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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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sind nicht nur Helen und Charly im Schwimmbad, auch noch ein paar Jungs, die Helen mitgebracht hat. Sie liegen auf der Tribüne, in der Ruhezone, Kolja ist sehr still. Vielleicht auch noch beleidigt, weil Julia vorhin wieder den Ring abgenommen hatte – das erste Mal vor seinen Augen. »Den nehme ich doch nicht mit ins Schwimmbad«, hat sie gesagt.
    »Warum denn nicht? Den wird dir schon keiner vom Finger klauen.«
    »Das meine ich ja auch gar nicht, aber ich finde es einfach unpassend. Im Schwimmbad trägt man eher einen Ring aus dem Kaugummiautomaten, aber doch keine echten Diamanten!« Sie hat gelacht, wollte ihn ablenken, aufmuntern. Er muss ja nicht unbedingt mitkriegen, dass sie den Ring auf keinen Fall vor Charly oder Helen tragen will und ihn sowieso lieber zu Hause lässt, wenn er nicht dabei ist. Das hat sie bis jetzt auch ganz gut hingekriegt.
    Julia sitzt bei Charly und Helen auf dem Handtuch. Sie freut sich jedes Mal, dass die beiden sich so gut verstehen, wer hätte das gedacht? Die beiden Kumpels von Helen sind gerade im Wasser und Kolja ist zum Duschen gegangen.
    »Die sind ja ganz schnuckelig«, sagt Charly. »Wie stehst du denn zu ihnen?«
    Helen lacht über Charlys Bemerkung. »Kannste gern beide haben«, sagt sie. »Sind wirklich nur Kumpels von mir. Wir kennen uns schon aus dem Sandkasten.«
    Plötzlich sieht Julia Jonas vor sich, als kleinen Jungen, im Sandkasten, wie er Kolja mit der Schaufel auf den Kopf haut. Dann schaut er sie an und will ihr was sagen, wirft Gegenstände nach ihr. Plötzlich hört sie seine Stimme: »Gut, dass du den Schuh weggeschmissen hast …« – Den goldenen Schuh aus dem Traum!
    Kolja kommt wieder und setzt sich zu Julia. Er hat geduscht, Haare gewaschen, sich trockene Shorts angezogen.
    Der goldene Schuh aus dem Traum war auch mit Diamanten besetzt. – Meint Jonas etwa damit den Ring, den Kolja ihr geschenkt hat? Will er ihr sagen, der Ring sei ihr Verderben? Mag sie ihn deshalb nicht mehr tragen?
    Kolja trocknet seine Haare ab, lächelt sie an. Sie muss irgendwas sagen.
    »Willst du nicht mehr ins Wasser?«
    »Nein. Ich würde gern gehen.«
    »Schon? Wir waren doch erst ein Mal im Wasser.« – Was, wenn Kolja ihr Verderben ist? Der Gedanke rammt sich wie ein Speer durch ihre Brust. Bloß nicht dran festhalten, sonst kippt sie um, hier im Schwimmbad.
    »Komm doch mit«, sagt Kolja. Klingt seine Stimme etwa wie ein Befehl? Julia möchte lieber mit Helen und Charly hierbleiben. Vielleicht braut sich ja was mit Charly und Helens Kumpels zusammen, wobei sie unterstützend wirken könnte. Wie soll sie Kolja das erklären? Charly findet Tom süß, den mit der runden Brille, das spürt Julia, auch dass Charly verunsichert ist, nicht weiß, ob sie sich mit ihm verabreden soll. Schließlich trifft sie sich zurzeit mit Leon Haase, obwohl sie immer noch nicht damit rausgerückt ist, ob und was da nun zwischen den beiden läuft. Charly braucht ihre Freundin jetzt. Julia sollte mit ihr reden – das muss Kolja doch verstehen!
    »Also, ich würde gern noch mal ins Wasser gehen«, sagt Julia und streicht Kolja über den Arm. Sofort hat er seine Hand auf ihrer, hält sie fest und küsst sie. Julia sieht aus den Augenwinkeln, dass Charly sie skeptisch mustert, dass es immer noch komisch für sie ist, Julia mit Kolja so zu sehen, obwohl sie sich ja schon langsam damit abgefunden haben müsste.
    Hat sie selbst sich denn schon mit Kolja abgefunden ?
    »Okay, dann bleibe ich auch noch ein bisschen hier«, sagt er. Seine Stimme klingt gepresst. Sie hört, wie er sich überwindet. Julia fühlt sich wie ein Seismograf, der alle Metaebenen aufzeichnet. Als hätte sie dafür besondere Antennen. Ist das etwa ihr Hellfühligkeit, von der Kitty gesprochen hat? Sie weiß, was Charly denkt, sie spürt, dass Kolja mit sich kämpft. Aber wogegen?
    Später, auf dem Weg zum Auto, kauft Kolja am Kiosk Eis. Die anderen sind mit dem Fahrrad da. Kolja hat kurz vorm Kotti geparkt. Julia würde jetzt auch lieber mit dem Fahrrad fahren. Sie stehen an der Ampel und essen Eis, Julias ist schon ziemlich weich. Da sieht sie einen blonden Jungen auf der anderen Straßenseite, nur von hinten, er geht genauso wie Jonas, mit einem dunkelgrauen Rucksack über der rechten Schulter. Als er sich zu ihr umdreht, bricht ihr das Eis vom Stiel. Eine Hälfte klatscht ihr auf den nackten Fuß. Sie schreit auf. Es ist eisig, eklig, sie zieht den Schuh aus und schüttelt das Eis vom Fuß. Das eklige Gefühl bleibt.

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