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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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überhaupt zu diesem Antoni Fuchs durchzudringen. Endlich hörte die Frau auf zu sprechen, dann knackte es in der Leitung, und nervige Warteschleifenmusik ertönte. Mimi blickte sich ungeduldig um. Die Minuten rasten dahin. Ihr Flug wurde aufgerufen. Außerdem wartete sie seit einer guten halben Stunde auf Charlotte Champlain, der Frau, die von Jacques das Haus in Lunenburg geerbt hatte. Gestern hatte Mimi sich telefonisch mit ihr verabredet, um ihr hier auf dem Flughafen während ihres Zwischenstopps ein paar Fragen zu Jacques’ heutigem Aufenthaltsort zu stellen. Am Telefon war Charlotte Champlain schon derart zugeknöpft gewesen, dass Mimi es für sinnvoller gehalten hatte, sie von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. »In einer dringenden Angelegenheit Jacques Barreto betreffend«, wie Mimi mehrfach am Telefon betont hatte. Offenbar hatte das Charlotte nicht sonderlich beeindruckt. Wie es schien, hatte sie überhaupt keine Lust, irgendetwas zum Thema »Jacques Barreto« zu sagen, denn sie kam nicht zum vereinbarten Treffpunkt. Wie sollte Mimi es dieser fremden Frau verübeln? Nichts verpflichtete sie dazu, extra wegen ihr zum Flughafen zu kommen, um ihr zu verraten, wohin derjenige, von dem sie vor etlichen Jahren das Haus übernommen hatte, verschwunden war? Sie kannten sich ja nicht einmal. Hätte Mimi versuchen sollen, die Informationen doch am Telefon aus ihr herauszubekommen? Ein Detektiv oder Ermittler von der Polizei wäre bestimmt geschickter vorgegangen. Aber sie war Anfängerin in Sachen Nachforschungen. Bei diesem Antoni Fuchs würde sie es besser machen.
    Es knackte wieder in der Leitung. Dann meldete sich eine gehetzt klingende Männerstimme, die in einwandfreiem Deutsch mit leicht spanischer Anmutung bemerkte: »Sie brauchen Informationen zu einem Casado-Gemälde? Wer sind Sie?«
    Wieder kam eine Durchsage, sodass Mimi etwas lauter sprechen musste. »Ich bin Miriam Bachmann, Kunsthändlerin aus Deutschland. Meine Großmutter…«
    »Wo sind Sie eigentlich? Ich verstehe kein Wort. Können Sie nicht dahin gehen, wo nicht dieser entsetzliche Lärm ist?« Meine Güte, dieser Antoni Fuchs schien nicht gerade erfreut über ihren Anruf. Das musste Mimi jetzt egal sein. Erfreulich aber war, dass er offenbar ebenfalls Deutscher war und zumindest ihre Sprache verstand.
    »Es handelt sich um zwei badende Mädchen am Strand, die zuletzt im Besitz eines Kanadiers namens…«, versuchte sie es weiter, ohne sich einschüchtern zu lassen. Noch mal würde sie sich nicht wie bei Charlotte Champlain abwimmeln lassen. Doch sie hatte ihr Anliegen noch nicht einmal ganz ausgesprochen, da fiel ihr Antoni Fuchs schon wieder ins Wort. »Vergessen Sie es. Das kann kein Casado sein.«
    »Wieso kann das kein Casado sein? Ich weiß, dass es ein Casado ist.«
    »Unmöglich!«, rief er durch den Hörer. »Ich habe noch nie von einem Emilio Casado in Kanada gehört. Zumindest nicht in Privatbesitz. Und schon gar nicht von einem, auf dem Mädchen im Meer baden. Woher wollen Sie wissen, dass es sich hier um einen Casado handelt? Sind Sie Expertin auf dem impressionistischen Gebiet? Ihr Name kommt mir nämlich nicht bekannt vor.«
    Mimi holte tief Luft. Dieser Herr war wirklich arrogant. »Nein. Ich bin keine Expertin auf dem impressionistischen Gebiet«, erklärte sie bemüht freundlich. »Meine Großmutter ist allerdings Anfang des letzten Jahrhunderts bei Emilio Casado in die Schule gegangen, und dieses Gemälde mit den beiden badenden Mädchen hing meines Wissens in den Zwanziger Jahren in seinem Haus in Cadaqués. Das weiß ich, weil ich eine Fotografie von damals gesehen habe.«
    »Na schön. Das beweist noch gar nichts. Es beweist erst einmal nur, dass Sie ein Gemälde gesehen haben, das angeblich in Casados Haus hing. Oder hat Ihnen irgendjemand gesagt, dass er es gemalt hat? Ihre Großmutter vielleicht? War sie denn Expertin auf dem impressionistischen Gebiet? Casado hat nie badende Mädchen gemalt. Ich könnte Sie jetzt über seine typischen Motive aufklären, wie zum Beispiel seine Frau, Weinberge, Ziegen und seinen Enkelsohn. Immer und immer wieder. Aus allen erdenklichen Perspektiven hat er ihn gemalt. Bis zum Exzess. Ihre Großmutter hat vermutlich gelogen.«
    »Wie bitte?« Beinahe hätte Mimi aufgelegt. »Natürlich hat meine Großmutter die Wahrheit gesagt.«
    »Ja, das denkt jeder Enkel von seiner lieben Omama. Aber ich zum Beispiel …« Antoni Fuchs hatte offenbar nicht vor, ihr zu helfen, sondern sie zu

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