Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
hatte sich bisher von dem unfreiwilligen Aufenthalt in der Wüste ausreichend erholen können.
Nachdenklich runzelte er die Stirn, als er versuchte, sich an den letzten Abend zu erinnern. Da war das Gespräch mit Mullins gewesen, dann hatte sich Kalil gemeldet, weil er in den Bankdaten auf irgendwas gestoßen war. Elizabeth hatte sich wieder an das Notebook gesetzt, und Timothy hatte ihn überredet, eine Schmerztablette zu nehmen. Danach konnte er sich an nichts mehr erinnern. Verdammt, er würde Timothy umbringen. Er hatte wenigstens noch mit Elizabeth reden wollen. Vorsichtig löste er sich von ihr und vermisste sofort ihre Wärme und Nähe. Die Zähne fest zusammengebissen ermahnte er sich, es nicht zu übertreiben. Es ging schließlich um keine monatelange Trennung. Trotzdem hätte er eine kalte Dusche vertragen können, die jedoch wegen seines Verbands ausfallen musste.
In der Küche fand er frischen Kaffee und seinen Bruder, der aussah, als ob er die Nacht durchgemacht hatte. So wie er Luc kannte, hatte er sich die nächtlichen Wachen mit seinen Männern geteilt, ohne Rücksicht darauf, dass ihm ebenfalls etwas Ruhe gutgetan hätte.
»Du solltest dich nach einem neuen Sanitäter umsehen. Wenn ich Timothy sehe, ist er fällig.«
»Ich wünsch dir auch einen guten Morgen. Du konntest die Pause gebrauchen. Ich habe noch nicht vergessen, dass der Arzt dir geraten hat, einige Tage im Krankenhaus zu bleiben.«
»Das war eine Empfehlung, mehr nicht. Gibt es was Neues?«
»Da drüben steht dein Notebook. Wir haben deine Festplatte in eines unserer Geräte eingebaut, und es scheint alles zu funktionieren. Du kannst dich auch beim FBI einloggen. Kalil und Beth haben dafür gesorgt, dass niemand zurückverfolgen kann, von wo aus du auf den Server zugreifst.«
»Die beiden scheinen sich gut zu verstehen.«
Lucs Miene wurde grimmig. »Stimmt. Ein Jammer, dass Welten zwischen uns liegen, und ein spontanes Treffen unmöglich ist.« Er trank seinen Kaffee aus und stellte seinen leeren Becher auf den Tresen. »Kalil ist sicher, dass Alvarez seinen Kontaktmann nicht mit großen Beträgen entlohnt, sondern mit unzähligen kleinen. Wo diese Überweisungen zusammenlaufen, wissen wir noch nicht, aber das ist eine Frage der Zeit. Sein System ist gut, aber nicht gut genug. Wir kommen dem Mistkerl näher.«
»Ich frage mich, ob wir auch so schnell Erfolg gehabt hätten, wenn wir die Festplatte offiziell untersucht hätten.«
»Die Frage solltest du dir lieber nicht stellen, die Antwort wäre zu deprimierend. Was meinst du, warum wir mit Joss oder auch den Deutschen so gerne auf dem kleinen Dienstweg zusammenarbeiten?«
Nachdem sein Bruder ihn nicht mit Kaffee versorgte, übernahm Jay das selbst und holte sich außerdem ein Stück kalte Pizza aus dem Kühlschrank, das am Abend übrig geblieben war. Da sich Luc und Jasmin eigentlich im Urlaub befanden, war die Frühstücksauswahl beschränkt. Aber das war ihm egal, er hatte Hunger. Den amüsierten Blick seines Bruders ignorierend, startete er sein Notebook. Lucs Erwähnung der Deutschen, mit denen er zusammenarbeitete, hatte ihn daran erinnert, dass Rob und er eine Sache verfolgten, die Luc besser nicht detailliert mitbekam.
Jay verschluckte sich fast an seiner Pizza, als sein Computer ihm mitteilte, dass über hundert ungelesene Mails auf ihn warteten. Er sortierte die Mails nach Absendern und verschob sämtliche Nachrichten, die warten konnten, in ein Verzeichnis. Übrig blieben die von seinem Team, seiner Familie … und Clives Frau. Verdammt, er hatte zwar für Clives Schutz gesorgt, aber sich nicht einmal nach dem Zustand seines Partners erkundigt. Und jetzt konnte das auch noch einige Sekunden warten. Zunächst überflog er die Mail von Rob, und seine Stimmung besserte sich schlagartig. Damit hatte sein Bruder wieder einmal bewiesen, dass er als Anwalt eine Klasse für sich war, obwohl er dieses Mal Hilfe aus Deutschland hatte. Für die beiden Punkte, die noch offen waren, konnte ausnahmsweise Jay die ideale Lösung beisteuern. »Wann landet ihr übermorgen auf eurem Rückflug eigentlich ungefähr in Frankfurt?«
Erstaunt sah Luc ihn an. »Gegen Mittag, drei Stunden Aufenthalt, und dann geht’s weiter. Wieso interessiert dich das?«
»Nur so, nicht weiter wichtig.« Hoffentlich kaufte Luc ihm das ab, auf ein Verhör konnte er verzichten, und für langwierige Erklärungen war das der falsche Zeitpunkt. Luc würde vermutlich ausrasten, wenn er erfuhr, dass Jay und Rob
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