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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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geben. Er sei jederzeit bereit.
    Der Badeschaum ist das Signal. Julia ist bereit, denn mit Koljas Enthaltsamkeit kommt sie nicht weiter, nicht bis zu Jonas. Nur das Knutschen mit ihm durchbricht den Schatten, der ihr auf dem Herzen liegt, schwer und kalt wie Schnee. Sie will zu Jonas, und das geht nur über Kolja. Das ist ihr jetzt klar.
    Heute ist es wieder so heiß. 32 Grad, nicht gerade Badewannenwetter. Doch darauf kann sie keine Rücksicht nehmen. In der U-Bahn riecht es nach Döner. Neben ihrem Bein hechelt ein Hund. Alle Fenster sind offen, aber es kommt trotzdem keine Luft rein.
    Am Südstern klingelt ihr Handy.
    »Hallo?«
    Es ist Herr Lambosi. Ob sie Lust hat, an einem Workshop teilzunehmen, Intensivtraining für Rollenspiele und Körperarbeit .
    »Der Workshop findet in der vorletzten Ferienwoche statt«, sagt Herr Lambosi, drei Tage hintereinander, und dass es sehr schön wäre, wenn sie käme. Sie zögert – er drängt, sagt, man rechne mit ihr, brauche sie. Es würde auch nichts kosten, man habe Sponsoren aufgetan.
    »Ich weiß nicht«, sagt sie, weiß aber auch, dass sie mit Unentschlossenheit bei Herrn Lambosi nicht durchkommt. Er lässt nur ein klares Ja oder ein klares Nein gelten und gibt ihr allerhöchstens zwei Tage Bedenkzeit.
    »Ich überlege mir das und rufe Sie zurück«, sagt sie.
    Sie steigt am Hermannplatz aus. Sie will jetzt nicht hören, dass man sie braucht, obwohl sich das gut anhört. Sie braucht jetzt etwas anderes von Kolja – für Jonas.
    Eine Gruppe türkischer Jungs rennt sie fast um, ein Junge schreit ihr voll ins Ohr. Zwei schreien jetzt einem anderen Mädchen ins Ohr, lachen sich kaputt, rennen weg. Wirklich sehr witzig. Warum ist sie auch nicht mit dem Fahrrad gefahren!
    Kolja macht ihr die Tür auf. »Hi«, sagt er, »komm rein. Ich bin gerade am Musikbrennen, fürs Auto.« Er ist barfuß, trägt eine schwarze Jogginghose, dazu ein enges, schwarzes Top. Seine Muskeln kommen zur Geltung an Armen, Rücken und Po. Am Bauch ganz sicher auch, aber das sieht sie jetzt nicht, weil sie hinter ihm hergeht, trotzdem weiß sie, wie sein Sixpack aussieht, vom Schwimmbad, als sie Jonas kennengelernt hatte. Eigentlich ist Sixpack ja nicht ihr Ding, sie steht nun mal mehr auf sichtbare Rippen. Oder vielmehr auf Jonas’ Rippen.
    Kolja bittet sie in sein Arbeitszimmer. Wie cool sich das anhört: Arbeitszimmer. Auf dem Boden liegen Kissen, Bücher und Architekturzeitschriften. Dieselben wie beim letzten Mal. Sein Computer summt, signalisiert ihm, dass das Brennen einer CD erfolgreich war. Er nimmt die CD aus dem Laufwerk. Alle Fenster stehen offen, frische Luft weht durch sein Arbeitszimmer.
    »Was möchtest du machen?«, fragt er.
    Sie hört ihr Herz klopfen.
    »Rausgehen oder hierbleiben?«
    »Hierbleiben.« Sie schaut ihm in die Augen.
    »Und was wollen wir machen?« Er hält ihrem Blick stand.
    »Baden.«
    Er zögert, scheint nicht gleich zu verstehen. »Du meinst – in der Badewanne?«
    »Ja, wo kann man denn bei dir sonst noch baden?«
    Kolja lacht, presst die Lippen aufeinander. Sie schmunzelt. »Dein Vater ist doch nicht da, oder?«
    »N…ein. Der kommt auch erst übermorgen wieder.« Kolja holt Luft. »Okay, nimm ein Bad und fühl dich wohl. Die Araber trinken auch bei 40 Grad Tee. Ich habe nur keine Badeperlen oder so was da.«
    »Ich hab was mitgebracht.«
    Er schluckt, guckt. Sie lässt ihn noch ein bisschen zappeln, kostet seine Befangenheit aus. Auch seine Neugierde. Es ist ein bisschen, wie auf der Bühne zu stehen und die Zuschauer in den Bann zu ziehen, ohne dass sie wissen, was jetzt kommt. Wach auf! Spreng deine Grenzen! Erde dich! Weck deinen Mund!
    Sie zieht die Flasche mit Lotusblütenextrakt aus der Tasche, öffnet sie, riecht daran, schließt die Augen. – Beamen pur. – Heute, Jonas, komme ich zu dir!
    Julia lässt die Badezimmertür offen, kämmt sich, streicht sich über die Haare, zieht die Schuhe aus, die Hose, Slip, Top, alles. Atmet. Horcht. Kolja kommt nicht. Noch nicht. Wie süß.
    Das Wasser rauscht in die Wanne; der Schaum wächst, duftet. Julia dreht den Hahn ab. Plötzlich ist es so still, nur noch vereinzelte Wassertropfen. – Blubb … blubb …
    Schaum knistert. Julia hebt einen Fuß in die Wanne, steigt mit dem anderen Fuß nach. Langsam hockt sie sich hin, Schaum am Hintern, am Bauch, am Busen. Sie rutscht tiefer in die Wanne, das Wasser geht ihr bis ans Kinn. Da guckt Kolja um die Ecke, steht in der Tür, mit zwei weißen Kerzen.

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