Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Jay sich mit einem Sprung problemlos außer Reichweite. Joss erstarrte mitten in der Angriffsbewegung, und Jay schüttelte missbilligend den Kopf. »Unter ›kooperieren‹ verstehe ich etwas anderes.«
Aus gutem Grund hatte Jay sein Gesicht unter einer dünnen Skimaske verborgen.
Joss kniff die Augen zusammen. »Wer sind Sie und was wollen Sie?«
»Als erstes möchte ich, dass wir in einer vernünftigen Sprache miteinander reden, ansonsten kannst du den Geburtstagsbesuch bei deiner Schwester in Hamburg endgültig vergessen.«
Treffer, Joss fuhr zurück, als ob er geschlagen worden wäre. Für einen Sekundenbruchteil erkannte Jay bei dem Anwalt nackte Angst, dann saß die beherrschte Maske wieder.
Joss schluckte hart, dann gab er nach. »Was soll das werden?« Erstmals hatte er Paschtu gesprochen.
Jay legte den Kopf schief und wechselte zum Englischen. »Na also, war das so schwer? Jetzt beweg dich nicht, sonst hast du eine Kugel im Kopf.«
Die Tasche des Anwalts stand noch direkt neben der Tür. Ohne Joss aus den Augen zu lassen, nahm Jay sie und beförderte sie mit einem kräftigen Stoß Richtung Küche.
Jetzt hieß es warten, bis Elizabeth sich einen Eindruck über die Sicherung des Notebooks verschafft hatte. Jay schwieg und achtete darauf, sich außerhalb Joss’ Reichweite zu halten. Dass sein Gegner ein erfahrener Nahkämpfer war, lag auf der Hand. Die Aktion war zu schnell und zu professionell gewesen. Da er jetzt annehmen musste, dass sich seine Familie in Gefahr befand, war er noch gefährlicher und würde die geringste Chance nutzen.
Das Schweigen dauerte endlos, aber weder Joss noch Jay sagten etwas. Schließlich pfiff Elizabeth zweimal, und unwillkürlich fluchte Jay. Es wäre vermutlich zu einfach gewesen, wenn sie den Computer geknackt und die gewünschten Informationen bekommen hätte.
»Rein ins Wohnzimmer!«, befahl Jay.
Joss bewegte sich nicht. »Wie viele seid ihr und was wollt ihr?«
»Wenn einer hier Fragen stellt, dann bist das nicht du. Los jetzt!«
Wie vereinbart, war von Elizabeth nichts zu sehen, als Jay nach Joss das Wohnzimmer betrat. Die offene Bauweise der Wohnung bot genug Möglichkeiten, ungesehen die Räume zu wechseln. Auf dem Tisch wartete das aufgeklappte Notebook, auf dem Display die Aufforderung, Benutzernamen und Passwort einzugeben.
»Melde dich an.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann hast du noch nicht begriffen, wie es hier läuft. Jetzt tu, was ich gesagt habe. Meine Geduld ist allmählich zu Ende.«
Langsam nickte Joss. »Meine auch.« Trotz der auf ihn gerichteten Waffe drehte er sich um. »Hör zu. Wir können uns bestimmt irgendwie einigen.«
Jay deutete mit der Mündung seiner Waffe aufs Notebook. »Was hast du an der Anweisung nicht verstanden? Spar dir deine Vorträge fürs Gericht. Ich will nur, dass du tust, was ich dir sage.« Er zielte auf Joss’ Knie. »Deine Beine brauchst du nicht, um dich einzuloggen. Also mach schon!«
Joss machte keine Anstalten, die Anweisung zu befolgen. »Was war das vorhin mit meiner Schwester?«
Jetzt galt es, zu bluffen. »Sie ist eine wahre Schönheit, und ihre Tochter erst. Es wäre doch schade, wenn dein Besuch bei ihr ausfallen müsste oder sich jemand an ihr rächen würde, obwohl du eigentlich für den ganzen Mist verantwortlich bist.« Joss wurde blass, und Jay nutzte die Chance sofort, den Druck weiter zu erhöhen. »Aber vielleicht kann dein Bruder ja auf sie aufpassen, andererseits sind SEALs natürlich fast ständig unterwegs und haben …«
Joss ballte die Hände zu Fäusten. Vorsichtshalber wich Jay zurück. »Jetzt tu endlich, was ich gesagt habe, und niemand wird von deiner Familie erfahren.«
»Woher hast du die Informationen und wie bist du hier reingekommen?«
»Durch die Tür, und jetzt reicht es. Letzte Warnung, Joss.«
Joss nickte und schloss kurz die Augen.
Jay atmete auf, anscheinend hatte der Anwalt genug. Im nächsten Moment erkannte Jay seinen Irrtum. Joss tauchte unter der Mündung der Waffe hindurch und packte Jay mit einem festen Griff an der Taille. Trotz Joss’ Schnelligkeit hätte Jay schießen können und ihn vermutlich tödlich getroffen, aber das lag keineswegs in seiner Absicht. Jay ging die Bewegung mit und warf sich zur Seite, als sie auf dem Boden landeten. Der Schwung reichte, um sich aus dem Griff zu befreien. Er holte aus und erwischte mit dem Lauf der Mündung Joss an der Schläfe. Benommen blieb Joss liegen und presste sich eine Hand an den Kopf. Nachdem er
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