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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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hatte, an ihn und an die nächtliche Begegnung mit ihm zu denken, an den seltsam intimen und doch so fremden Moment, als sie nebeneinander im Bett gelegen hatten. Der Kurator stellte die Kaffeetassen auf dem Tisch ab und zog sich einen Stuhl heran. Als er sich setzte, gab seine Miene unmissverständlich zu verstehen, dass er nicht bereit war, Mimi beim Telefonieren oder Tippen von SMS zuzuschauen. Demonstrativ warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, die unter seinem hellrosa Hemdsärmel hervorlugte. »Um es kurz zu machen: Ich habe Neuigkeiten für Sie.«
    »Entschuldigung.« Mimi schaltete das Handy aus und steckte es zurück in die Handtasche. Fahrig strich sie sich die Haare zurück. »Was denn für Neuigkeiten?«
    Antoni griff nach dem Zuckerspender und kippte eine Ladung Zucker in seinen Kaffee, sodass die braune Flüssigkeit beinahe über den Rand schwappte »Mein Assistent und ich haben gestern Abend tatsächlich das Gemälde mit den beiden badenden Mädchen ausfindig machen können.«
    »Wirklich.« Mimi rutschte vor auf die Stuhlkante. »Aber Sie haben doch gesagt, dass …«
    »Zugegeben: Es hat mir keine Ruhe gelassen«, redete Antoni mit steinernem Gesichtsausdruck weiter. »Ich dachte, wenn tatsächlich ein Emilio Casado existiert, der nicht dem typischen Casado-Malstil entspricht, ist das eine Sensation. Wenn ich aber von dessen Existenz keine Ahnung habe und wir ihn somit nicht im Casado-Museum ausstellen, dann ist das eine absolute Katastrophe.«
    »Das heißt, Sie benötigen gar nicht mein Beweis foto?« Mimi zog die alte Fotografie aus dem Fotoalbum, das in ihrer Handtasche steckte, und legte es vor den Kurator auf den Tisch, der es kaum zur Kenntnis nahm.
    »Ganz recht.« Er machte eine rasche Handbewegung, die deutlich machte, dass er auf diesem Thema nicht mehr herumkauen wollte. »Trotzdem herzlichen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, es persönlich vorbeizubringen. Wir nutzen es gern für die Dokumentation seiner Biografie, wenn Sie nichts dagegen haben. Doch in erster Linie wollte ich sehen, wie ernst es Ihnen mit meinen Nachforschungen ist.«
    Mimi nickte freundlich und beschloss, diesem arroganten Antoni Fuchs für seine Schnelligkeit einfach nur dankbar zu sein. »Und wie haben Sie das Gemälde so rasch gefunden? Ich dachte, es sei nirgendwo aufgeführt?«
    »Ganz richtig. Es ist nie ausgestellt worden, und es ist immer im Besitz von Emilo Casados Familie geblieben.« Der Kurator rührte gewissenhaft seinen Kaffee um. Schließlich legte er den Löffel beiseite. »Das Gemälde war, wenn man so will, eine Art Privatangelegenheit, ein familiärer Moment am Strand. Ein Gemälde, das nie für die Öffentlichkeit bestimmt war. Ursprünglich hatte er es wohl für seine Tochter gemalt.«
    Mimi nippte an ihrem Kaffee. Der definitiv der stärkste in ganz Barcelona war. Es kostete sie einige Mühe, die bittere, schwarze Flüssigkeit hinunterzuschlucken, ohne sich zu schütteln. »Ja, aber wie haben Sie dann …«
    »Erst lange nach Casados Tod hat sich sein Schwiegersohn dazu entschlossen, es zu verkaufen. Und zwar an einen Kunstsammler, der schon über einige von Casados Gemälden verfügte.«
    »Und so haben Sie das Gemälde gefunden?«, schlussfolgerte Mimi. »In dem Sie sämtliche Sammler abtelefoniert haben?«
    »Ganz so unkompliziert war es natürlich nicht.« Antoni machte ein gewichtiges Gesicht, als ginge seine genaue Vorgehensweise Mimi nicht im Geringsten etwas an.
    »Das heißt«, sie stellte die Kaffeetasse wieder ab und blickte den Kurator ernst an, »der jetzige Besitzer könnte uns weiterhelfen, Jacques Barreto aufzuspüren?«
    Antoni zuckte lapidar mit den Schultern, ohne direkt auf ihre Frage einzugehen. Wahrscheinlich wollte er noch ein wenig mit Hintergrundwissen glänzen. Und es war klüger, ihn nicht unter Druck zu setzen. Vermutlich war es peinlich genug für ihn, dass er von dem Gemälde mit den badenden Mädchen nichts gewusst hatte. Er räusperte sich. »Barreto hat das Gemälde damals wohl an besagten Kunstsammler verkauft, um seiner Enkelin Cécile den Ausbau eines Hotels in Arles zu finanzieren. Er scheint ein ziemlich gutes Geschäft mit dem Verkauf gemacht zu haben.«
    »In Arles?« Plötzlich verstand Mimi, dass sie schon vor Wochen auf der richtigen Fährte gewesen war, als sie im Internet nach Jacques Barreto gesucht hatte. Cécile Barreto war also seine Enkelin.
    »Ja, natürlich in Arles. Dort besaß Jacques ein Weingut, das er mit Daria, Casados

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