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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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dachte an Jonas, wie sie vor ihm her spaziert war, auch auf High Heels, aber ganz andere als die, die Kolja vorhin unters Bett gepfeffert hatte. Witzige High Heels, mit nicht zu hohem Absatz, und sie hatte noch die silberne Zigarettenspitze.
    Sie stand auf und ging ins Bad und zog sich die Stay ups aus. Als sie wieder in die Küche kam, tröstete Kolja sie.
    »Mach dir keinen Kopf. Das ist alles kein Problem.« Er nahm sie in den Arm. Das tat gut. Aber trösten brauchte er sie eigentlich nicht. Sie machte sich keinen Kopf, sie hatte nur keine Lust und wollte auch nicht weiter drüber reden.
    Nun steht Kolja am Herd mit einem Kochlöffel. Es riecht nach Steinpilzen und Weißwein. Es ist schon abends. Julia kann nicht richtig mit Anne telefonieren, sie will nicht, dass Kolja etwas von der Sitzung erfährt.
    »Ich ruf dich später noch mal an«, sagt Julia und legt auf.
    »Geheimnisse?«, fragt Kolja und leckt den Kochlöffel ab.
    »Quatsch«, sagt Julia und ist froh, dass er nicht weiterbohrt. Nach dem Essen möchte Julia nach Hause.
    Zu Hause sitzen ihre Eltern im Wohnzimmer und schauen fern. Das Ende vom Tatort . Es wird noch ordentlich geschossen und es fließt noch viel Blut.
    »Mein Gott«, sagt Mama. »Das war ja eine abstruse Geschichte. Ich bin gar nicht ganz durchgestiegen. Weswegen hat er denn die erste Frau umgebracht?«
    »Weil …«, sagt Papa und gähnt in das Show-down-Geballer hinein, »… weil es ein Krimi ist.«
    »Ha, ha«, sagt Mama.
    »Was guckt ihr denn auch so einen Scheiß?«, sagt Julia und erschrickt selbst über ihre Heftigkeit. In ihrem Zimmer ruft sie Anne noch mal an.
    »Du, ganz kurz …«, sagt sie und fragt, wo sie sich denn nun morgen treffen wollen.
    Die Sitzung beginnt um 21 Uhr. Also verabreden sie sich für 20:30 Uhr, am U-Bahnhof Berliner Straße.
    Am nächsten Tag holt Kolja sie von der Schule ab. Er wartet am Haupttor. Sie hat ihn nicht gesehen und ist ganz überrascht. Er wedelt mit zwei Karten vor ihrem Gesicht.
    »Guck mal, Konzertkarten, für das Huxley’s . Heute Abend spielen Dead Weather , mit dem Ex-Sänger von den White Stripes !«
    Ja, toll, die hätte Julia auch gern gesehen, aber nicht heute. »Ich bin heute Abend mit Anne verbredet. Das weißt du doch. Warum fragst du mich denn nicht vorher?«
    »Das kann man doch verschieben. Anne wird dir ja wohl nicht wichtiger sein als ein Konzert mit mir.« Kolja lacht, aber sein Lachen klingt gepresst.
    »Nein, aber …«
    »Na also.«
    »Kolja, ich möchte mich trotzdem heute Abend mit Anne treffen.«
    »Also habt ihr doch Geheimnisse.«
    »Nein, aber ich kann mich doch mal allein mit einer Freundin treffen.«
    »Seit wann ist Anne denn deine Freundin?«
    Julia bleibt die Spucke weg, sie weiß nicht, was sie darauf sagen soll.
    »Ich möchte nicht, dass du dich mit Anne triffst.«
    »Wie bitte?« So strikt waren nicht mal ihre Eltern!
    »Ich möchte nicht, dass du dich mit Anne triffst«, wiederholt Kolja.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil Anne spinnt.«
    Sie bleibt stehen. »Kolja, ich finde, du spinnst, wenn du so redest. Was ist los mit dir? Ich treffe mich, mit wem ich will, klar?«
    »Ja, natürlich«, sagt er und guckt eingeschnappt. »Tut mir leid. Triff dich ruhig mit dieser Eso-Braut. Dann schmeiß ich die Konzertkarten eben weg. Haben ja nur sechzig Euro gekostet.«
    »Geh doch mit jemand anders zum Konzert.«
    »Ich möchte aber mit dir gehen. Mit Anne kannst du dich auch noch ein anderes Mal treffen – und es muss ja auch nicht ein ganzer Abend sein …«
    »Kolja!«
    »Sorry.« Er schaut sie an mit großen, traurigen Teddybäraugen, zieht die Konzertkarten aus der Hosentasche und will sie vor ihren Augen zerreißen.
    »Okay, okay. Ich komm mit«, sagt Julia und nimmt ihm die Karten aus der Hand. – Geht sie eben nächsten Montag zu dieser Sitzung, Herrgott noch mal! Da strahlt er wieder und nimmt sie in die Arme, schmiegt sie ganz fest an sich. Julia seufzt.
    »Du wirst sehen, es wird ein geiles Konzert. Du wolltest sie doch immer schon mal live sehen.«
    Sie stutzt. Das stimmt. Hat sie ihm das gesagt – oder kann er ihr Wünsche von den Lippen ablesen?
    »Ziehst du dir was Schönes an?«, flüstert er ihr ins Ohr. »Ich meine drunter.«
    Julia schmunzelt. »Aber nach dem Konzert komm ich nicht mehr mit zu dir.«
    »Natürlich nicht, wenn du nicht willst.« Er küsst sie auf die Nase. »Kleine Julia.«
    Aber dann ist das Konzert so voll und so laut, dass Julia nicht mal die Bühne sehen kann. Jemand

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