Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
Vom Netzwerk:
einfach, dass ich Spaß daran hätte, deshalb habe ich es gemacht.« Madeline schüttelt den Kopf, und Hannah ahnt, dass Madeline sich über ihre eigene Blauäugigkeit amüsiert. »Dass das Ganze so anstrengend sein würde, hätte ich nicht erwartet. Langsam wirft der Laden aber auch etwas ab. Eine Zeitlang hatte ich nämlich Angst, dass ich alles wieder verkaufen und wegziehen muss.«
    »Nein, das dürfen Sie nicht!«, platzt Hannah unvermittelt heraus. Madeline und Julia sind die einzigen Menschen, die sie in Avalon kennt.
    »Ich tu es ja nicht«, beruhigt Madeline sie. »Zumindest nicht so bald. Dafür mag ich die Leute hier viel zu gern.« Sie nimmt Hannahs Hand und drückt sie, und Hannah lächelt.
    Die nächste Stunde unterhalten sie sich über Musik, Kunst, Bücher. Madeline und ihr Mann Steven waren echte Kunstliebhaber gewesen und viel gereist. In einer Ecke stapeln sich dicke Packen mit den Sonntagsausgaben der New York Times , daneben liegen Literaturzeitschriften und wissenschaftliche Journale. Madeline ist von einem beneidenswerten Wissensdurst.
    »Ach, das zeugt nur von meiner Langeweile«, sagt Madeline, als Hannah sie darauf anspricht. Sie nippt an ihrem Tee. »Ich hatte anfangs, als noch nichts los war, einfach zu viel Zeit. Weil ich nicht gerne fernsehe, lese ich eben. Und backe.«
    »Philippe hat sich für meine Kocherei nie sehr interessiert«, sagt Hannah. Nicht, dass sie ihm das vorwarf – einmal hatte sie sogar einen Pudding anbrennen lassen. »Das Einzige, was ich wirklich konnte, war Cello spielen. Wir sind oft auswärts essen gegangen, und wenn ich gekocht habe, war das entweder etwas ganz Einfaches oder eine Katastrophe.«
    »An einfacher Kost ist nichts auszusetzen«, sagt Madeline. »Ich mag einfache Gerichte. Heute ist doch vieles zu aufwendig und kompliziert.« Madeline steht auf, um einen Stapel Bücher durchzusehen. »Die Vorbesitzer des Hauses haben massenhaft Kochbücher dagelassen. Da sind ein paar richtige Klassiker darunter.« Sie zieht ein Buch aus dem Stapel und reicht es Hannah, nachdem sie die dünne Staubschicht weggewischt hat.
    Hannah nimmt das Buch. Es ist ein erschreckend dicker Wälzer, auf dessen schlichtem Einband nur drei Wörter stehen.
    » Joy of Cooking – Freude am Kochen«, liest Hannah. Sie hat schon oft von dieser amerikanischen Kochbibel gehört, sie aber noch nie in Händen gehalten.
    »Das steht hierzulande in so gut wie jeder Küche«, sagt Madeline. »Aber auch Profiköche benutzen es. Es ist von Irma Rombauer, die es in den dreißiger Jahren nach dem Börsenkrach geschrieben hat.«
    Hannah blättert in dem Buch herum und stößt auf ein Rezept für Schildkrötensuppe. An so etwas würde sie sich nicht heranwagen, aber sie würde ohnehin nie Schildkröten essen. Sie will das Buch schon schließen und Madeline zurückgeben, als ihr Blick auf eine Seite fällt, auf der das Kochen eines Eis beschrieben wird.
    Wie man ein Ei richtig kocht, war ein ewiges Streitthema zwischen Hannah und Philippe. Er mochte sein Ei weich und das Eigelb noch flüssig, während Hannah nur hartgekochte Eier aß. In all den Jahren, die sie zusammenlebten, hatte Hannah es ihm nie recht machen können.
    Die Eier waren ihm immer zu hart, selbst wenn sie sie nur die vorgeschriebenen drei Minuten gekocht hatte. Als sie jetzt die Anleitung liest, wird ihr klar, dass sie die Hitze hätte reduzieren müssen, sobald das Wasser zu kochen begann, um das Ei drei Minuten nur simmern zu lassen. Das hatte sie nicht gewusst. Und Philippe hatte zwar immer herumgemäkelt, aber nie versucht, es besser zu machen.
    Hannah überfliegt den Rest der Seite und weiß jetzt auch, warum ihre Eier manchmal so schwer zu pellen waren. Frische Eier lassen sich nämlich nicht so leicht pellen wie ältere.
    Erst als sich Madeline leise räuspert, merkt Hannah, wie vertieft sie in das Buch gewesen war. Die Sonne ist hinter den Bäumen untergegangen, und der Himmel ist von einem düsteren Grau.
    Hannah wird rot. »Tut mir leid, Madeline. Das ist nur alles so interessant. Dürfte ich mir das Buch vielleicht ausleihen?«
    »Sie können es ganz behalten, Hannah«, sagt Madeline großzügig. » Joy of Cooking kam ursprünglich im Selbstverlag raus, müssen Sie wissen. Irma Rombauer war eine einfache Hausfrau, die schauen musste, wie sie über die Runden kam, nachdem ihr Mann sich ein Jahr zuvor umgebracht hatte. Sie war damals vierundfünfzig, wenn ich mich recht erinnere.«
    Jetzt will Hannah das Buch erst recht. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher