Je mehr ich dir gebe (German Edition)
Steak, schön blutig, er bestellt auch noch Wein. Sie mag jetzt keinen Wein mehr trinken, nach dem Prosecco.
»Und nach dem Essen fahren wir zu mir. Ich hab was für dich.«
»Was denn?« So wie er guckt, ist es bestimmt wieder was Kleines für sie zum Anziehen. Hoffentlich nicht! Darauf hat sie überhaupt keine Lust.
»Lass dich überraschen«, sagt er und schmunzelt.
Eigentlich möchte Julia gern nach Hause. Kolja drängt, sie soll endlich mal eine ganze Nacht bei ihm bleiben, aber allein der Gedanke daran schnürt ihr die Kehle zu. Mit Jonas gab es nur drei gemeinsame Nächte. Den Schatz möchte sie sich bewahren. Jedes Mal sind sie ineinander eingeschlafen, waren eins, rund. Sie mag jetzt nicht daran denken. Sie will nach Hause und sie muss früh zur Schule. Kolja hat ja noch Semesterferien. Aber er bittet sie so nett, mit zu ihm zu kommen, und das Essen war so gut und nicht gerade billig.
»Nur noch für ein kleines Stündchen. So spät ist es doch noch nicht.«
Es ist Vollmond. Die Luft ist noch mild, man kann den Herbst schon riechen. Julia würde lieber einen Spaziergang machen. Aber er lässt nicht locker. Kolja lässt sein Auto stehen und hält ein Taxi an. Er ist ja vernünftig. An der Haustür zögert sie; er schließt auf. Sie geht vor ihm her, die Treppe hoch, er fährt mit den Fingern an der Innenseite ihrer Beine hoch. Sie rennt ihm davon. An der Wohnungstür küsst er sie, hantiert nebenbei mit dem Schlüssel im Schloss, drückt die Tür auf, sagt: »Après vous, Madame«, sie schaltet das Licht an und geht durch den Flur.
Sie soll sich in die Küche setzen, nur einen kleinen Moment. Kolja verschwindet, kommt wieder, hat ein Tuch dabei.
»Damit möchte ich dir die Augen verbinden und dich ins andere Zimmer führen.«
Julia zögert. Ihr ist nicht nach Ratespielen.
»Vertrau mir«, sagt Kolja. Julias Herz schlägt bis zum Hals.
Sie lässt sich die Augen verbinden. Das Tuch ist aus Seide, liegt kühl auf den Augen. Kolja passt auf, dass er keine Haare von ihr in den Knoten einbindet. Er atmet schnell, als hätte er einen Sprint hinter sich, Julia spürt, wie erregt er ist. Sie ist auch erregt. Er führt sie in das andere Zimmer.
Sie kann die Kerzenflammen durch das Tuch flackern sehen. Es müssen viele Kerzen sein. Es ist sehr warm im Raum. Es riecht nach Feuer. Kolja lässt sie stehen, sie will sich das Tuch abnehmen.
»Noch nicht«, sagt er und berührt sie mit den Fingerspitzen am Schlüsselbein, umrundet ihren Busen, fährt langsam zum Bauch hinab und fasst zwischen ihre Beine. Es ist wie ein Blitzschlag. Julia reißt sich das Tuch ab. Kolja steht mit glühenden Augen vor ihr, der Raum ist voller Kerzen, die Wände sind rot, die Bettwäsche schwarz, glänzend.
»Na, wie findest du es?«
»Ich weiß nicht …« Der Zettel mit dem Sokrates-Zitat klebt an der frisch gestrichenen roten Wand. – Der Eros, das ist das Verlangen der Sterblichen nach Unsterblichkeit .
»Wann hast du das Zimmer gestrichen?«
»Gestern«, sagt Kolja und zieht sie zum Bett, er hält sie an den Schultern, küsst sie, auf die Wangen, auf die Augen, auf den Mund, drängt sich an sie. So forsch war er noch nie, sie kriegt kaum Luft. Er zieht die Schleife in ihrem Nacken auf, das Kleid rutscht hinab, er greift gleich nach ihrem Busen, drängelt sie rückwärts aufs Bett. Sie drückt ihn von sich, will ihm sagen, dass er das blöde Zitat von der Wand nehmen soll, dass ihr alles zu schnell geht, dass sie jetzt keine Lust hat, nach Hause will. Er atmet zu schnell, zerrt am Kleid, es reißt an der Seite ein. Sie will aufstehen, aber er drückt sie zurück aufs Bett. Die Kerzen winden sich vom Luftzug.
»Hör auf!«, keucht sie, aber Kolja ist jetzt nackt und so erregt, dass er sofort kommt, als er in sie eindringt.
Sie schubst ihn von sich, er rollt auf die Seite, vergräbt sein Gesicht im schwarzen Satin.
Julia geht ins Bad. So ähnlich war ihr erstes Mal mit Oliver Fischer. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr so was noch einmal passieren würde. Sie geht auf Toilette und versucht, mit einem Finger so viel Sperma wie möglich aus sich herauszuholen. Als sie ins Schlafzimmer zurückkommt, liegt Kolja immer noch so da. Weint er? Seine Schultern beben.
»Was ist los mit dir?«, fragt sie und zieht sich an. Das Kleid klafft an der Seite über dem Busen. Hoffentlich hat sie eine Sicherheitsnadel in der Tasche.
»Du bist mein Engel!«, schluchzt er. »Du bist für mich geboren.«
»Spinnst du?«
Mit
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