Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Freundin sind, verraten ich Ihnen auch, was ich tue.«
Sie musste keine Sekunde überlegen. »Chefin.«
Er lachte leise. »Tja, Lady, das war dann leider die falsche Antwort.«
Die freche Art verschlug ihr den Atem, aber sie genoss den Schlagabtausch. Normalerweise beschränkten sich ihre Gesprächspartner auf reine Sachthemen oder oberflächlichen Small Talk. Scotts Verhalten glich einem freundlichen Necken, haarscharf an der Grenze zum Flirt. Das war sie nicht gewohnt, aber es machte Spaß, und sie ertappte sich dabei, dass sie sein Grinsen erwiderte.
»Ich hätte meinen Telefon-Joker anrufen sollen oder ich könnte Phil fragen.«
Ihr Schuss ins Dunkel hatte umwerfenden Erfolg. Scott legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Die Vorstellung hätte allerdings etwas, Sie beide zusammen zu sehen.« Er zwinkerte ihr zu. »Es heißt, dass der Präsident den Kopf einzieht, wenn Phil den Raum betritt.«
»Der Präsident von welcher Firma?« Das Funkeln in seinen Augen gab ihr die Antwort. »Ernsthaft? Der Präsident der Vereinigten Staaten? Jay hat offenbar interessante Brüder.«
Er nahm sich den Stuhl, auf dem zuvor Jay gesessen hatte. »Hat er. Das sollten Sie aber schön für sich behalten, Lady.«
»Ich heiße Elizabeth. Adelstitel werden in den USA nicht geführt. Und warum erzählen Sie mir das überhaupt, wenn es ein Geheimnis ist?«
»Mit Ihrer Porzellanhaut und den roten Haaren sehen Sie nun mal aus wie eine englische Lady, egal, ob Sie die Herzogin von York oder ein leitender Special Agent sind.«
»Das beantwortet die erste Frage, bleibt aber noch eine zweite.«
Scotts Lächeln verschwand und sein Blick bekam eine unangenehme Intensität. »Ich musste Jay vorhin aus dem Behandlungszimmer rauszerren und ihm androhen, Gewalt anzuwenden, ehe er bereit war, sich selbst untersuchen zu lassen, obwohl er einiges abbekommen hat. Er wollte Sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Und vorher vor dem Restaurant hätte er dem Rauch und den Flammen leicht entkommen können, wenn er Sie zurückgelassen hätte. Sein Verhalten hier im Krankenhaus passt nicht ganz zu den Beschwerden, die ich ansonsten seit Wochen über Sie höre.«
Wie immer, wenn es um Jay ging, hatte Elizabeth plötzlich Mühe, die Informationen zu verarbeiten. Sie beschränkte sich auf die naheliegende Frage. »Wieso erzählen Sie mir das? Davon abgesehen liegen Sie völlig falsch.«
»Weil ihr beide nur etwas angeschlagen seid und sofort weitermachen werdet. So wie ich die Lage einschätze, seid ihr die nächsten Tage oder vielleicht sogar Wochen aufeinander angewiesen. Aber eure Zusammenarbeit ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt, wenn ihr weitermacht wie bisher. Das nächste Mal habt ihr dann nicht so viel Glück wie heute. Glaubst du, mir ist entgangen, dass weder Clive noch Jay von deinem Auftauchen wussten? Auch wenn es rein formal dein gutes Recht ist, sie zu begleiten, muss so etwas vorher sauber untereinander abgestimmt werden. Durch solche Aktionen bringst du ihn und dich in Gefahr, Beth.«
Der Übergang zur vertraulichen Anrede war für sie in Ordnung, die Abkürzung ihres Namens konnte sie ignorieren, aber der direkte Vorwurf traf sie. Sie war zu ehrlich, um ihn abzustreiten.
Jays Rückkehr verschaffte ihr einen kurzen Aufschub. »Ich fahre zu Clives Familie, das heißt, ich lasse mich fahren. Jenna bleibt hier und passt auf dich auf. Danach komme ich zurück, Beth.«
»Sekunde noch, Jay. Ich will hier heute noch raus.« Sie deutete etwas hilflos auf den leeren Nachttisch. »Kannst du herausfinden, wo meine Sachen sind?«
»Handy, Schlüssel und Portemonnaie sind dort in der Schublade. Deine Klamotten sind da drüben im Schrank. Sie haben ziemlich gelitten, aber für eine kurze Fahrt müsste es reichen. Wir reden mit dem Arzt, wenn ich zurück bin.«
Wir? »Ich glaube nicht, dass ich dich für das Gespräch brauche. Das ist ja wohl meine Entscheidung.«
Jay wandte den Blick ab und sagte kein Wort, aber neben ihr seufzte Scott vernehmlich. Schuldbewusst dachte sie an seine kleine Predigt. Jays Sorge um sie verstand sie zwar nicht, aber eine solch bissige Antwort hatte er nicht verdient. Wieso konnte sie mit Scott locker umgehen und bei Jay fiel sie sofort in ihr übliches Verhaltensmuster zurück? Immerhin hatte er ihr das Leben gerettet. Darüber musste sie unbedingt in Ruhe nachdenken.
»Tut mir leid, Jay. Krankenhäuser treiben mich in den Wahnsinn. Ich will hier wirklich raus, aber ich werde warten.«
Er nickte
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