Jeder Hund kann gehorchen lernen
entfernen, und stattdessen weiterschnuppern will, schnappt sie kurz nach ihm. Beide Halter ziehen ihre Hunde a useinander. Ende der Begegnung. Der Halter der » Zicke « verabschiedet sich mit den Worten: » Ich weiß a uch nicht, warum sie das immer macht. «
Eine typische Situation, bei der die a ngebliche »Zicke« (natürlich) eine Hündin ist, der a ndere Hund a ber genauso gut ein Rüde oder ebenfalls eine Hündin sein könnte. »Zicken« sind eben immer »zickig«, unabhängig davon, a uf welches Geschlecht sie treffen – so das Klischee der »Zicke«, der die üblichen A ttribute zugeschrieben werden: launisch, überspannt, eigensinnig, selbstverliebt, a rrogant, unberechenbar, link. Wie die Metapher der menschlichen »Zicke« entstanden ist und was dahintersteht, können Soziologen und Sprachwissenschaftler erklären. A n dieser Stelle interessiert nur eines: Die Bezeichnung ist fester Bestandteil der Umgangssprache geworden – und wird gerne a uf Hündinnen übertragen.
Irrtum Nr. 21:
» Meine Hündin ist eine Zicke.«
Falsch! Die Eigenschaften, die wir Menschen einer »Zicke« zuschreiben (launisch, selbstverliebt, a rrogant etc.), lassen sich unmöglich a uf die Hundewelt übertragen. »Zickiges« Verhalten bei Hündinnen ist vielmehr a ls Dominanz- oder A bwehrreaktion a uf einen a nderen Hund zu erklären, der bei Geruchskontrolle und Co. zu forsch und zu schnell Kontakt a ufnimmt.
Dabei können Hündinnen genauso wenig »zickig« sein wie trotzig oder eifersüchtig. Was bei Begegnungen mit vierbeinigen »Zicken« tatsächlich passiert, ist Folgendes: Wenn sich ein Hund einer dominanten Hündin nach dem Motto »Hallo, hier bin ich! Wer bist du denn?« forsch nähert und sie beschnüffeln will, kann es sein, dass ihr das zu weit geht. A lso zeigt sie Zähne, um zu signalisieren: »Lass das, ich will das nicht, du kommst mir zu schnell zu nahe!« Und wenn der oder die a ndere daraufhin nicht a blässt, schnappt die dominante Hündin eben kurz zu, um sich (artgerecht) Respekt zu verschaffen. Die gleiche Reaktion könnte a uch eine Hündin zeigen, die eher unterwürfig ist. In diesem Fall wäre das Zähnezeigen und Schnappen a llerdings keine Dominanzgeste, sondern eine A bwehrhaltung, weil die Hündin vielleicht selten a ndere Hunde trifft und deshalb etwas mehr Zeit braucht, um Kontakt a ufzunehmen.
Warum stecken Hundehalter ihre eigene Hündin eigentlich in die »Zicken«-Schublade? Viele tun das vermutlich, weil sie sich dadurch für ein Verhalten, das sie nicht verstehen, eine plausible Erklärung gebastelt haben. Manchen gefällt vielleicht a uch die Vorstellung, eine hündische »Zicke« zu haben. Nicht umsonst gehört die A ufschrift »Zicke« zu den beliebtesten Klett-Stickern bei Hundegeschirren.
Hündinnen können nicht »zickig« im Sinne von launisch, überspannt oder eigensinnig sein. In der relativ berechenbaren Hundewelt existieren diese unberechenbaren Eigenschaften schlicht und einfach nicht. Eine Hündin, der man ein unberechenbares Verhalten nachweisen könnte, müsste verhaltensgestört oder krank sein. Der von uns Menschen interpretierte »Zickenalarm« beim ersten Kennenlernen kann durchaus in eine spielerische und harmonische Begegnung übergehen.
Natürlich gibt es a uch unter Hunden und Hündinnen Exemplare, die sich gut riechen können, wie a uch das genaue Gegenteil. Manchmal dauert es eben nur ein paar Sekunden, bis klar ist, ob gegenseitiges Interesse besteht oder nicht.
Die » 100 Prozent Verlass « -Floskel
Kennen Sie einen Menschen, a uf den Sie sich zu 100 Prozent verlassen würden? Nicht 95 oder 99 Prozent, sondern 100 Prozent – Fehlerquote: null! Ich kenne niemanden, der infrage käme. Obwohl ich Familienangehörige, eine Partnerin und gute Freunde habe, denen ich sehr vertraue. A ber zu 100 Prozent?! Wie soll das funktionieren? Ich würde selbst von mir nie behaupten, dass man sich zu 100 Prozent a uf mich verlassen kann. Schließlich ist keiner perfekt: Wer ist noch nie zu einem Termin zu spät gekommen oder hat noch nie etwas vergessen? Das ist doch menschlich. Mir ist schon klar, dass » 100 Prozent verlässlich « eher eine Redensart im Sinne von » sehr zuverlässig « ist, die man weder a llzu wörtlich noch a llzu ernst nehmen sollte. A llerdings – und deswegen bringe ich das Thema zur Sprache – übertragen Menschen die » 100 Prozent Verlass « -Floskel sehr gern a uf Hunde. Wenn ich Sätze wie » Für diesen Hund lege ich meine Hand ins Feuer!
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