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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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würde Julia gern selbst von ihm hören, nächstes Mal.
    Zu Hause schleicht sie sich gleich in ihr Zimmer, es ist fünf vor eins. Die Schlafzimmertür ihrer Eltern steht offen. Papa schnarcht. Mama hat sie bestimmt noch ins Badezimmer gehen hören, aber sie spricht sie nicht an. Gut. Julia möchte jetzt nicht mehr reden. Sie möchte nur noch ins Bett. Schlafen, von Jonas träumen. Sie kuschelt sich in Jonas’ Lederjacke, macht die Augen zu.
    Sie sitzt auf einem sandigen Hügel, nackt. Ihr werden verschiedene Gegenstände zugeworfen, die sie fangen muss. Jetzt kommt ein Schuh angeflogen, er ist aus purem Gold. Kaum berührt, wirft sie ihn schnell wieder weg. Jonas’ Stimme lacht aus der Ferne, sagt: »Gut, dass du ihn weggeschmissen hast, denn er wäre dein Verderben gewesen!«
    Als Julia aufwacht, sitzt sie im Bett. Jonas sitzt neben ihr und hält ihre Hand an seine Wange. Sie schließt die Augen und weiß im Traum, dass es nur ein Traum ist und dass sie noch gar nicht aufgewacht ist. Sie will auch nicht aufwachen, nicht die Hand von seiner Wange nehmen, aber ihre Augen gehen einfach auf und Jonas ist nicht mehr da.
    Sie liegt im Bett und zieht die Decke bis ans Kinn. Die Lederjacke liegt mitten im Zimmer.
    Er hat das erste Mal mit ihr gesprochen.

KAPITEL 30
    Kein Mohn
    Kolja war allein bei Fat Freddy’s Drop gewesen. Am Dienstagnachmittag, bevor er zu ihr kommt, setzt sie den Ring schnell auf. Kolja erzählt ihr, dass er keine Lust gehabt hätte, mit einem Kumpel zu gehen, deshalb habe er die zweite Karte einfach auf der Straße verschenkt. Später habe er versucht, Julia noch mal auf dem Handy zu erreichen, aber sie hatte es den ganzen Abend ausgestellt. Er sagt das so, als erwarte er eine Erklärung, warum sie ihr Handy den ganzen Abend aus hatte. Julia sagt nichts dazu. Was auch? Schließlich muss sie ja nicht permanent erreichbar sein.
    Kolja macht ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.
    »Was ist los?«, fragt Julia. »Warum bist du so vorwurfsvoll?«
    »Ich bin gar nicht vorwurfsvoll. Ich bin enttäuscht.«
    »Wieso?«
    »Weil du gestern Abend nicht mitgekommen bist.«
    »Hey«, platzt Julia los. »Seit Wochen sind wir JEDEN Tag zusammen, da werde ich ja wohl mal EINEN Abend was allein machen dürfen!«
    »Wo warst du denn?«
    »Ich war bei einer Freundin, auf einem Geburtstag.«
    »Bei Anne?«, hakt er nach.
    »Ja.« Julia mag seinen Ton nicht, auch nicht, wie abschätzend er sie anguckt. Was soll das?
    »Anne hatte gestern aber gar nicht Geburtstag.«
    Julia ist einen Moment sprachlos, schaut in sein angespanntes Gesicht.
    »Woher weißt du überhaupt, dass ich bei Anne war?«
    »Von deiner Mutter!«, schreit er sie an. »Aber du warst nicht bei Anne. Und Anne hatte gestern auch nicht Geburtstag!«
    »Ich war mit Anne auf einem Geburtstag!«, schreit sie zurück. Ihr ist ganz taumelig. Wie kommt er eigentlich dazu, Mama anzurufen?
    »Und bei wem?«
    »Wieso willst du das wissen?«
    »Weil ich nicht angelogen werden will.«
    »Aber ich bin dir doch nicht über jeden Schritt, den ich mache, Rechenschaft schuldig.«
    »Ich möchte aber wissen, bei wem du warst.«
    »Das geht dich nichts an!«
    Sie stehen sich gegenüber, der Schreibtischstuhl zwischen ihnen. Julia sagt nichts mehr. Sie kann seinem stierigen Blick auch nicht mehr standhalten. Alles in ihr krampft sich zusammen. Julia fängt an, Zettel von ihrem Schreibtisch zu räumen, Stifte zu ordnen, sie lässt Kolja stehen. Er soll sie bloß in Ruhe lassen! Auf solche Szenen kann sie verzichten!
    Plötzlich springt er auf sie zu, packt sie an beiden Handgelenken.
    »Aua!«
    Er lässt los, greift aber sofort nach ihren Händen. Hält sie fest. Der Ring drückt in ihr Fleisch.
    »Du tust mir weh!«
    »Entschuldige«, sagt er und zieht sie an sich heran, will sie umarmen, aber sie macht sich steif, schüttelt seine Hände ab und räumt die Zettel in eine andere Ecke.
    Kolja haut sich mit der Hand vor die Stirn, dass es klatscht.
    »Wie ich rede! So will ich gar nicht reden! Es tut mir so leid, Julia! Aber da siehst du mal, wie viel du mir wert bist. Du bist mir so kostbar! Ich liebe dich so sehr! Und ich fühle mich verantwortlich für dich.« Kolja steht mit offenen Armen vor ihr. Sehr theatralisch.
    »Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen!«, sagt Julia.
    »Ja, das weiß ich, aber ich fühle mich auch Jonas gegenüber verantwortlich. Ich spüre schließlich, wie wichtig es für ihn ist, dass es dir gut geht.«
    Ihr Herz klopft. »Wo ist Jonas denn,

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