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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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dann noch mit der U-Bahn. – Fährt die U 7 dann eigentlich noch?«
    »Das fragst du immer.« Julia lacht, gibt Mama einen Kuss. Eigentlich hat Mama das schon lange nicht mehr gefragt, weil Julia schon lange nicht mehr ausgegangen ist, nur mit Kolja, und der bringt sie immer nach Hause.
    »Kommt Charlotte auch mit?«, ruft Mama ihr noch hinterher. Julia hätte beinahe ihr Handy vergessen. Sie läuft in ihr Zimmer und holt es, sie hat zwei neue SMS bekommen.
    »Nein! Ich bin mit einer vom Volleyball unterwegs, kennst du nicht.«
    »Ach, du spielst jetzt Volleyball?«
    »Nicht so richtig.«
    »Ach so«, sagt Mama. »Und wo ist der Geburtstag?«
    »In Charlottenburg.«
    Julia gibt Mama noch einen Kuss und huscht aus dem Haus, bevor sie noch mehr Fragen stellt. Auf dem Weg zur U-Bahn sieht sie, dass sie inzwischen fünf Nachrichten bekommen hat, drei Anrufe von Kolja, eine SMS von Kolja und eine SMS von Charly. Die öffnet sie zuerst: Hast du heute Abend Zeit? A +
    Und Kolja schreibt: Habe Karten für Fat Freddy’s Drop. BITTE MELDE DICH SOFORT! Die Anrufe kamen vor der SMS. Julia hört die Mailbox ab. Kolja sagt ihr dreimal, wie sehr er sie liebe, und versucht dreimal, sie zu überreden, sich heute Abend doch noch mit ihm zu treffen. Julia ruft ihn an.
    »Na endlich!«, sagt Kolja, als hätte er auf nichts anderes gewartet.
    »Du musst dir keine Sorgen um mich machen.«
    »Ich muss auf dich aufpassen, meine Süße.«
    »Nein, ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Aber du bist so verletzlich. Ich könnte nicht ertragen, wenn dir was passiert.«
    »Kolja, was soll mir denn passieren?«
    Es ist still in der Leitung.
    »Kolja?«
    »Ja. Ich will dich wirklich nicht bedrängen, das weißt du, aber es ist nur … ich liebe dich so, ich habe immer das Bedürfnis, auf dich aufzupassen und bei dir zu sein.«
    »Ach, Kolja, das ist ja auch total lieb von dir.«
    »Dann komm mit zu Fat Freddy’s Drop . Ich hab’s gemanaged, noch zwei Karten für heute Abend zu bekommen … im Astra  …«
    »Och, Kolja, du weißt doch, dass ich heute Abend nicht kann.«
    »Aber es spielt Fat Freddy’s Drop ! Eine deiner Lieblingsbands. Und Jonas’ auch.«
    Normalerweise hätte sie alles abgesagt für Fat Freddy’s Drop , aber in letzter Zeit hat sie ihre und Jonas’ Lieblingsmusik nicht mehr gehört, weil sie es einfach nicht konnte, genauso wenig, wie sich die Fotos von Jonas anzusehen.
    »Kolja, ich kann wirklich nicht. Es ist … wie soll ich sagen … noch zu früh für Fat Freddy’s Drop .« – Sie ist so froh, dass ihr das jetzt einfällt. Einen besseren Grund, nicht sofort ihre Pläne für den Abend zu ändern und zum Astra zu fahren, gibt es nicht. Außerdem ist es die Wahrheit.
    »Ich habe die nicht mehr gehört, seitdem Jonas …«
    »Es tut dir bestimmt gut, wenn du sie jetzt wieder hörst. Ich bin doch bei dir – es kann gar nichts passieren. Du bist doch schon viel stärker geworden, mit mir zusammen.«
    »Ja, klar, Kolja, aber heute geht’s echt nicht. So schade das auch ist, also versteh mich nicht falsch, ich kann wirklich nicht. Es tut mir leid, aber du findest bestimmt noch jemanden für die Karte.« Sie wird jetzt ganz sicher nicht schon wieder nachgeben. Nicht wie letztes Mal bei Dead Weather . Auch wenn sie schon ahnt, was jetzt kommt.
    Und richtig, jetzt klingt er schon ärgerlich, er beschwert sich: »Aber ich wollte mit dir hingehen!«
    Sie muss standfest bleiben! Er hat kein Recht, wütend zu werden. Er könnte ihr ja auch mal einen schönen Abend wünschen. Sie versucht, ruhig zu bleiben. Sie darf ihn jetzt auf keinen Fall damit durchkommen lassen.
    »Das ist fein, Kolja, aber wie gesagt, heute geht es einfach nicht. Sorry! – Du, meine U-Bahn kommt. Wir sehen uns morgen, ja?«
    Leider legt Kolja noch nicht auf, sie kann kaum verstehen, was er sagt, er will noch wissen, was sie bitte schön Besseres vorhabe, als mit ihm zu Fat Freddy’s Drop zu gehen. Sie stellt ihr Handy aus. Die Luft wird knapp. Die U-Bahn kommt.
    Herzklopfen.
    Julia steigt ein, setzt sich mit weichen Knien auf die Bank neben der Tür, versucht, ganz ruhig und tief in den Bauch zu atmen. Alles wackelt, die Leute um sie, die Werbung im Waggon, die Fragen in ihrem Kopf: Wo hat Kolja so plötzlich diese Konzertkarten her? Und woher weiß er, dass es eine Lieblingsband von ihr ist? Zusammen haben sie sie noch nicht gehört? Oder doch?
    STOPP!, sagt eine Stimme in ihr und die U-Bahn hält an. Leute steigen ein und aus; ihr

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