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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Herzen, Schnörkeln und Rosetten. Wie auch im Esszimmer ergänzten rote Wände und roter Samt die Einrichtung. Der große Farbfernseher, den Annies Mann Charles für das Zimmer gekauft hatte, stand noch immer dort.
    »Eine Schande«, sagte Wes, als er sich umsah. Annie schaute ihn fragend an.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin der Meinung, dass Fernseher in ehelichen Schlafzimmern nichts zu suchen haben, aber das kann man ja auch anders sehen.« Sein Blick wanderte zu einem prall gepolsterten Sessel und einer Ottomane vor dem Kamin.
    »Ich habe alle Kamine auf Gas umgestellt«, sagte Annie. »Ich finde es schöner, wenn man bei brennendem Feuer einschlafen kann.«
    Wes drehte sich zu ihr um. »Ach, ja?«
    Als er sie ansah, stellte sie sich plötzlich vor, an einem kalten Winterabend unter frischer Bettwäsche und schweren Decken zu kuscheln. Vor ihrem inneren Auge sah sie ineinander verschlungene Beine, zwei behaarte und zwei rasierte, und ein warmes Feuer, das Schatten an die Wände malte. Annie kreuzte die Arme vor der Brust. Es war ein sonderbares Gefühl, allein mit Wes in dem Zimmer zu stehen, das sie zwei Jahre lang mit ihrem Mann geteilt hatte. »Durch die Tür da geht‘s ins Badezimmer«, erklärte sie und wies mit dem Kinn in die entsprechende Richtung.
    Wes entdeckte den kunstvoll verzierten Spiegel über dem Bett. »Hübsch«, sagte er. »Haben Sie dieses Zimmer eingerichtet?«
    »Oh, nein«, versicherte Annie schnell. »Das wurde schon vor Generationen gemacht. Meine Familie bestand darauf, die Einrichtung des Hauses so originalgetreu wie möglich zu belassen. Mit Ausnahme der Küche«, fügte sie hinzu. »Die ursprüngliche Küche war gar nicht hier im Haus, sondern in einem Anbau, wie in den meisten Häusern aus jener Zeit. Sie ist abgebrannt.«
    »Ihre Vorfahren hatten einen ungewöhnlichen Geschmack.«
    »Ja.«
    »Wo schlafen Sie denn?«
    Annie versuchte, nicht zu lange in Wes‘ warme braune Augen zu schauen.
    »Nebenan. Und Theenie wohnt direkt gegenüber«, fügte sie hinzu und fragte sich dann, warum sie es für notwendig hielt, ihn wissen zu lassen, dass sie nicht die Einzigen waren, die in diesem Stockwerk schliefen. »Im zweiten Stock sind noch einmal fünf Zimmer, aber manche sind sehr klein. Meine Großmutter ließ einen Aufzug einbauen, als sie nicht mehr so gut auf den Beinen war, aber der ist langsam und sehr unzuverlässig.« Annie fiel auf, mit welch sonderbarem Gesichtsausdruck Wes sie beobachtete. Taxierte er sie?
    Überlegte er, ob sie genauso verrückt war, wie sie ihm erschien? Wahrscheinlich war sie wirklich übergeschnappt, überhaupt zu erwägen, ihm ein Zimmer zu vermieten.
    »Dass Sie aus diesem Zimmer ausgezogen sind! Schlechte Erinnerungen?«
    Dieser Mann stellte viele Fragen. »Es kam mir einfach zu groß für mich allein vor.«
    Wes legte den Kopf zur Seite und betrachtete Annie unverhohlen. »Ihr Gatte war offenbar kein kluger Mann. Ich kann mir nicht vorstellen, aus welchem Grund er jemanden wie Sie betrügen sollte.«
    »Kann schon sein, dass er ein Idiot war«, gab Annie sachlich zurück.
    »Na, Sie sind ja noch jung. Eines Tages lernen auch Sie Ihren Märchenprinzen kennen.«
    »Ich bin ganz zufrieden mit meinem Leben, so wie es jetzt ist.«
    »Tragen Sie deshalb so weite Hemden? Damit die Männer bloß nicht auf Sie aufmerksam werden?«
    Wes grinste, und Annie hatte das Gefühl, als würden sich ihre Zehen kringeln. O jemine! »Genau. Ich gehöre zu den Frauen, die sich unauffällig anziehen müssen, um sich die Männer vom Hals halten zu können.«
    »Sie sehen trotzdem noch verdammt gut aus.«
    »Dann muss ich vielleicht doch auf Sackleinen zurückgreifen.«
    Wes fasste in seine Gesäßtasche und zog seine Brieftasche hervor. »Sie möchten wahrscheinlich Referenzen sehen, damit die Dame mit den blau gefärbten Haaren nicht Reißaus nimmt, sobald ich einziehe.« Er blätterte mehrere Visitenkarten durch und reichte Annie eine davon. »Der hier bürgt für mich.«
    »Wer ist das, Ihr Gefängniswärter?«
    »Das ist mein Bankberater.« Er gab ihr noch eine Karte. »Und das ist mein Anwalt. Der bekommt jeden Monat Geld von mir, damit er mich vor den schwedischen Gardinen bewahrt.«
    »Das ist immer nützlich. Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Fotograf.«
    Annie konnte ihre Überraschung nicht verhehlen. Fotograf klang so zahm, der Mann vor ihr sah alles andere als brav aus. »Das ist ja interessant! Vielleicht darf ich mal einen Blick auf Ihre Arbeiten

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