Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
habe?«
»Manieren und Verstand. Außerdem war das nur ein kleiner Dank unter Freunden fürs wiederholte Retten aus höchster Gefahr.«
Da Jays Wagen von den Technikern für die Konstruktion des Tathergangs gebraucht wurde, nahm Elizabeth den Kaffeebecher mit dem zwischenzeitlich erkalteten Inhalt, warf ihre Notebooktasche über die Schulter und machte sich auf den Weg zum FBI-Gebäude. Den Rippenstoß von Steven in Jays Richtung ignorierte sie ebenso wie sein Lachen.
Nach wenigen Metern war Jay wieder an ihrer Seite. »Hast du eben wirklich zugegeben, dass ich Manieren und Verstand habe?«
Sie wirbelte herum und stieß ihm ihren Zeigefinger gegen den Brustkorb. »Ich kann meine Meinung auch jederzeit revidieren.«
12
Jay biss die Zähne fester zusammen, um ein weiteres Mal einen Kommentar zurückzuhalten. Es lief exakt so, wie er es erwartet hatte. Peter Dempsey, der Direktor des FBI-Büros von San Diego, tat so, als ob es ihre Idee gewesen wäre, sich erst in die Luft jagen und dann erschießen zu lassen. Alles, was ihn interessierte, war sein fälliger Bericht für Washington und die Darstellung in der Presse.
Während Jay und Elizabeth auf den unbequemen Stühlen vor dem Schreibtisch saßen, stolzierte Dempsey hinter der Schreibtischplatte auf und ab und stoppte nur, um seinen Kugelschreiber wie einen Taktstock zu schwenken und auf sie zu richten.
»Zwei tote Verbrecher, dazu etliche Verletzte, direkt vor unserem Gebäude. Halten Sie das für sinnvoll?«
Als ob Jay die Kerle dorthinbestellt hätte. Es reichte. »Wären Ihnen zwei tote Agenten lieber? Viel hätte nicht gefehlt. Niemand, der das Schlachtfeld da unten gesehen hat, kann ernsthaft daran zweifeln, dass wir in Notwehr geschossen haben. Wo genau ist eigentlich das Problem?«
Fehler, damit hatte er Dempsey unbeabsichtigt die Ouvertüre für einen weiteren Akt in dem Schmierentheater gegeben.
Der Kugelschreiber deutete auf seine Brust, und Jay musste unwillkürlich an einen uralten Agentenfilm denken, in dem sich ein ähnlicher Stift als getarnte Mini-Pistole entpuppt hatte. Hätte Dempsey Zugriff auf ein solches Utensil, wäre Jay schon tot.
»Ich habe ein Restaurant, das bis gestern einen hervorragenden Ruf hatte und jetzt teilweise in Trümmern liegt. Ich habe einen FBI-Agenten, der offenbar für die Gegenseite gearbeitet hat und im Sterben liegt.« Als Dempsey ihn ansah, als ob er dafür verantwortlich wäre, konnte Jay den Impuls, aufzuspringen und seinen formal obersten Vorgesetzten anzubrüllen, kaum noch unterdrücken. Ein Tritt gegen das Schienbein lenkte ihn wirkungsvoll von seinem Vorhaben ab. Elizabeth hatte warnend die Stirn gerunzelt und schüttelte kaum merklich den Kopf. Also gut, noch wenige Minuten würde er das Spiel nach ihren Regeln spielen, aber dann war es genug.
»Ich habe ein Team, das seit Monaten keine nennenswerten Erfolge vorzuweisen hat. Ich habe eine Schießerei inmitten von Zivilisten direkt vor unserer Haustür und ich habe einen Anruf des örtlichen DEA-Leiters, der sich von meinen Agenten belästigt fühlt. Und jedes Mal ist es Ihr Name, der fällt, DeGrasse. Haben Sie dazu noch irgendetwas zu sagen? Wenn nicht, möchte ich Ihre Marke und Ihre Dienstwaffe.«
Die konnte Dempsey haben und zwar mit Schwung an den Kopf geworfen.
»Es reicht.« Elizabeths leise Stimme hatte eine durchschlagende Wirkung. Ungläubig fuhr Dempseys Kugelschreiber zu ihr herum.
»Wie bitte?«
Elizabeth stand langsam auf, beugte sich vor und stützte beide Hände auf den Schreibtisch. Obwohl er weiß Gott andere Probleme hatte, konnte Jay nicht anders, als den Schwung ihres Pos zu bewundern, der in der von Tina geliehenen schwarzen Jeans bestens zur Geltung kam.
»Mit welchem Recht tun Sie eigentlich so, als ob einer von uns dafür verantwortlich wäre, beinahe getötet worden zu sein? Gehen Sie an Ihr Telefon, das seit zwei Minuten blinkt. Nehmen Sie den Anruf an und dann sprechen wir weiter.«
»Da Sie noch nicht lange dabei sind, werde ich Ihren Ausbruch ausnahmsweise übersehen.«
Jay hatte geahnt, dass es gewaltig krachen würde, wenn Elizabeths Temperament die Oberhand gewann, aber selbst er zuckte zurück, als sie tief Luft holte.
»Ich habe gesagt, Sie sollen den Anruf annehmen. Sind Sie denn nicht nur total unfähig, sondern auch noch taub?«
Elizabeth stürmte um den Schreibtisch herum und schlug auf einen Knopf des Telefons, sodass das Gerät bedrohlich knirschte. Dann nahm sie den Hörer ab und hielt ihn an ihr Ohr.
Weitere Kostenlose Bücher