Jeier, Thomas
überschaubares Gebiet zu reduzieren, ihr Fleisch und die gesammelten Beeren und Kräuter zu konservieren und sich auf Handelsbeziehungen mit benachbarten Stämmen einzulassen. Die ersten festen Sommer- und Winterlager entstanden, und in den Wäldern ging man ganz allmählich dazu über, auch Felder anzulegen. Es ist wahrscheinlich, dass Händler aus dem fernen Mesoamerika, Mais, Bohnen und Squash mitbrachten und ihnen zeigten, wie man das Gemüse anpflanzte.
Als sichtbares Zeichen dieses Austauschs entstanden bereits um 1500 vor Christus die ersten Pyramiden und Erdhügel, der eindrucksvollste erhebt sich bei Poverty Point im heutigen Louisiana. Für den über 20 Meter hohen »Grave Creek Mound« im heutigen West Virginia wurden 72 000 Tonnen Erde verwendet, die, in Ermangelung von Pferden und Wagen, in Körben zur Baustelle getragen werden mussten - ein Grund dafür, warum die meisten Mounds über mehrere Jahre und sogar Jahrzehnte hinweg in unterschiedlichen Phasen errichtet wurden. Nach jeder Phase begrub man Tote in den Begräbnishügeln, sodass Archäologen später keine Schwierigkeiten hatten, die einzelnen Bauphasen zu bestimmen. Bei den Grabbeigaben der bestatteten Priester fanden sich Statuen aus Kupfer, das eindeutig aus Mesoamerika importiert worden war, sowie Muscheln aus dem Golf von Mexiko, ein weiterer Hinweis, dass mesoamerikanische Händler zur Adena-Kultur beitrugen.
Adena- und Hopewell-Kultur
Das Zentrum der Adena-Kultur war ein Begräbnishügel im südlichen Ohio. In einem Gebiet von mehr als 300 Meilen lagen zahlreiche Dörfer an den Flussufern. Die Clans verteilten sich auf die kreisrunden Strauchhütten, meist wohnten nur fünf oder sechs Personen in den zehn bis zwölf Hütten eines Dorfes. Obwohl sie Feldfrüchte anbauten, stand auch Fleisch auf ihrem Speiseplan. Mit hölzernen Speeren, deren Spitzen aus abgeflachten, zugespitzten Steinen gefertigt waren, gingen sie auf die Jagd. Sogar mächtige Elche und Hirsche erlegten sie mit diesen einfachen Waffen. Aus den Flüssen holten sie Fische, Muscheln und Schildkröten, in den Wäldern sammelten sie Nüsse und Beeren. Ihre große Ehrfurcht vor den Tieren und ihrer Kraft zeigt sich daran, dass die Schamanen ihre Häupter mit Hirschgeweihen schmückten, die Bewegungen und Laute der Tiere nachahmten und sie in aufwändigen Ritualen um Vergebung baten, dass sie ihnen das Leben geraubt hatten.
Auf ihren Feldern bauten sie neben Flaschenkürbissen und Kräutern, erst um 200 nach Christus Mais an, den Händler aus Mexiko nach Adena brachten. Außerdem pflanzten sie Tabak an, der mit Beeren und Kräutern vermischt, in kleinen Pfeifen geraucht oder bei Zeremonien und rituellen Handlungen ins Feuer gestreut wurde. Aus Pflanzenfasern webten sie Kleidungsstücke und Matten. Aus Metall und Stein gefertigte Tierfiguren fand man vornehmlich in jenen Grabhügeln, in denen hochgestellte Persönlichkeiten wie Priester und Häuptlinge bestattet wurden. Man begrub die Toten, so wie sie gestorben waren, oder verbrannte sie und bedeckte ihre Überreste mit kunstvoll verzierten Muscheln und Masken aus Knochen und Zähnen. Einfache Männer und Frauen fanden ihre letzte Ruhe in Gruben und wurden lediglich mit Steinen bedeckt.
Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die Baukunst der Moundbuilders in der anschließenden Hopewell-Phase. die um 100 vor Christus ebenfalls in Ohio ihren Ursprung hatte. Die Hopewell-Moundbuilders waren direkte Nachfahren der Adena-Moundbuilders und unterschieden sich von ihnen lediglich durch ihre komplexere Gesellschaftsstruktur, eine höher entwickelte Baukunst, ausgedehntere Felder und aufwändigere Begräbniszeremonien. Die kuppelförmigen Hütten aus Strauchwerk, Lehm und Fellen waren wesentlich stabiler und hielten die Wärme besser als vormals die einfachen Strauchhütten, ihre Waffen und Werkzeuge zeugten von größerem handwerklichen Geschick, ihr soziales Gefüge war geprägt von der Furcht vor den Göttern und der mächtigen Kaste von Priestern und Herrschern.
Vor allem aber waren sie erfolgreiche Händler, die in ihren Kanus über ein weites Netz von damals wesentlich breiteren Flüssen und Seen paddelten und auf langen Reisen bis ins Hudson River Valley, zu den Großen Seen, an den Mississippi, den Golf von Mexiko und höchstwahrscheinlich auch bis nach Mesoamerika vorstießen - anders als ihre Vorfahren, die lediglich mit ihren nächsten Nachbarn gehandelt und Händler aus Mexiko nur in ihren eigenen Dörfern empfangen
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