Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
Schutz. Hast du ihn um seinen Schutz gebeten, Luke?«
»Nein.« Luke kämpfte gegen sein Unbehagen an.
»Obi-Wan wollte dich zu seinem Schüler machen, dir aber nicht die Freiheit geben, deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Hat er dir so wenig vertraut? Bist du immer mit seinem ›bestimmten Blickwinkel‹ einverstanden gewesen?«
»Nein«, sagte Luke und spürte zunehmende Zweifel. Anakins Stimme bebte jetzt vor Zorn. »Obi-Wan wehrte sich gegen die komplexen Sith-Lehren, die ich entdeckt hatte. Er verstand sie damals nicht einmal, aber er verbot mir, sie weiter zu studieren – obwohl er ständig erklärte, daß ich für mich lernen und meinen eigenen Weg gehen sollte. Ich rebellierte gegen seine Engstirnigkeit, und ich bestand darauf, Geheimnisse zu enthüllen, für die ich noch nicht reif war. Am Ende verschlangen sie mich – ich verfiel der dunklen Seite und wurde zum Dunklen Lord der Sith.«
Anakin sah Luke mit gequälter, um Vergebung bittender Miene an. »Aber hätte mir Obi-Wan erlaubt, die Lehren nach meinem Gusto zu studieren, wäre ich stärker geworden. Ich wäre nicht korrumpiert worden. Das hat er nie verstanden.«
Anakins Abbild schüttelte den Kopf. »Wenn du andere Jedi ausbilden willst, Luke, dann mußt du dir über die möglichen Konsequenzen des von ihnen Gelernten im klaren sein. Auch du mußt das uralte Erbe der Sith studieren. Es ist ein Teil deiner Jedi-Ausbildung.«
Luke schluckte. »Ich habe Angst, dir zu glauben, Vater. Ich habe die Macht der dunklen Seite bereits kennengelernt.«
Unter ihnen summten und sangen die Massassi-Arbeitsgruppen in apathischer Eintönigkeit, längst jenseits aller Erschöpfung, während sie einen gewaltigen Block eine lehmüberzogene Rampe aus zusammengebundenen Baumstämmen hinaufzogen.
Auf dem Dach des Traumtempels sagte das flimmernde Abbild Anakin Skywalkers mit noch größerem Nachdruck: »Ja, aber die Lehren der Sith ermöglichen es dir, deine Kräfte besser zu beherrschen. Du kannst die letzten Überreste des armseligen Imperiums, die deine Neue Republik bedrohen, auf einen Schlag auslöschen. Du kannst mehr werden als ein bloßer Diener einer schwachen und korrupten Regierung. Du kannst der Galaxis als gütiger Herrscher dienen.
Du verdienst dies mehr als jede andere Person, Luke. Du kannst alles kontrollieren, wenn du die Macht als dein Werkzeug einsetzt, statt dich zu ihrem Diener zu machen.« Luke versteifte sich, konnte nicht glauben, was sein Vater da sagte. Dann bemerkte er, daß mit zunehmender Leidenschaft in Anakin Skywalkers Stimme sein Abbild undeutlicher wurde und flackerte, bis es sich in einen bloßen schwarzen Umriß verwandelte, eine verschlingende, kapuzenverhüllte Gestalt, die ihre Energie aus der Luft bezog.
Langsam dämmerte Luke die Wahrheit. »Du bist nicht mein Vater!« schrie er, als sich die Illusion auflöste. »Mein Vater war am Ende ein guter Mensch, geheilt von der Seite des Lichts.«
Grelle Lichtbahnen zuckten über den Traumhimmel in der Vergangenheit von Yavin 4. Massassi-Sklaven flohen panikerfüllt in den Dschungel, als die monumentalen Tempel unter einer Salve Laserblitze aus dem Orbit in Trümmer fielen. Schlachtschiffe der Alten Republik waren eingetroffen und verwüsteten die Oberfläche des Planeten.
»Wer bist du?« schrie Luke der Gestalt durch den ohrenbetäubenden Lärm der plötzlichen Vernichtungsorgie zu. »Wer?«
Doch der fahle Schatten lachte und lachte. Entweder ignorierte er die Zerstörung, die über die Baustellen raste – oder er amüsierte sich über sie. Die Massassi-Tempel explodierten. Der dichte Regenwald ging in Flammen auf.
Die Silhouette des schwarzen Mannes wurde größer und größer und verschluckte den Himmel. Luke wich zurück, doch seine Traumfüße erreichten den Rand des gewaltigen Tempels, und er kippte nach hinten, fiel und fiel…
Hinter den dicken Steinwänden seines Quartiers versuchte Gantoris nicht einmal zu schlafen. Er saß auf seiner Koje und wartete voller Angst auf das Erscheinen des schwarzen Mannes aus seinen Alpträumen.
Er befingerte das Lichtschwert, das er konstruiert hatte, strich über den glatten, zylindrischen Griff, die rauhen Stellen, wo er die Einzelteile zusammengeschweißt hatte, die Knöpfe, mit denen er die Energieklinge aktivieren konnte. Er fragte sich, ob es ihm gegen die uralte Erscheinung helfen konnte, die ihn Dinge gelehrt hatte, die ihm Furcht einflößten, Dinge, die Master Skywalker seinen Jedi-Schülern niemals zeigen
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