Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
vermutlich leer, wir sollten uns erst die vornehmen.«
Luc signalisierte seine Zustimmung. Wenn sie Erfolg hatten, konnte ihnen niemand in den Rücken fallen. Bisher war das Glück auf ihrer Seite gewesen, aber jeden Moment konnte jemand ihre Anwesenheit bemerken, und dann würde es unangenehm.
Als Luc die nächste Tür auftrat, reagierte der Mann entschieden zu schnell. Er griff nach seinem Gewehr und schaffte es noch, die Mündung auf Luc zu richten, aber zum Abdrücken kam er nicht mehr. Luc versetzte ihm einen Tritt gegen die Brust, der ihn hintenüber fallen ließ. Ein Stuhl fiel krachend um und Luc setzte mit einem klassischen Kinnhaken nach. Das war knapp gewesen. Zu knapp und vor allem nicht lautlos.
Ein Mädchen, kaum älter als vierzehn Jahre, saß weinend auf dem Bett. Luc bekam keine Chance, sie zu beruhigen. Zwei Schüsse wurden auf dem Flur abgegeben. Im nächsten Moment sprang Hamid in den Raum.
»Wir sind aufgeflogen.«
»Was du nicht sagst. Wie viele sind da draußen?«
»Der Rest. Drei oder vier.«
Luc rief sich den Grundriss des Gebäudes ins Gedächtnis. »Beschäftige sie von hier aus. Ich nehme sie vom Nachbarzimmer aus in die Zange. Damit gewinnen wir etwas Zeit.«
»Und wie willst du dahin kommen? Deine Weste mag ja einiges abhalten, aber unverwundbar bist du nicht.«
»Weiß ich selbst. Ich nehme das Fenster.«
Das Mädchen weinte noch heftiger, aber im Moment konnte Luc nichts für sie tun, es ging ums nackte Überleben. »Ganz ruhig, Kleine. Wir sind die Guten und werden jetzt dafür sorgen, dass die Bösen verschwinden. Bleib schön hier auf dem Bett, komm Fenster und Tür nicht zu nahe. Verstanden?«
Immerhin nickte das Mädchen.
Draußen war niemand zu sehen, aber das musste nichts heißen. Der Bereich, den er überblicken konnte, war viel zu klein. Trotzdem sprang Luc aus dem Fenster und landete direkt vor der Mündung eines Gewehrs. Sich zur Seite zu werfen und zuzutreten war eine fließende Bewegung, die er im Training hunderte Male geübt hatte. Hart am Knie getroffen, ging der Mann mit einem Aufschrei zu Boden, und die Kugeln schlugen harmlos in der Hauswand ein.
Ehe der Mann sich von der unerwarteten Gegenwehr erholt hatte, war Luc bei ihm und schlug ihn bewusstlos. Ein weiterer Kerl, dem Aussehen nach ein Afghane, stürmte auf ihn zu, und Luc schaffte es nur noch, sich zu Boden zu werfen. Dieses Mal verfehlten ihn die Kugeln nur knapp.
Luc rollte sich zur Seite und versuchte, den Mann anzuvisieren. Aber sein Gegner war gut, sogar verdammt gut. Der Mann blieb ständig in Bewegung und bot kein Ziel. Luc konnte ihn nur mit einem ungezielten Feuerstoß auf Distanz halten. Das war zu wenig. Zwei weitere Männer kamen um die Ecke gerannt und richteten ihre Waffen auf ihn.
Anscheinend hatte sich der Kampf nach draußen verlagert. Gut für die Frauen, verdammt schlecht für ihn.
Es gab keine Deckung. Luc lag vor ihnen wie auf einem Präsentierteller. Ewig konnte er den Kugeln nicht ausweichen.
»Wirf deine Waffe weg.« Die Anweisung wurde in stark akzentgefärbtem Farsi gegeben.
Bei drei auf ihn gerichteten Gewehren konnte er vielleicht noch einen oder zwei von ihnen mitnehmen, aber das war’s dann. Ihm blieb nur noch, auf Hamids Eingreifen zu hoffen oder auf eine Chance zu warten. Langsam stand er auf und ließ dabei sein Gewehr liegen. Wenigstens wollten sie wissen, wer er war, und schossen nicht sofort.
Einer näherte sich ihm seitlich und kickte das Gewehr weg, ehe er es hochnahm und prüfend betrachtete. »Amerikanisch. Bist du Amerikaner?«
Schweigend erwiderte Luc die teils neugierige, teils wütende Musterung durch die drei Männer. Wenn nur noch die drei übrig waren, hatte Hamid drinnen erfolgreich weiter aufgeräumt, und seine Chancen standen nicht schlecht. Bisher hatten sie nur sein Gewehr und weder seine Weste noch die Pistole im Oberschenkelhalfter angetastet. Das sprach nicht gerade für ihre Professionalität. Leider hielten sie sich strikt außerhalb seiner Reichweite, sodass jeder Angriff ausschied.
»Verdammt, rede. Wer bist du und woher weißt du von diesem Ort? Du solltest antworten, ehe du Bekanntschaft mit meinem Messer machst.«
Das Englisch des Mannes hatte einen spanischen Akzent. Aus seinem Auftreten schloss Luc, dass der Anführer der Drogenbande vor ihm stand.
Mit einem spanischen Fluch tauschte der Mann sein Gewehr gegen ein Messer ein, dass die Größe einer Machete hatte.
Luc kniff die Augen zusammen und wich etwas
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