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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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sich gut. Kolja ist bei ihr, sie hat ihm noch nicht mitgeteilt, dass sie nachher einen Vorsprech-Termin hat, es ist auch noch nicht klar, ob um fünf oder um sechs. Jetzt ist es zwei. Sie sind in ihrem Zimmer. Er hat sie wieder von der Schule abgeholt. Eigentlich wollte sie heute mal mit ihm in die Uni. Da ist eine Ausstellung von zwölf Architekturstudenten, die Landschaftsentwürfe für die Gestaltung des Tempelhofer Feldes entworfen haben. Koljas Entwurf ist auch dabei. Er hat ihr schon die Skizzen von einer künstlichen Baumallee mit Baumhäusern gezeigt. Alle Häuser haben eine andere Form, mal wie gigantische Vogelnester, mal sind es verspiegelte Kuben, damit die Vögel nicht gegen die Wände fliegen, und mal wie Baumhäuser, wie man sie sich als Kind wünscht. Sie findet seine Skizzen total toll!
    Kolja liegt mit ihr auf dem Bett und streichelt ihre Haare, fährt mit den Fingerspitzen über ihr Schlüsselbein, hinab zu den Brüsten. Sie haben noch Zeit, aber sie will jetzt keinen Sex. Fast hätte er sie soweit gehabt, er kriegt sie ja immer rum, aber ihre Mutter ist zu Hause, und das muss er verstehen, dass dann nichts laufen kann.
    »Komm, lass uns ein Eis essen gehen«, sagt sie und kneift ihn in den Hintern. »Das kühlt dich ein bisschen ab.«
    Es würde auch ihrer Stimme guttun, aber das sagt sie nicht. Sie muss ihm sowieso noch verklickern, dass sie heute nicht den ganzen Nachmittag für ihn Zeit hat. Kolja reagiert nicht auf ihren Scherz, zieht einen Flunsch, aber dafür kann sie jetzt auch nichts.
    »Ich möchte jetzt ein Eis!«
    Sie steht auf, geht noch kurz auf Toilette, hört aus dem Bad ihr Handy klingeln – aber nur zweimal. Als sie wieder ins Zimmer kommt, ist Kolja aufbruchbereit. Das Handy liegt auf dem Schreibtisch. Sie nimmt es und will gerade schauen, wer angerufen hat, da sagt Kolja: »Der Typ von der Schauspielschule. – Ich habe ihm gesagt, dass du heute nicht kommen kannst.«
    »Wie bitte?«
    »Du kannst doch nicht andauernd diese Texte lernen und in andere Personen schlüpfen. Du wirst ja noch mal schizophren!«
    »So ein Blödsinn!«
    »Blödsinn ist dieser Text von der englischen Braut da. Absoluter Blödsinn! Wieso sagst du so etwas wie: Ich hab mich verliebt in jemanden, der nicht existiert. «
    »Weil das zum Stück gehört. Außerdem heißt es nicht: Ich hab mich verliebt in jemanden, der nicht existiert , sondern Du hast dich verliebt in jemanden, der nicht existiert .«
    »Das kann man drehen und wenden, wie man will. Es bleibt Schwachsinn!«
    Julia steht da und guckt Kolja an. Ihr fehlen die Worte.
    »Ich seh doch, dass du überfordert bist.«
    »Ich … ich …«
    »Julia, du brauchst jetzt deine ganze Energie für Jonas …«
    »Lass Jonas aus dem Spiel!«, schreit sie ihn an und wirft ihr Telefon aufs Bett. »Ich möchte nicht, dass du mein Handy nimmst. Nie wieder!«
    »Wieso? Hast du Geheimnisse vor mir?«
    »Nein, aber eine Privatsphäre.«
    »Hör mal, Julia, ich kenne jeden Millimeter von deinem Körper, ich kenne deine Sehnsüchte, deine Fantasien, ich mache alles, damit du auf deine Kosten kommst. Und du machst mich hier an, nur weil ich an dein Handy gehe?«
    Julia verschlägt es die Sprache. Wie kann er bloß so reden? Seine Augen sind schmal und dunkel. Er ist plötzlich so ärgerlich, wie sie ihn noch nie gesehen hat. Er beschwert sich, wie überflüssig ihr »Theater« sei, nur weil er an ihr Handy gegangen ist. Was rege sie sich so auf?
    »Trotzdem«, sagt sie. »Du kannst doch nicht einfach meine Termine absagen!«
    »Wir wollten doch in die Ausstellung gehen«, fällt er ihr ins Wort. Genervt, weil sie immer wieder mit demselben Argument kommt. »Du hast mir nicht gesagt, dass heute ein Kurs ist.«
    »Der ist dazwischengeschoben worden.«
    »Ja, aber du musst doch nicht gleich springen, nur wenn einer mit dem Finger schnippt.«
    »Es schnippt keiner mit dem Finger. Ich kann froh sein, dass Herr Lambosi diese Kurse so spontan zusammenkriegt, dass ich heute vorsprechen kann.«
    »Aber ich wollte dir unbedingt die Entwürfe zeigen. Da sind total abgefahrene Projekte dabei … nicht nur meine Baumhäuser, auch Unterwasserpavillions! Und dann könnten wir noch zu mir gehen und ich würde dich verwöhnen …«
    »Ich komme nicht mit. Gib mir mein Handy!«
    Das Handy liegt auf dem Bett, sie könnte es sich genauso gut selbst holen, aber Julia ist steif vor Wut, sie kann sich nicht bücken. Kolja gibt es ihr, seine Gesichtszüge werden plötzlich weich, sein

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