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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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den verfallenen Grüften vorbei. Julia pflückte ein paar Gänseblümchen, in ihren Sandalen hatte sie schon nasse Füße. Kolja trug seine Airmacs; Julia drehte die Gänseblümchen zwischen den Fingern. Die Toten strahlten Ruhe aus. Kolja und sie hatten die ganze Zeit kein Wort geredet, jetzt nahm er ihre Hand, schaute sie an.
    »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut«, sagte sie und schaute nach oben. In einer Baumkrone saßen Krähen und schauten zu ihnen herab. Kolja folgte ihrem Blick. »Davon ist bestimmt keiner Jonas.«
    »Natürlich nicht«, sagte Julia.
    »Glaubst du eigentlich an übersinnliche Sachen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, an Wiedergeburt und so was, oder dass Tote sich in Krähen verwandeln.«
    »Nein. Du?«
    »Quatsch. Ich hatte schon Angst, dass Anne dir mit ihrem esoterischen Getue zu nahe kommt. Damit kann sie Jonas sicher nicht zurückholen.«
    »Das hat sie auch nie behauptet.« Julia hatte wirklich keine Lust, über Anne zu reden, aber Kolja hörte nicht auf.
    »Doch, Anne behauptet steif und fest, sie könne hellsehen und mit Toten kommunizieren. Ich finde das sehr bedenklich, ja, sogar gefährlich.«
    »Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, Kolja.« Je abfälliger Kolja über Anne redete, umso mehr bekam Julia Lust, doch zur nächsten Sitzung zu gehen. Aber sie würde sich hüten, auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu sagen. »Guck mal, da. Hast du die Schmetterlinge gesehen?« Sie zeigte auf einen Schwarm lilafarbener Schmetterlinge, die über einem Grab tanzten.
    Kolja legte einen Arm um sie. Sie bogen in einen kleinen, verwilderten Weg ab. Im hinteren, alten Teil des Friedhofs gab es nur diese Trampelpfade. Hier wuchsen sogar Lilien und Rittersporn im kniehohen Gras.
    »Weißt du«, sagte Kolja, »ich glaube schon, dass Jonas noch irgendwo ist. Und dass wir ihm deshalb nahe sein können. Aber nur WIR. Du und ich. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja«, sagt Julia.
    »Vor allem für dich ist es wichtig, dass Jonas bei dir ist. Jedenfalls jetzt. Und da möchte ich nicht, dass du in falsche Hände gerätst. Du bist sehr sensibel, kleine Julia, und es ist so wichtig, dass es dir gutgeht. Und ich tue alles, damit Jonas bei dir ist. Bald brauchst du das vielleicht nicht mehr.«
    Was?, wollte Julia fragen, aber sie kriegte keinen Ton heraus. Eine Windhose wirbelte Laub um die Ecke. Ihr war, als hätte sie gerade jemand im Nacken berührt. Julia schlug das Herz im Hals, sie spürte es ganz genau, es war wie das erste Mal in Koljas Küche, oder wie damals im Schwimmbad, als sie mit Charly da war, in ihrer neuen, grünen Schlaghose. Da hat sie auch genau gespürt, dass Jonas hinter ihr stand.
    – Dann bist du also doch hier?
    – Ich bin überall, wo du bist.
    Jemand berührte sie an ihrem Bein. Julia war verwirrt, obwohl sie natürlich wusste, dass es Kolja war. Sein Handrücken berührte sie ganz leicht, fuhr langsam höher, unter ihren Rock, berührte den String ihres Tangas, des champagnerfarbenen, mit Spitze, den er ihr neu geschenkt, aber noch nicht angezogen gesehen hatte. Ihr Herz fing an zu rasen, sie war außer Atem, als wäre sie gerannt. Er kroch mit zwei Fingern unter den String.
    »Lieber nicht«, sagte Julia und ging einen Schritt zurück.
    Sie standen voreinander. Sonne lag auf seinem blonden Haar.
    »Ich will dich küssen«, flüsterte er. »Jetzt.« So, wie er guckte, war ihr klar, dass es nicht nur beim Küssen bleiben würde.
    »Aber doch nicht hier!« Sie schaute sich um. Es war totenstill. Niemand zu sehen.
    »Warum denn nicht?« Kolja legte beide Hände an ihre Seiten, hielt sie, fuhr hinab zu den Beinen, streichelte über die Innenseiten, kniete sich vor sie hin und schob den Rock hoch.
    »Ich habe es die ganze Zeit gefühlt, Jonas hat uns hergeführt«, flüsterte Kolja in ihren Bauchnabel. »Er braucht uns. Er will uns haben. Hier, bei sich. Fühlst du es nicht?«
    Julia fühlte es. Sie nickte. Frischer Wind wehte über ihre Schenkel. Das Gefühl war noch aufregender als bei dem Quickie im Hauseingang.
    Kolja ließ den Rock wieder runter, stand auf und umarmte sie, suchte ihren Mund, ihre Zunge, drängte sie rückwärts, noch ein Stück und noch ein Stück, bis an einen halb eingesunkenen, vermoderten Grabstein. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, wollte weiterküssen, spürte, wie er an seiner Hose herumnestelte, ihr den String zur Seite schob, sie streichelte. Mit der anderen Hand hielt er ihr den Mund zu. Ihre Beine zitterten, sie konnte nicht mehr

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