Jeder Hund kann gehorchen lernen
besonders betörend. Darf der Hund das? Soll er das? Wenn er könnte, würde er instinktiv mit » Ja « a ntworten, wir Menschen hingegen in a ller Selbstverständlichkeit und a us unserer Sicht zu Recht mit » Nein « . Und genau a us diesem Grund kann man im Zusammenleben mit Menschen einen Hund nicht Hund sein lassen. Weil es in der Regel dem Hund nicht guttut und für den Menschen unangenehme, womöglich übel riechende und im schlimmsten Fall lebensgefährliche Situationen entstehen.
Wenn man den Hund Hund sein lässt …
Stellen Sie sich einen Jagdhund vor, der einem Reh bzw. seinem Beutetrieb folgend die A 3 überquert! Dabei will er doch bloß Hund sein … Wie immer bestätigen A usnahmen die Regel: Wenn etwa ein Border Collie nicht a ls Haus-, sondern a ls A rbeitshund eingesetzt wird, muss er sogar »Hund sein«, um mithilfe seiner Urinstinkte eine Schafherde zusammenzuhalten.
Bleibt festzuhalten:Wer seinen Hund im A lltag so wenig wie nötig einschränken möchte, sollte ihn so gut wie möglich erziehen. Denn ein gut erzogener Hund hat natürlich mehr Freiheiten a ls einer, den der Halter nicht im Griff hat und der deshalb ständig a ngeleint ist, bei Besuch weggesperrt und bei A usflügen selten mitgenommen wird.
Meistens höre ich das »Bei mir soll der Hund Hund sein«-Märchen in Kombination mit einem äußerst populären Irrtum. Dazu ein Beispiel: Ich komme zu einem Kunden, der Probleme mit seinem Schäferhund Henry hat. Henry springt Besucher a n, deshalb hat die Familie, seit er a us dem Welpenalter raus ist, kaum noch Besuch. Vor a llem Henrys Herrchen macht sich deshalb Sorgen – und zwar wesentlich mehr um seinen Schützling a ls um seine Freunde: »Wir möchten a uf keinen Fall seinen Willen brechen!« Ich bitte ihn, Henry »Sitz« machen zu lassen. »Sitz!«– Henry gehorcht. Herrchen ist stolz, und ich rufe mit gespieltem Entsetzen a us: »Verdammt, jetzt ist es passiert! Was haben Sie nur getan! Der Hund wollte eigentlich stehen bleiben, und Sie haben durch das Kommando ›Sitz!‹ seinen Willen gebrochen.« Herrchen und Frauchen gucken mich schmunzelnd a n. Ich führe meine spielerische und lieb gemeinte Provokation fort: »Und das ist noch nicht a lles: Sie haben seinen Willen ja schon viel früher gebrochen. Wäre es nach Henrys Willen gegangen, wäre er sicher viel lieber bei seinen Eltern und seinen Geschwistern geblieben. Doch Sie haben ihn für 1000 Euro zu sich geholt und seine Familienidylle zerstört.« Herrchen und Frauchen lachen – und verstehen.
Nur schwerhörige Hunde brauchen eine laute A nsprache
Sie sollten bei der Erziehung Ihres Hundes immer bedenken, dass Ihr Tier a uf drei Ebenen erreicht werden kann: Geruch, A kustik, Körpersprache. Geruchstechnisch können Sie eher weniger a uf Ihren Hund einwirken. Er ist a ber sehr wohl in der Lage, viele Ihrer Gesten und Stimmungen wahrzunehmen. Daher sollten Sie im Umgang mit Ihrem Tier sehr sorgsam sein. Ihre Gesten (Sichtzeichen) und Ihre Stimme (Hörzeichen) müssen bei der Kommunikation übereinstimmen, sonst ist der Hund verwirrt und reagiert a nders, a ls Sie es erwarten. Ein Beispiel: Bei dem Kommando » Ab! « , das dem Hund signalisiert, dass er sich entfernen bzw. A bstand halten muss, sollte Ihr Tonfall bestimmend sein und die Bewegung Ihrer Hand weist von Ihnen weg. Das Tier muss die Ernsthaftigkeit Ihrer A ufforderung verstehen. A nders ist die Situation beim gemeinsamen Spiel. Wenn Sie Ihren Hund in forschem Tonfall mit » Such! « oder » Hol’s! « a uffordern, einen Ball zu a pportieren, weil er ins Wasser gefallen ist und a bzutreiben droht, und dabei a uch noch mit dem Zeigefinger in Richtung Ball zeigen (was der » Ab! « -Geste ähnelt!), könnte der Hund eine falsche Verknüpfung herstellen, unterwürfig reagieren und den Ball nicht holen. Stehen Sicht- und Hörzeichen nicht im Einklang, vermischen sich in der Wahrnehmung des Hundes » Spiel « und » Drohgebärden « .
»Ein Hund, der wiederholt nicht a uf ein Kommando reagiert, muss mit erhobener Stimme zur Räson gebracht werden.« Diesem weitverbreiteten Irrtum begegne ich gerne mit folgendem Satz: »Wenn der Hund nicht hört, sollten Sie schnell mit ihm zum Tierarzt gehen!« Oder a nders formuliert: Wenn Ihr Hund Sie nicht versteht, müssen Sie konsequenter trainieren oder einen guten Trainer a ufsuchen. Es ist vollkommen unnötig, Hörzeichen mit erhobener Stimme zu geben oder sogar zu schreien; nicht selten offenbart ein solches Verhalten
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