Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
überhören. Timothys hünenhafte Gestalt forderte ihren Tribut, sodass er Mengen vertilgte, von denen eine normale Familie zwei Tage lang leben konnte. Pedro, der in seiner Bar pro Tag nur ein Gericht anbot, führte ein strenges Regiment und achtete darauf, dass Timothy ihm nicht schon kurz nach Öffnung das halbe Angebot weg aß.
Jay lachte. »Natürlich nicht. Das wäre ein Verbrechen.«
Das Innere der Bar war so rustikal, dass es schon ärmlich wirkte, aber es kam den Besuchern nicht auf die Möblierung an. Jay war schneller als Chris und eroberte einen der wenigen Zweiertische.
Mit einer gemurmelten Verwünschung besetzte Chris einen der Stehtische und hob zwei Finger, um Timothy seine Bestellung mitzuteilen.
Elizabeth nahm zwar den angebotenen Sitzplatz an, aber ihre Miene war ein einziges Fragezeichen.
»Vertrau mir, Pedro ist der beste Koch im Umkreis von mindestens zweihundert Meilen. Trinkst du auch ein Bier?«
Deutliche Missbilligung löste die vorige Unsicherheit ab. »Ein Mineralwasser wäre nett.«
Das hätte er sich ja denken können. Vermutlich würde sie dann die Rückfahrt übernehmen wollen oder ihn vor dem Starten des Wagens zu einem Promilletest zwingen. Er wusste selbst nicht mehr genau, warum er sie eingeladen hatte.
Bedienung war ein Fremdwort in Pedros Bar, sodass sich Jay brav in die Schlange vor dem Tresen einreihte und die Lästereien der SEALs, die ihn kannten, mit gleicher Münze heimzahlte. Als Timothy mit drei gefüllten Tellern jonglierte und ein Teller gefährliche Schieflage bekam, griff Jay ein und verhinderte, dass die Enchiladas auf dem Boden landeten.
»Danke, Jay. Du hast was bei mir gut.«
In diesem Moment betrat Scott die Bar und sah sich suchend um. Seine nassen Haare und die feuchten Flecken auf seinem T-Shirt verrieten, dass er noch schwimmen gewesen war, allerdings wies seine Miene auf ein drohendes Gewitter hin.
Timothy runzelte die Stirn. »Da liegt Ärger in der Luft, ich bringe ihm besser schnell sein Essen.«
Scotts auffallende Reaktion konnte kaum mit Jays Parkmanöver zusammenhängen, aber die Antwort musste warten. Erst einmal musste er mit zwei gefüllten Tellern und zwei Flaschen den Weg zu Elizabeth unfallfrei absolvieren. Da ihr Gesichtsausdruck dem von Scott in nichts nachstand, ergänzte er einen weiteren Punkt auf seiner Liste mit den noch zu erledigenden Dingen. Irgendwie musste er die Stimmung wieder drehen. Er hatte wenig Lust, den restlichen Abend mit ironischen Anspielungen oder offenen Beschwerden zu verbringen.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Scott seinen Leuten einige Befehle mittels Handsignalen übermittelte. Die Art der Verständigung untereinander kannte er in groben Zügen und verstand so viel, dass es um irgendeine Gefahr ging, die es zu klären galt. Das war nicht sein Problem, er hatte lediglich eine Frage an Scott, auf die er eine Antwort haben wollte. Vermutlich war sein Lächeln etwas gezwungen, aber mehr war einfach nicht drin. Vorsichtig stellte er einen der Teller und die Flasche mit dem Wasser vor Elizabeth ab.
»Da geht was bei deinen Bekannten vor.«
An ihrer Beobachtungsgabe gab es nichts auszusetzen, darauf hätte er jedoch in diesem Moment verzichten können.
»Mag sein, aber das ist deren Sache.«
»Was sind das für Typen? Freunde von dir?«
»Ja, mehr oder weniger. Der Blonde ist ein sehr guter Freund, die anderen irgendwas zwischen guter Kumpel und Freund.«
Damit begnügte sich Elizabeth und konzentrierte sich stattdessen auf den Teller vor ihr. »Unter gesundem Essen hätte ich mir irgendwie etwas anderes vorgestellt. Dieser Ort ist aber wirklich …« Sie sah sich um und lächelte. »… außerhalb jeder Norm. Auf jeden Fall interessant.«
Damit hatten sie endlich ungefährliches Terrain erreicht. »Das stimmt. Pedros Bar ist ein absoluter Geheimtipp. Seine Stammgäste sprengen schon heute den Rahmen dieser kleinen Hütte, sodass alle an einer gewissen Geheimhaltung interessiert sind. Oft genug sitzen einige draußen, weil es hier drinnen keine freien Plätze mehr gibt. Das hätte ich dir ja auch vorgeschlagen, aber es gibt keinerlei Beleuchtung dort. Wenn nicht gerade Vollmond ist, sieht man nicht, was man sich gerade in den Mund steckt.«
Elizabeth atmete tief ein. »Wenn es so schmeckt, wie es riecht, wäre das kein Problem.« Ihre Aufmerksamkeit galt nun eindeutig dem Essen.
»Haben sich deine Beschwerden damit erledigt?«
»Das war keine Beschwerde, nur eine voreilige Feststellung. Frisches
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