Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
traditioneller Kleidung fegten mit primitiven Besen die Landebahn, ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Niemand würde damit rechnen, dass ein Angriff aus den Bergen erfolgte, sondern die Aufmerksamkeit würde sich auf die Zufahrt auf der offenen Talseite konzentrieren.
Eigentlich hatte Luc damit alles, was die DEA interessierte, und durch Kalils Informationen über die regelmäßigen Flüge zusätzlich einen Ansatzpunkt für weitere Ermittlungen. Aber er war nicht so weit gefahren, um so schnell wieder umzukehren. Er zog sein Digitalfernglas aus der Weste, das gleichzeitig als Kamera diente, und begann, das Flugfeld und die Gebäude zu fotografieren. Der Pilot musste einiges drauf haben, um einen solchen Vogel zwischen den Berghängen in einem Stück herunterzubringen.
»Wie dicht willst du ran?«
Das war genau die Frage, die sich Luc gerade selbst gestellt hatte. Er deutete auf das Ende des Tals. »Wo wir schon mal hier sind, können wir uns auch ansehen, wie es da vorne aussieht.«
Luc versprach sich zwar wenig neue Erkenntnisse davon, wenn sie sich bis zur Zufahrt ins Tal vorarbeiteten, aber er hatte Kalils Schilderungen über das Schreckensregime der Mexikaner noch im Ohr und konnte sich nicht überwinden, einfach so umzukehren.
Allerdings wurde der Weg nun um einiges schwieriger. Es gab keine Felsbrocken mehr, die es ihnen ermöglichten, sich aufrecht fortzubewegen. Nur noch vereinzelte, vertrocknete Büsche gaben ihnen etwas Deckung.
Hamid protestierte nicht, sondern warf sich sein Gewehr auf den Rücken. »Das wird verdammt unbequem.«
Luc gab ihm recht. Die nächsten Meter mussten sie auf dem Bauch robbend zurücklegen, was auf dem steinigen Untergrund kein Vergnügen war.
Ungesehen erreichten sie eine Stelle, von der aus sie den gesamten vorderen Bereich des Tals überblicken konnten. Vor einem Gebäude standen drei Männer, die auf etwas zu warten schienen. Falls es sich um Wachposten handelte, so hatten sie ihre Berufung verfehlt. Sie sprachen wild gestikulierend miteinander und schienen sich zu streiten. Dabei ließen sie die Zufahrt zum Tal nicht aus den Augen, warfen aber nicht einmal einen Blick auf die Hänge rechts und links des Tals. Die Gewehre lehnten nachlässig an der Hauswand.
Luc hatte nichts gegen die laxe Einstellung. Dicht an den Boden gepresst, würden er und Hamid so gut wie unsichtbar sein, aber auf einen Test konnte er verzichten. Wieder zog er sein Fernglas aus der Tasche. Sämtliche Fenster auf der ihnen zugewandten Seite standen offen, sodass er ins Innere blicken konnte. Er überprüfte einen Raum nach dem anderen. »Nur die drei. Es sei denn, auf der anderen Seite verbirgt sich noch jemand.«
»Das passt dazu, dass dort nur ein Wagen steht.«
»Sie scheinen auf etwas zu warten. Kein normaler Mensch hält sich bei dieser Hitze draußen auf, wenn er es nicht muss.«
»Du meinst, so wie wir. Mir gefällt das nicht, Luc. Bei denen liegt eine Stimmung in der Luft, die nichts Gutes verheißt.«
Damit hatte Hamid Lucs eigene Befürchtungen ausgesprochen. Hamid schwieg kurz, dann zog er sein Sat-Handy aus einer Hosentasche und befahl seinem Bruder und seinen Männern, sich unauffällig bis ans Ende des Flugfelds vorzuarbeiten. Kalils jubelte so laut, dass Luc ihn mühelos hören konnte und unwillkürlich schmunzelte. Der Junge war unglaublich.
Luc behielt abwechselnd die wartenden Männer und die Zufahrt im Auge, während er die Zeit kalkulierte, die Kalil und die anderen brauchen würden. Sämtliche Instinkte warnten ihn, dass sie die Rückendeckung benötigen würden, aber es würde verdammt knapp werden.
»Da hinten.«
Hamid hatte die Staubwolke, die sich der Zufahrt näherte, deutlich eher entdeckt. Luc nutzte sein Fernglas und fluchte bei dem Anblick des Pickups leise. »Sechs Männer, drei in der Fahrerkabine, drei auf der Ladefläche.« Er setzte das Digitalgerät ab und fluchte erneut. »Dazu drei oder vier Frauen. Die eine sah noch aus wie ein Kind.«
Für einen Augenblick schloss Hamid die Augen, dann tastete er nach dem Gewehr auf seinem Rücken und legte es neben sich. »Das werden wir nicht zulassen.«
Das war keine Frage, sondern eine klare Ansage. Darüber würde Luc jedoch nicht diskutieren, denn für ihn war klar, dass die Männer sich die Frauen aus dem benachbarten Dorf geholt hatten und zwar nicht, um Haushaltsarbeiten zu erledigen, sondern um in dieser Einöde für etwas Abwechslung zu sorgen.
Vermutlich gefährdete er mit ihrem Eingreifen
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