Je sueßer das Leben
eine neue Wunde, an der sie zugrunde zu gehen drohen.
Oben auf dem Treppenabsatz angekommen bricht sie zusammen, und Mark fängt sie auf. Sie wiegen einander weinend in den Armen, halten sich gegenseitig fest.
»Ist noch was von diesem Schoko-Karamell-Eis da?«, brüllt Edie in das Babyphon.
Es kommt ein Rauschen als Antwort.
»Richard, hörst du mich? IST NOCH WAS VON DIESEM SCHOKO-KARAMELL-EIS DA ? Over.«
Richard erscheint mit einem gereizten Ausdruck in der Tür. »Edie, ich habe es dir schon hundertmal gesagt. Das Babyphon ist kein Walkie-Talkie. Ich kann dich hören, aber du mich nicht. Und du brauchst auch nicht zu brüllen – bei mir unten kommt das kleinste Geräusch von hier oben an.«
»Echt?«
»Echt.« Er hält zwei Eis am Stiel in die Höhe. »Das sind die beiden letzten. Ich werde nach der Arbeit eine neue Packung kaufen.«
»Es muss aber das von Tofutti sein. Ohne Fett und Zucker …«
»Ich weiß, Edie.« Richard reißt von einem Eis das Papier ab und gibt es ihr. Mit dem zweiten setzt er sich neben sie aufs Bett und schaltet zu den Frühnachrichten.
»… und in Zeiten großer Not gibt es immer Menschen, die bereit sind, anderen zu Hilfe zu eilen, wie wir sehen. In diesem Fall eine ganze Stadt. Die Einwohner von Avalon sind heute gekommen, um den Familien und freiwilligen Helfern in Barrett, das nach wie vor unter den Folgen der verheerenden Überschwemmungen von letzter Woche leidet, Freundschaftsbrot zu bringen.«
»Stell das lauter, Richard!« Edie versucht sich aufzurichten.
Richard deutet mit dem Eis auf sie. »Wenn du dich nicht gleich wieder hinlegst, schalte ich den Fernseher aus, verstecke die Fernbedienung und konfisziere dein Eis.«
»Aber …«
Richard hält die Fernbedienung so, dass sie nicht drankommt. »Und zwar sofort.«
Murrend lässt sich Edie in die Kissen sinken.
Richard dreht die Lautstärke höher, und die tiefe Stimme des Reporters erfüllt das Schlafzimmer. Er steht vor dem Bürgerzentrum von Barrett und deutet auf die Autoschlange auf der Straße. »Die Einwohner von Avalon sind heute hierhergekommen, um dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen unter die Arme zu greifen und der Stadt Barrett und deren Einwohnern ihre Freundschaft und Unterstützung zuteilwerden zu lassen. In diesem Moment werden gezählte siebentausenddreihundertzweiundvierzig Freundschaftsbrote im Bürgerzentrum verteilt. Das Freundschaftsbrot der Amish ist, wie Sie vielleicht wissen, kein Brot in dem Sinn, vielmehr ist es eine Art Kuchen …«
»Das ist meine Story! Der klaut mir meine Story!« Edie sieht Richard fassungslos an.
»Edie …«
Der Reporter redet immer weiter, während er durch die Tür des Bürgerzentrums geht.
»… die berühmte Cellistin Hannah Wang de Brisay, die bis vor kurzem für die New Yorker Philharmoniker gespielt hat, unterhält die Menschen mit einem Konzert, während die spendablen Bürger Avalons Kaffee, Tee und Brot austeilen.« Die Kamera schwenkt zu Hannah, die ein hübsches schwarzes Kleid trägt und vor einem vollem Haus zu spielen begonnen hat. Dann folgt die Kamera dem Reporter, der an einer Schlange von Leuten vorbeigeht und sich dem Kopfende eines Tischs nähert. »Das hier sind Madeline Davis, die Besitzerin von Madelines Teesalon, und Julia Evarts, ihre Geschäftspartnerin, sie sind die treibende Kraft hinter dieser großzügigen und ungewöhnlichen Aktion.«
Madeline wird rot und streicht sich die Haare glatt, während Julia sofort protestiert. »Wir sind keine Geschäftspartnerinnen, wir sind Freundinnen. Und die Idee stammt eigentlich von Connie Coll und all den Frauen, die sich regelmäßig bei Madeline treffen, um Freundschaftsbrotrezepte und Tipps auszutauschen, aber plötzlich hat die ganze Stadt mitgemacht und gebacken und …«
Der Reporter, der nur mit einem Ohr zuhört, nickt und wendet sich dann wieder der Kamera zu. »So ist es. Die Frauen vom Freundschaftsbrot-Club und dieser« – der Reporter hält mit ungläubiger Miene einen Gefrierbeutel hoch – »unscheinbare Beutel Teig beköstigen an diesem Tag ganz Barrett. Das war Alden Ortega von KGFO , live aus Barrett. Zurück zu Ihnen, Kevin.«
»Das ist meine Story!« Edie schäumt. »Ich habe stapelweise Interviews, Mitschriften, Recherchematerial! Jetzt wird jeder Schreiberling seinen Senf dazugeben!« Die Fernbedienung segelt durch die Luft. »Wie diese dumme Kuh Lori Blair!«
»Edie!« Richard holt die Fernbedienung und schaltet den Fernseher aus. »Du weißt genau,
Weitere Kostenlose Bücher