Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
stumm und wandte sich ab. Seine Bewegungen waren steifer als sonst und seine Bereitschaft, Scott fahren zu lassen, verriet, dass es ihm nicht besonders gut ging. Dazu kamen noch das vor ihm liegende Gespräch mit Clives Frau und der offensichtliche Verrat seines Freundes. Er hatte wirklich genug um die Ohren, und sie hätte verständnisvoller reagieren müssen. Scott hob lediglich eine Hand zum Gruß, aber Elizabeth hielt ihn zurück.
»Ich weiß jetzt, was du meinst. Ich denke darüber nach. Danke, Scott.«
Mit einer deutlichen Frage im Gesicht drehte sich Jay zu ihnen um, aber Scott zwinkerte ihr nur zu. »Alles musst du nicht wissen, Kleiner. Wir sehen uns, Beth.«
9
Vier Stunden später hätte Elizabeth vor Ungeduld am liebsten an den Nägeln gekaut, dabei war sie erst seit gut sechzig Minuten wach.
Sie konnte sich zwar nicht daran erinnern, müde gewesen zu sein, aber offenbar hatte ihr Körper sein Recht gefordert – oder es lag an den Schmerzmitteln. Außer einem dumpfen Pochen hinter den Schläfen und einem steifen Gefühl im Rückenbereich ging es ihr inzwischen ganz gut.
Sie hatte die Zeit genutzt, um mit den Ärzten über ihre Entlassung zu verhandeln und auf ihrem Smartphone die wichtigsten News-Seiten abzurufen, aber die Reporter wussten so gut wie nichts über den Hintergrund der Explosion.
Mehr konnte sie nicht tun, außer endlich dieses dämliche Bett zu verlassen. Ihre Knie zitterten etwas, als sie zum Schrank ging, und sie musste sich an der Wand abstützen. Als ihr Blick dabei in den Spiegel fiel, hielt sie entsetzt die Luft an.
Make-up oder Frisuren hatten nie besonders weit oben auf ihrer Prioritätenliste gestanden, aber sie sah aus, als ob sie in einen Hurrikan geraten wäre. Ihre Haare waren eine wirre und verknotete Masse. Falls es ihr überhaupt gelingen würde, die Strähnen zu entzerren, würde das Ewigkeiten dauern. Scotts neckische Anrede kam ihr in den Sinn und sie musste lachen. Die Vorstellung des Texaners von einer englischen Lady war eindeutig überarbeitungswürdig.
Sie betrachtete ihren Hosenanzug und die Bluse. Besser als das am Rücken offene Nachthemd, aber ansonsten ein Fall für die Altkleidersammlung. Sie nahm die Sachen mit in das Badezimmer, das nur unwesentlich größer als der Schrank war. Beim Versuch, sich sie Bluse überzuziehen, kollidierte ihr Ellbogen mit der Wand und sie konnte einen Schmerzlaut nicht unterdrücken.
Die Tür hinter ihr wurde aufgerissen. Erschrocken wirbelte sie herum und stieß mit der Nase gegen eine breite Männerbrust.
»Alles in Ordnung?«
Natürlich musste Jay ausgerechnet in diesem Moment zurückkehren. Sie wich zurück und stieß dabei mit der Hüfte gegen das Waschbecken. »Das Badezimmer ist für Liliputaner gemacht. Was machst du hier?«
»Nachsehen, warum du geschrien hast. Warum ziehst du dich nicht draußen um, da hast du mehr Platz?«
»Schon, aber leider hält es kein Mensch in diesem Laden für nötig, anzuklopfen, ehe er den Raum betritt.«
»Ich habe geklopft und als keine Antwort kam, habe ich mir Sorgen gemacht. Lass einfach die Tür auf, dann hast du etwas mehr Bewegungsfreiheit. Ich studiere in der Zwischenzeit das Kunstwerk an der Wand.«
Als sie mit Bluse und Hose bekleidet das Badezimmer verließ, war Jay tatsächlich dabei, das Bild zu betrachten, das zwei gelbe Tulpen in einer roten Vase vor grünem Hintergrund zeigten.
»Fertig?«
»Ja, aber wenn du noch Zeit brauchst, um das Gemälde zu interpretieren, warte ich gerne.«
Ein zaghaftes Lächeln vertrieb die Anspannung aus seiner Miene. Die tiefen Schatten unter seinen Augen und die ungewohnt blasse Gesichtsfarbe gefielen Elizabeth nicht. Spontan legte sie ihm eine Hand auf den Rücken. »Wie ist es gelaufen?«
Er versteifte sich, wehrte sich aber nicht gegen ihre Berührung. »Können wir den Punkt auf später verschieben? Wir haben meinen Wagen geholt, ich fahre dich nach Hause.«
Anscheinend hatte er sie wieder falsch verstanden. »Ich hatte nicht daran gedacht, ob du was über Clive herausgefunden hast. Ihr seid doch befreundet, da muss es schwer gewesen sein, mit seiner Frau zu reden.«
Kurz hatte sie das Gefühl, er würde sich gegen ihre Hand lehnen, dann nickte er. »Ein Vergnügen war es nicht. Hast du deine Sachen?«
»Ja, so viel ist es ja nicht, und ich habe auch schon unterschrieben, dass ich auf eigene Verantwortung gehe. Wir müssen noch meinen Wagen holen.«
»Um den hat sich einer aus dem Team gekümmert. Steven, glaube ich. Der
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