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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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offene Türen einrannte. Wie die Eisenbahn stand auch die Armee unter dem Druck der vielen Siedler und Farmer, die in den fruchtbaren Black Hills eine neue Heimat zu finden hofften und ungeduldig auf die Öffnung des Landes warteten. Indem man den Vermessungstrupp der Northern Pacific Railroad Company mit einer Infanterieeinheit durch die Black Hills eskortierte, bekam man die willkommene Gelegenheit, unter dem zivilen Deckmantel militärische Erkundungen durchzuführen und einen Krieg gegen die Sioux vorzubereiten. Auch Geologen und Biologen gehörten zu den Teilnehmern dieser Expeditionen, sie erforschten die neuen Gebiete auch im Hinblick auf Bodenvorkommen und spätere Anbaumöglichkeiten.
    Die ersten Expeditionen unter Colonel J. N. G. Whistler im Sommer 1871 und unter Colonel David S. Stanley im Sommer 1872 führten bis zum Zusammenfluss von Yellowstone und Powder River in Montana. Der militärische Begleitzug bestand allerdings nur aus Soldaten der Infanterie. Um noch beweglicher und besser gegen die Bedrohung durch eine Übermacht von feindlichen Sioux und Cheyenne gewappnet zu sein, zog man 1873 auch Soldaten der Kavallerie hinzu. Befehlshaber dieser berittenen Einheit war Lieutenant Colonel George Armstrong Custer. Der Offizier, wegen seines jugendlichen Aussehens und seiner Unbekümmertheit auch »Boy General« genannt, war ehrgeizig bis ins Mark. Er verstand es wie kaum ein anderer Offizier die Allianz mit der Industrie für seine eigenen militärischen und politischen Ziele zu nutzen. Custer war im Bürgerkrieg zum »General auf Zeit« befördert worden und diente während der Sioux-Kriege als Lieutenant Colonel und Befehlshaber des angesehenen Siebten Kavallerie Regiments, das in Fort Abraham Lincoln stationiert war.
    Der weltweite Börsencrash im Herbst 1873, in Europa durch zahlreiche Kriege und in den USA durch Spekulationen mit Immobilien und Eisenbahnaktien hervorgerufen, stürzte Jay Cooke und die Northern Pacific nahezu in den Ruin. Die einzige Rettung boten die Grundstücke entlang der geplanten Trasse, die allerdings kaum etwas wert waren, solange die Strecke nicht gebaut war. Nur durch die Öffnung der Black Hills und den Verkauf weiterer Grundstücke würde man den endgültigen Bankrott abwenden können. Eine erneute Allianz mit der Armee sollte Abhilfe schaffen und den Weiterbau garantieren. Wieder stieß man auf offene Ohren, und das aus mehreren Gründen: In den Jagdgründen der Sioux war es zu weiteren Unruhen gekommen, in den Black Hills wurden riesige Goldvorkommen vermutet, und »General Custer«, wie er weiterhin genannt wurde, hungerte nach persönlichem Ruhm und einem Platz in der Geschichte. Nicht zuletzt seinem Ehrgeiz war die Black Hills Expedition von 1874 zu verdanken.
    Welch große Bedeutung das Unternehmen für die Besiedlung des amerikanischen Westens hatte, zeigt das Ausmaß der Expedition, das sich auch an der Marschordnung zeigte: Vorneweg ritten die indianischen Kundschafter, unter ihnen Bloody Knife, Custers langjähriger Scout. Als Sohn eines Sioux-Kriegers und einer Crow-Frau fühlte er sich den Weißen mehr verbunden als dem Volk seines Vaters, das ihn als »Halbblut« missachtete. Dahinter kam eine Batterie mit drei »Gatling Guns«, den Vorläufern der Maschinengewehre und eine Kanone. Die 110 Wagen mit Vorräten für zwei Monate und den Ambulanzen sollten, sofern es das Terrain erlaubte, in Viererreihen fahren, gefolgt von einem Bataillon Infanterie. Custers Siebte Kavallerie schützte das Ende und die Flanken des langen Zuges. Insgesamt 1200 Soldaten gehörten zu dem Aufgebot, aber auch Landvermesser, Prospektoren, Geologen, Biologen, angesehene Wissenschaftler wie der Ethnologe und Paläontologe George Bird Grinnell sowie fünf Journalisten, die mit ihren Meldungen große Zeitungen wie die New York Times und die Bismarck Tribune in Norddakota bedienten. Eine Fülle von historisch wertvollen Aufnahmen lieferte der Fotograf William H. Illingworth, darunter etliche Fotografien mit Zelten, die deutlich sichtbar den Aufdruck »NPRR« zeigen, ein unverkennbares Indiz dafür, dass die Northern Pacific Railroad Company an dieser wichtigen Expedition beteiligt war.
    Der Auslöser für den folgenden Krieg waren vor allem die Goldfunde in den Black Hills. Am 5. August stießen die Prospektoren der Expedition auf Gold »in kleinen, aber einträglichen Mengen«. Weder die Armee noch die Northern Pacific widersprachen den sich verbreitenden, übertriebenen Berichten von einer

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