Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
genau diese Angst werden wir ihm nehmen oder genauer gesagt, werden wir sie ausnutzen, in dem wir seine Identität aufdecken. Morgen gibt es noch einiges hier zu klären, aber in ein oder zwei Tagen werde ich einen kurzen Trip nach New York unternehmen. Kommst du mit?« Seine Stimme hatte sich nicht geändert, seine Augen waren weiter geschlossen und dennoch spürte sie, dass die einfache Frage eine tiefere Bedeutung hatte. Impulsiv beugte sie sich vor und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel.
»Davon kannst du ausgehen. Ich will genauso dringend wissen, was hier läuft wie du. Und wenn es notwendig wird, inoffizielle Wege zu gehen, stecke ich eben meine Dienstmarke weg.«
Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie sanft. »Ich hatte gehofft, dass du das sagst, Beth.«
Sie fragte lieber nicht, wie er reagiert hätte, wenn sie versucht hätte, ihn davon abzuhalten. Es war viel leichter und angenehmer, mit ihm einer Meinung zu sein, aber vermutlich würde der fragile Frieden zwischen ihnen nur von kurzer Dauer sein.
Am nächsten Morgen fuhren sie gemeinsam in Jays Wagen zum FBI-Büro. Elizabeth gähnte und war froh, dass Jay das Fahren übernommen hatte. Die Zweisamkeit im Wagen hatte etwas, das sie an andere Paare erinnerte, die morgens gemeinsam in die Firma aufbrachen. Entschieden verdrängte sie den Gedanken und dachte an Jays Haus. An seine Kaffeemaschine könnte sie sich gewöhnen, und die anderen technischen Spielereien hätte sie zu gerne ausprobiert. Eigentlich wollte sie wissen, wie er sich die teure Einrichtung leisten konnte, aber sie wollte den angenehmen Frieden zwischen ihnen nicht zerstören. Für die Anschaffung des Hauses hatte er schließlich auch eine plausible Erklärung gehabt. Auf eine gewisse Art vertraute sie ihm inzwischen, aber das brachte sie auch nicht weiter, weder persönlich noch dienstlich. Es gab genug ungeklärte Fragen, die in ihrem Büro auf sie warteten, da konnte sie Jay nicht auch noch als offenen Punkt gebrauchen. Außerdem hing der Termin mit dem Direktor wie ein Damoklesschwert über ihnen. Sie hatte wieder zu ihrem gewohnten Outfit gegriffen, nur der Zopf war lockerer als sonst gebunden und die Brille war in den Tiefen ihrer Handtasche verborgen. Trotz einer Kopfschmerztablette pochte es unangenehm hinter ihrer Schläfe, und sie war Jay dankbar, dass er nur das Nötigste mit ihr sprach.
Ohne Vorwarnung bog er von der Interstate 8 ab, dem Mission Valley Freeway, der sie am schnellsten ins Büro gebracht hätte.
»Was ist los?«
»Du brauchst noch einen Kaffee, ich habe Hunger, und seit Mission Bay hält sich ein schwarzer Van zwei Wagen hinter uns, egal wie schnell ich fahre.«
»Hast du das Nummernschild?«
Seine Antwort bestand aus einem für sich sprechenden Blick. Entschuldigend hob sie die Schulter, mit zwei Wagen zwischen ihnen und dem möglichen Verfolger war das natürlich ausgeschlossen. »Ich rede erst wieder, wenn ich den nächsten Kaffee getrunken habe.«
»Gute Idee, Beth. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du so gut wie überhaupt nicht schläfst. Hattest du Alpträume? Ich habe extra meine Tür offen gelassen, aber nichts gehört.«
Sie hatte besser als erwartet geschlafen, aber eine erholsame Nachtruhe sah dann doch anders aus. Vermutlich hatte sie es Jays abendlichem Ablenkungsprogramm zu verdanken, dass ihre Gedanken überhaupt zur Ruhe gekommen waren. Nachdem sie mit ihrem Fall durch waren, hatte er die Datei von Ed aufgerufen, und zusammen hatten sie jedes Wort des bekannten Schriftstellers genussvoll seziert, weil er es sich zu leicht gemacht und die Verhältnisse bei der San Diego Police ohne Anpassungen auf das FBI übertragen hatte.
Am Ende war sie todmüde gewesen und hatte nur noch eine vage Erinnerung daran, wie sie ins Bett gekommen war. Vielleicht war es reines Wunschdenken, aber sie hätte schwören können, dass Jay sie zugedeckt und ihr einen Gutenachtkuss gegeben hatte. Das war typisch für sie, da schlief sie einmal im überaus beeindruckenden Haus eines überaus anziehenden Mannes und er brachte sie wie ein Kind ins Bett. Eigentlich war das ja in Ordnung, weil sie an dem Mann überhaupt nicht interessiert war, oder wenn, dann nur in körperlicher Hinsicht.
Elizabeth schloss die Augen. Verdammt, sogar in Gedanken hörte sich die Überlegung wie eine kaputte Schallplatte an. Wem machte sie eigentlich noch etwas vor? Jays liebevoll besorgtes Verhalten hatte ihre letzte Verteidigungsbastion durchbrochen, und sie musste
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