Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
sich dadurch nichts verändert, sondern wir haben eine zusätzliche Möglichkeit, um an die Informationen heranzukommen. Sein Notebook wird er bestimmt nicht hier aufbewahren, sondern bei sich haben, wenn er kommt. Ich nehme ihn mir vor, und du nimmst seinen Computer. Mal sehen, ob wir zum gleichen Ergebnis kommen.«
18
Sie brauchten knapp eine Stunde für die Durchsuchung der Wohnung. Ungläubig blinzelte Elizabeth bei dem Anblick der drei Pistolen.
»Schlafzimmer und Wohnzimmer verstehe ich ja noch, aber Badezimmer? Bist du sicher, dass wir es mit keinem psychopathischen Serienkiller zu tun haben?«
»Ich würde sagen, mit einem sehr vorsichtigen Mann.« Und einem, der ein extrem einsames und zurückgezogenes Leben führte. Im Schlafzimmer fand sich ein Regal mit etlichen Büchern, die Jay selbst gelesen hatte. Der Fernseher und die Hi-Fi-Anlage waren nicht billig gewesen, aber ansonsten gab es kaum Hinweise auf Hobbys oder Freunde, allerdings drei Gästezimmer, die im Gegensatz zu den übrigen Räumen deutlich liebevoller eingerichtet waren. In einem stand sogar ein Regal voller Kinderbücher und Spielsachen. Dennoch schienen die Räume selten benutzt zu werden. Das Arbeitszimmer war ebenso spartanisch eingerichtet wie der Rest. Neben unzähligen juristischen Fachbüchern hatte er auch Bücher über Waffen, taktische Kriegsführung und militärische Einsätze gefunden.
»Komm mal mit ins Schlafzimmer, da habe ich was Interessantes gefunden.«
»Schlafzimmer?«
Elizabeth wehrte seine Anspielung mit einem unwilligen Kopfschütteln ab. »Nicht das, was du denkst. Komm einfach mit.«
Ratlos folgte er ihr.
Mit undefinierbarer Miene öffnete sie die Schublade des Nachttisches. »Ich mag es überhaupt nicht, in seinen Sachen herumzuschnüffeln. Einbrecher oder Spion zu sein wäre nichts für mich, ich komme mir richtig schäbig vor. Aber sieh dir die Fotos an. Das sind die einzigen Hinweise darauf, dass er überhaupt ein Privatleben hat. Ansonsten nur Arbeit, ein komischer Geschmack bei Sachbüchern und gut platzierte Waffen.«
Jay konnte ihre Gefühle nachvollziehen, ihm ging es ähnlich, dennoch nahm er das dünne Fotoalbum. Auf dem ersten Bild lächelte eine atemberaubend schöne Frau mit einer schwarzen Haarmähne in die Kamera und hielt ein Baby auf dem Arm. Ihre Gesichtszüge und die gebräunte Haut ließen darauf schließen, dass sie aus dem Nahen Osten stammte.
Neugierig geworden, blätterte er weiter. Wieder ein Baby, dieses Mal auf dem Arm eines Mannes, der gleichzeitig eine Frau mit kurzen braunen Haaren umarmte. Im Hintergrund waren Gartenmöbel zu erkennen, auf dem Tisch lag eine Zeitschrift, die ihm fremd und vertraut zugleich vorkam. Auf der nächsten Seite ein Kleinkind, das unsicher auf den eigenen Füßen stand. Jay rechnete mit weiteren Familienaufnahmen, aber beim Anblick des nächsten Fotos stieß er unwillkürlich einen Fluch aus. Wenn er sich nicht sehr irrte, handelte es sich um den Mann mit dem Baby und der Frau, aber die Berge im Hintergrund gehörten eindeutig zum Hindukusch. Der Unbekannte trug keinerlei Rangabzeichen auf seinem Tarnanzug, aber das war auch nicht notwendig. Sowohl das Gewehr, die Sonnenbrille und vor allem die Kleinigkeiten, die darauf hindeuteten, dass der Soldat sich abseits der regulären Vorschriften seine eigene Ausrüstung zusammengestellt hatte, verrieten Jay, zu welcher Einheit der Mann gehörte. Nur SEALs traten so auf.
Fassungslos ließ er sich auf das Bett sinken und überlegte, ob Luc ihm ein weiteres entscheidendes Detail verschwiegen hatte. Angespannt blätterte er weiter und war nun nicht mehr überrascht, weitere Fotos aus Afghanistan zu finden. Ein älterer Mann im klassischen Geschäftsanzug vor einer Moschee blickte ernst in die Kamera, dann zwei Männer in Tarnanzügen vor einem Jeep, die sich angrinsten. Ihre Ähnlichkeit war offensichtlich. Trotz der Sonnenbrille und des Tuchs, das der Jüngere sich locker um den Kopf geschlungen hatte, erkannte Jay in dem Jüngeren Joss Rawiz, bei dem Älteren handelte es sich um den SEAL.
»Du siehst aus, als ob du ein Gespenst gesehen hättest.«
»Das nicht. Aber je mehr ich über diesen Anwalt erfahre, desto mehr Fragen ergeben sich.«
Er zuckte zusammen, als plötzlich das Telefon klingelte. Tief durchatmend, steckte er seine Waffe zurück ins Holster und verkniff sich ein Grinsen. Elizabeth war vor Schreck im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft gesprungen. Als Einbrecher waren sie beide wirklich
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