Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
diesem verdammten Puzzle vor Augen haben. Für heute könnt ihr Schluss machen, morgen geht’s dann weiter.«
»Morgen erst?«
Elizabeth starrte ihn so ungläubig an, dass er lächeln musste. Ihre zweite Gesprächsrunde inklusive der Diskussion hatte über vier Stunden gedauert, aber das schien ihr entgangen zu sein. »Es ist nach sieben. Den Feierabend haben wir uns verdient.«
»Ach so. Stimmt.«
Trotz ihrer Zustimmung ahnte er, dass sie noch Stunden später in ihrem Büro sitzen würde, um am PC irgendwelche ominösen Auswertungen zu erstellen. Hatte die Frau eigentlich kein Privatleben? Ohne die Brille mit der unvorteilhaft dicken Fassung sah ihr Gesicht völlig verändert aus, und Jay ertappte sich bei dem Wunsch, ihren strengen Zopf zu lösen.
Jay zog sich gerade um, als es leise an seiner Bürotür klopfte. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, betrat Elizabeth den Raum und stutzte. Ihr Blick ruhte auf dem Stück nackter Haut zwischen Jeans und T-Shirt. Er konnte nichts gegen das Lachen tun, das in ihm aufstieg, und steckte rasch das T-Shirt in den Bund seiner Jeans.
»Dein Timing ist wirklich perfekt.«
Nur ihre Wangen röteten sich leicht, ansonsten ignorierte sie die Anspielung. »Ich hatte gehofft, dass du noch da bist. Dir war es doch so wichtig, dass wir von der DEA erfahren, was sie an Infos über die Situation hier haben. Wie gehen wir da weiter vor? Eine offizielle Anfrage erscheint mir Zeitverschwendung.«
»Das sehe ich auch so. Morgen sind Clive und ich beschäftigt, übermorgen sehen wir uns an, was wir über Alvarez herausgefunden haben und danach steht die DEA auf dem Programm.«
»Was hast du vor?«
»Da offizielle Anfragen offensichtlich nutzlos sind, werde ich inoffiziell vorgehen müssen.«
»Hast du einen Kontakt dort? Das klingt eher, als ob du bei denen einbrechen und die Schreibtische durchwühlen willst.«
Darauf konnte es durchaus hinauslaufen, aber das konnte Jay ihr kaum verraten. Es war Zeit für einen Themenwechsel.
»Hast du eigentlich schon was gegessen?«
»Na sicher, den Salat und deine Pommes.«
»Das zählt nicht. Dann wird es Zeit für etwas Richtiges. Kommst du mit?«
Er hatte die Einladung kaum ausgesprochen, da hätte er am liebsten jedes Wort zurückgenommen. Elizabeth wäre an dem Ort, an den er gedacht hatte, völlig fehl am Platze. Oder auch nicht. Gespannt wartete er auf ihre Entscheidung, aber sie sah ihn nur an, als ob er sich in einen Alien verwandelt hätte.
»Wir fahren mit meinem Wagen. Ich bringe dich hierher zurück. Länger als zwei Stunden sind wir nicht unterwegs.«
»Und wohin wollen wir?«
»Wird noch nicht verraten, aber das Essen dort ist sehr gesund. Die perfekte Kombination aus allem, was der Körper braucht und ihn gesund hält.«
Sie nahm die Brille ab und rieb sich über die Nasenwurzel. »Bist du denn sicher, dass ich in diesem Outfit dort erscheinen kann? Der Unterschied zwischen uns ist doch recht … beachtlich.«
Ihr unsicheres Zögern rührte ihn. »Wenn wir dort zusammen erscheinen, wird niemand es wagen, dich deshalb zu kritisieren. Außerdem kannst du dein Jackett im Wagen lassen, das Top und die Hose reichen völlig.«
»Nun ja, wir könnten den Fall noch einmal in Ruhe durchgehen.«
Na sicher doch, aber nur wenn gleichzeitig heftiger Schneefall einsetzte. Etwas, das im Juli in San Diego hundertprozentig ausgeschlossen war. Er hatte zwar durchaus einen Hintergedanken beim geplanten Besuch in einer Strandbar, die unter Insidern als Geheimtipp galt, aber das würde Elizabeth nicht erfahren.
Von dem üblichen Feierabendverkehr war um kurz vor acht nichts mehr zu spüren, sodass sie schon nach kurzer Fahrt die Coronado Bay Bridge vor sich hatten
Bisher hatte Elizabeth geschwiegen, nun erschien die bekannte Falte auf ihrer Stirn. »Wie weit willst du denn noch fahren? Ich dachte, es geht um irgendeinen Laden in der Nähe der Zentrale.«
»Um diese Zeit ist es nicht mehr als ein Katzensprung. Nun beschwer dich nicht, sondern sieh aus dem Fenster, Ostküsten-Lady. So was hast du in Washington nicht zu sehen bekommen.«
Ihr Mund öffnete sich, aber ein möglicher Protest kam nie über ihre Lippen. Ihr Mund klappte zu und ihre Augen weiteten sich.
Ihr wortloses, beinahe andächtiges Staunen hatte etwas Kindliches, das Jay bei ihr nie erwartet hätte, aber er konnte sie verstehen. Schon tagsüber war der Ausblick von der Brücke über die Halbinsel Coronado atemberaubend. Nun stand der Sonnenuntergang kurz bevor, und das
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