Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
hervorragend zusammenarbeitet, sondern dass da offenbar mehr draus geworden ist.«
Das klang ehrlich und keineswegs anzüglich. Jays Gedanken überschlugen sich. Alvarez hatte nichts davon geahnt, dass er und Elizabeth nicht nur Kollegen waren. Selbst sein Team wusste nur, dass sie zusammenarbeiteten. Eigentlich gab es außerhalb seiner Familie und den SEALs niemanden, der davon wissen konnte. Er wechselte einen Seitenblick mit Luc, der ebenfalls nachdenklich wirkte.
»Beth geht es gut, sie schläft noch, nachdem sie die halbe Nacht am PC verbracht hat. Das war dann auch die einzige Information, die Sie bekommen, ehe Sie nicht einige Fragen beantwortet haben. Beginnen Sie damit, dass Sie mir verraten, mit welchem Flug aus Washington Sie hier eingetroffen sind.«
»Mit keinem regulären Flieger, sondern mit einem Privatjet, der darauf wartet, gegen Mittag nach Charleston zurückzukehren. Und wenn ihr wissen wollt, wo ich davor war: Im Arbeitszimmer eures Vaters, wo wir darauf gewartet haben, dass Luc sich meldet. Nicht nur das Warten war die Hölle, wir mussten auch sicherstellen, dass eure Mutter und Ana nichts mitbekommen. Dafür schuldet ihr uns was.« Er fuhr sich durch die Haare und zeigte erstmals eine gewisse Anspannung. »Ihr habt doch bestimmt von den monatlichen Pokerrunden eures Vaters gehört? Ich gehöre dazu, daher habe ich auch das Gefühl, euch schon seit Jahren zu kennen. Können wir jetzt vernünftig miteinander reden? Nachdem sich Beth nicht bei mir gemeldet hat, habe ich schon befürchtet, dass ich als möglicher Maulwurf ganz oben auf eurer Liste stehe. Aber damit liegt ihr falsch.«
»Luc?«
»Erschießen können wir ihn immer noch. Ich überprüfe das.« Luc reichte ein Blick auf sein Handy, dann nickte er. »Eine SMS von Dad. Er sagt die Wahrheit.« Ehe er das Mobiltelefon wegstecken konnte, meldete es sich mit einem melodischen Klingelton. Nach wenigen Sekunden nahm Luc das Handy sichtlich ratlos vom Ohr, und warf es Jay zu.
»Für dich.«
Er gab Jerry ein Zeichen, ihm ins Haus zu folgen, während Jay vergeblich versuchte, die Nummer im Display einem Anrufer zuzuordnen. Dann blieb nur die altmodische Methode. »Jay DeGrasse.«
»Kalil Kazim. Rob hat mir deine Mail weitergeleitet: Perfekt. Aber ich habe noch etwas für dich. Kann ich dich direkt per Mail erreichen oder soll ich über Luc oder Hamid gehen?«
»Schläfst du eigentlich nie?«
Leises Lachen drang aus dem Hörer. »Bist du meine Mutter, oder was?«
Obwohl sie noch nie miteinander zu tun gehabt hatten, gefiel Jay die Art des jungen Afghanen. »Das nicht, aber ich kann dir gern einen Vortrag über die Vorteile von ausreichend Schlaf halten.«
»Lass mal gut sein und hör lieber genau zu. Hast du mitbekommen, dass wir keine direkten Zahlungen an irgendjemanden feststellen konnten, der euer Verräter sein könnte?«
»Ja. Mein letzter Stand war, dass das Geld irgendwie gestückelt wurde.«
»Genau. Aber wir haben leider auch keinen Empfänger gefunden, an den auffällig viele von diesen kleinen Beträgen gegangen wären. Deshalb war ich so frei und habe den Freund eines Freundes hinzugezogen, der sich mit solchen Methoden auskennt. Der hatte Erfolg, allerdings möchte er die Namen ›Kazim‹ und ›DeGrasse‹ in den nächsten Monaten nicht mehr hören, weil er davor schon mindestens zwei Nächte für Rob durchgemacht hat. Wir wissen jetzt jedenfalls, wie das System funktioniert. Ich erspar dir die Einzelheiten, nur so viel: Es geht über ein Geflecht von Scheinfirmen, die letztlich alle einer Firma in Kalifornien gehören. Wir haben den Namen dieser Firma, die Adresse und die öffentlich abrufbaren Unterlagen. Das sende ich dir alles gleich zu. Den Rest musst du dann selbst klären.«
»Das ist machbar. Verdammt gute Arbeit, Kalil. Ich wünschte, ich könnte mich irgendwie revanchieren.«
Sekundenlang herrschte Schweigen. »Das hast du schon, indem du Rob geholfen hast. Ein Freund war an dem Thema auch dran, aber ohne dich hätte es nie geklappt. Und …« Kalil schwieg kurz, dann war ihm das Lachen anzuhören. »Sag mal, hättest du Lust, Luc und Hamid ein wenig zu … na, sagen wir, zu überraschen? Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, aber manchmal können große Brüder ziemlich anstrengend sein.«
»Stimmt. Hört sich gut an. Worum geht es?«
Kalil schilderte ihm sein Vorhaben, und Jay konnte sein Lachen nicht zurückhalten. »Das gefällt mir. Ehrlich gesagt, wüsste ich auch nicht, warum wir unsere
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