ernst.
    »Tajib, der letzte Preis, tausendfünfzig Lirot.«
    »Wir kennen uns nun vielleicht an die zwanzig Jahre, nicht wahr, Abu Scharif? Du bist wie ein Vetter für mich, und wenn nach all dem … wegen ein paar lumpiger Lirot … Ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte Abu George und räusperte sich, als suchte er nach Worten, die ihm abhanden gekommen waren.
    Es war Abu Scharif anzusehen, dass er sich in

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