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Jede Nacht mit Charlie

Jede Nacht mit Charlie

Titel: Jede Nacht mit Charlie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Hoheitsvoll lehnte Bill sich in seinem Sessel zurück, der große Patriarch in Vollendung. „Sie verstehen nicht .“
    „Sicher tu ich das.“ Wie Charlie dieses autoritäre Gebaren hasste! „Sie und mein Dad. Die ‚Bloß-nicht-anecken-Gang‘.“
    Bills Miene verfinsterte sich. „Jetzt hören Sie mal gut zu, mein Junge .“
    „Nein.“ Charlie stand auf. „Ich kehre keine Korruption unter den Teppich, nur damit Sie mit Ihren Amigos pokern können. Von selbst schneide ich das Thema nicht an, aber abwürgen werde ich meine Anrufer auch nicht.“
    „Setzen Sie sich!“ brüllte Bill.
    Seufzend nahm Charlie wieder Platz und lauschte Bills Tirade, abgestumpft durch eine lange Praxis. Was die Lautstärke und Verachtung betraf, so hatte diese Rede große Ähnlichkeit mit der Predigt, die sein Vater ihm nach dem Abbruch seines Wirtschaftsstudiums gehalten hatte. „Ich erziehe meine Söhne nicht zu Versagern!“ hatte es geheißen. Und nach seinem Ausstieg aus der Air Force: „Ich habe verdammt gute Beziehungen im Militär, aber du schlägst sie einfach in den Wind!“ Nach dem Verkauf seiner Softwarefirma, die ihm zu erfolgreich geworden war, lautete der väterliche Kommentar: „Du könntest der Bill Gates von Lawrenceville sein, aber nein, mein Herr Sohn fühlt sich dem Stress nicht gewachsen!“ Vor vier Jahren hatte Charlie Lawrenceville schließlich den Rücken gekehrt, und seitdem jobbte er mal hier, mal da.
    Bills Argumentation zielte mehr in Richtung „Zu blöd, um den Kopf von weniger edlen Körperteilen unterscheiden zu können“, aber sonst war es im Großen und Ganzen eine Neuauflage der gewohnten väterlichen Kritik. Das habe ich nun davon, dass ich meinem alten Herrn einen Gefallen tue – Sperrfeuer aus allen Richtungen, dachte Charlie.
    „Haben Sie mich verstanden?“ Bills weißer Schnurrbart vibrierte.
    „Vollkommen. Bin ich gefeuert, oder darf ich heute Abend mit meinen Hörern über das Rathaus reden?“
    Seinem Blutdruck zuliebe beschränkte sich Bill auf ein unverständliches Knurren.
    „Zu Ihrer Beruhigung, Bill: Mein Interesse, als Tuttles moralische Instanz zu enden, hält sich in Grenzen. Aber ich lasse mich nicht manipulieren!“
    Bill pochte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. „Na schön. Jetzt zu dem eigentlichen Grund Ihres Hierseins. Ich will hören, dass dieser Brief nichts als heiße Luft war.“
    „Erwarten Sie schon am ersten Tag Resultate?“ Charlie seufzte. „Okay, okay. Allie traue ich in ihrem Ehrgeiz so gut wie alles zu – innerhalb vertretbarer Grenzen. Und Joe …“ Er brach ab. „Joe ist schwul. Könnte das der Grund sein?“
    Ungeduldig wischte Bill diese Idee beiseite. „Joes Liebesleben kennt die ganze Stadt. Mehr haben Sie nicht?“
    „Mark fehlt mit Sicherheit der Grips für kaltblütige Gesetzesbrüche. Marcia ist mehr der Typ, der ihren Intimfeinden geradewegs ins Gesicht spuckt, statt ihnen hinterrücks ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen, und Stewart mangelt es an Durchblick. Karen ist nicht der Meisterkriminellen-Typ, obwohl sie vermutlich eine nette Düpierte abgibt. Sie und Beattie haben zu viel zu verlieren. Falls Grady nicht heimlich seine Hörer gesundbetet oder Harry gestohlene Autoteile verschachert, hat sich die Zahl der Verdächtigen drastisch reduziert.“
    „Suchen Sie weiter!“
    „Wissen Sie, dieser Brief wäre wirklich eine große Hilfe gewesen. Wieso haben Sie ihn gleich weggeworfen?“
    „Es stand nicht viel drin. Nur, dass hier irgendwas vorgehe, von dem ich keine Ahnung hätte. Nicht besonders aufschlussreich, das Ganze.“
    Warum wich Bill seinem Blick aus? Sehr verdächtig. „Ich bleibe am Ball, Bill. In der Zwischenzeit muss ich mich mit meinem neuen Job vertraut machen.“
    „Deswegen habe ich Ihnen Alice zugewiesen.“ Endlich sah Bill ihn wieder an. „Wären Sie gefloppt, hätte jeder gemerkt, dass irgendwas im Busch ist. Dafür schulden Sie mir eine Menge. Ich musste Mark mit einer Gehaltserhöhung bestechen.“
    „Mark hat Allie gar nicht gefeuert?“ fragte Charlie entgeistert. Großartig! Meinetwegen hat Allie also die Hauptsendezeit verloren! dachte er, und plötzlich war er nicht mehr besonders scharf auf ein Gespräch unter vier Augen.
    „Befolgen Sie einfach nur Alices Anweisungen. Und vergessen Sie endlich dieses verflixte Rathaus!“
    „Warum geben Sie mir nicht einfach eine Liste all der kleinen Gaunereien, in die Ihre Freunde verwickelt sind?“
    Bill sprang auf. Drohend beugte er sich über

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